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Umleitungen drohen Statik am Limit: Ohne zeitnahe Sanierung drohen gesperrte Weserbrücken

Die Weserbrücke der A1 und die Stephanibrücke sind noch maroder, als bislang gedacht. Die Autobahn GmbH will ab 2024 mit der Sanierung beginnen. Das bedeutet Umleitungen und mehr Verkehr in der Stadt.
18.03.2023, 05:00 Uhr
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Von Timo Thalmann Jürgen Theiner

Der Zustand der Autobahnbrücke der A 1 über die Weser sowie der Stephanibrücke ist schlechter als bislang angenommen. Das haben Untersuchungen durch Ingenieure der Autobahn GmbH ergeben. „Die Sanierung beider Bauwerke muss jetzt sehr zeitnah beginnen“, sagt Geschäftsführer Stephan Krenz. Die Autobahn GmbH ist seit Anfang 2021 als Unternehmen des Bundes für Planung, Bau, Instandhaltung, Betrieb sowie Finanzierung aller Bundesautobahnen sowie einiger Bundesstraßen zuständig. Dazu zählen in Bremen auch die B 6 sowie B 75 und damit die Stephanibrücke.

Laut Krenz könnten ohne schnelle Maßnahmen bald weitreichende Beschränkungen für den Lkw-Verkehr oder vollständige Sperrungen drohen. Beide Brücken seien marode und wiesen zahlreiche Schäden und Ermüdungsrisse bei den Stahlträgern auf. „Wir sind am Limit der gerade noch rechtlich zulässigen Belastungen der Statik“, sagt der Wirtschaftsingenieur. Wegen der hohen Dringlichkeit werde die Autobahn GmbH ein neues Projektbüro in Bremen eröffnen und Personal vor Ort zusammenziehen. Bislang betreut eine Außenstelle des Unternehmens in Verden die Autobahnen und Bundesstraßen im Land Bremen.

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Erstmals werden auch konkrete Zeiträume für die Sanierungen genannt: Priorität genießt laut Krenz die A 1. Von 2024 bis 2026 soll die 1962 erbaute Weserstrombrücke soweit ertüchtigt werden, dass weitere fünf bis zehn Betriebsjahre gewonnen sind. Diese Zeit werde für die Planung eines Ersatz-Neubaus gebraucht. Ähnliches ist in den Jahren 2026/27 für die Stephanibrücke vorgesehen. Auch hier soll durch eine Sanierung Zeit gewonnen werden, um eine neue Brücke zu errichten, die mutmaßlich ab 2038 die 1968 eröffnete bisherige Brückenkonstruktion ersetzt. „Es ist aber auch denkbar, dass wir früher mit Instandsetzung der Stephanibrücke beginnen müssen. Der Patient steht jetzt unter laufender Beobachtung“, so Krenz.

Die Sanierungen und Neubauten insbesondere an der innerstädtischen Stephanibrücke erfordern eine enge Kooperation zwischen der Autobahn GmbH und dem Bremer Amt für Straßen und Verkehr (ASV). Mit den Arbeiten sind Fahrbahnsperrungen oder kurzzeitige Vollsperrungen der Brücke verbunden. Umleitungen und Ausweichstrecken können nur durch das Stadtgebiet führen. Einen Vorgeschmack auf die Auswirkungen werden die Bremer in diesem Jahr bekommen: Die Fahrbahnübergänge der Brücken, mit denen auch die Wärmeausdehnung des Bauwerks abgefangen wird, sind laut Krenz dringend erneuerungsbedürftig. Die Arbeiten bedeuten zumindest für einige Wochen eine massive Verkehrsbehinderung.

Besonders betroffen ist davon das Transportgewerbe. Schon jetzt ist die Stephanibrücke für Schwerlastverkehre über 44 Tonnen gesperrt, normale Lkw müssen Überhol- und Abstandsgebote beachten. Gleichzeitig sind auch die städtischen Weserquerungen seit November in unterschiedlicher Weise beschränkt, weil ebenfalls umfangreicher Sanierungsbedarf besteht.

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So ist die Wilhelm-Kaisen Brücke für Lkw über 16 Tonnen gesperrt, die Bürgermeister-Smidt-Brücke für Fahrzeuge über 30 Tonnen und die Karl-Carstens-Brücke (Erdbeerbrücke) für Fahrzeuge mit mehr als 20 Tonnen. Die Autobahnbrücke der A 1 sowie die Stephanibrücke sind für schwerere Fahrzeuge bislang die Ausweichstrecken. Für Schwerlasttransporte jenseits der 40 Tonnen ist die A 1 derzeit die einzige Möglichkeit, die Weser zu überqueren. Eine großräumige Ausweichstrecke nach Norden wäre nur der Weg über die A 7.

Im Bremer Transportgewerbe und in der Hafenwirtschaft sieht man die weiteren Engpässe mit großem Unbehagen. „Wir als Unternehmen sind auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen“, sagt Olaf Mittelmann, Prokurist der Straßenverkehrsgenossenschaft SVG. Wenn Spediteure die Hafenverkehre nur über größere Umwege abwickeln könnten, verteure das die transportierten Waren und führe letzten Endes dazu, dass sich die Konkurrenzsituation der Häfen in Bremen und Bremerhaven gegenüber den großen Umschlagplätzen in den Niederlanden – vor allem Rotterdam – weiter verschlechtere.
Mittelmann verweist darauf, dass auch die A 7 als Ausweichstrecke wegen maroder Stellen inzwischen in ihrer Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt sei. Schlimmstenfalls „könnte es irgendwann deshalb sein, dass wir über die A 27 und A 2 über den Berliner Ring nach Bremerhaven fahren müssen“, so Mittelmann.

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