Wie das mit dem Schildern jetzt genau passieren wird, wisse er auch nicht. "Das ist ja jetzt eine ziemliche Ausnahme, normalerweise bewegen sich die Sehenswürdigkeiten ja nicht", sagt Patrick Amrhein, Sprecher der Autobahn GmbH. Doch die Sehenswürdigkeit in Form des Schulschiffs Deutschland hat vor rund drei Monaten ihren Liegeplatz an der Lesum-Mündung verlassen - nach 25 Jahren. Geblieben sind die Schilder an der Autobahn 27 unmittelbar vor der Lesumbrücke. Es sind die typischen in braun und weiß gestalteten Hinweistafeln, wie sie überall in Deutschland entlang der Autobahnen zu sehen sind. Unterrichtungstafeln heißen sie offiziell.
Damit die beiden Tafeln zum Schulschiff der beworbenen Sache in Richtung Bremerhaven hinterherziehen, bedarf es einiger bürokratischer Akte. Die neue Autobahn GmbH als zuständige Bundeseinrichtung für die Autobahnen ist ebenso wie die vorige Bundesfernstraßenverwaltung für die touristische Werbung nur sehr indirekt zuständig. "Wir prüfen lediglich, ob den entsprechenden Anträgen für diese Schilder entsprochen werden kann", sagt Amrhein. Sei das der Fall, können die Schilder hingestellt werden. "Sämtliche Kosten dafür inklusive alle Folgekosten liegen dann allerdings bei dem jeweiligen Antragsteller", sagt Amrhein. Das geht so weit, dass die Autobahn GmbH die Schilder weder reinigt, noch im Winter vom Schnee befreit. "Das findet von unserer Seite nur bei Schildern statt, welche die Verkehrssicherheit gewährleisten." Das alles ist der Grund, warum das Schild dem Schulschiff noch nicht hintergezogen ist: Die Autobahn GmbH wird von sich aus eben nicht tätig.
Wie viele Schilder es insgesamt sind, lässt sich nicht sagen
Wer so ein Schild haben, erneuern oder versetzen will, muss sich also selber drum kümmern. Theoretisch kann das übrigens jeder, praktisch sind es vor allem Kommunen und Tourismusverbände, die sich um die Hinweistafeln bemühen. Der Autobahn GmbH ist das am Ende egal, entscheidend ist aus Ihrer Sicht, ob die seit 2008 geltenden "Richtlinien für die touristische Beschilderung" eingehalten werden. Die sind etwas großzügiger, als die zuvor gültigen Bestimmungen aus den 1980er-Jahren, weswegen die Zahl der braun-weißen Unterrichtungstafeln seitdem stark gestiegen ist. Wieviele genau entlang aller Autobahnen stehen, weiß niemand sicher. Es gibt keine zentrale Erfassung. Bevor die Autobahn GmbH in diesem Jahr das Thema übernommen hat, waren die obersten Verkehrsbehörden der Länder für die Genehmigungen zuständig.
Als Schulschiff und Schild 1996 an die Lesum kamen, war das deswegen eine Sache der Bremer Behörden untereinander. Die Frage, wer jetzt in Bremen die entsprechenden Anträge stellt, führt den Reporter von der Verkehrssenatorin über das Amt für Straßen und Verkehr zur Wirtschaftsförderung und von dort schließlich zur Wirtschaftssenatorin. In deren Haus hat man sich des Themas angenommen und will unter anderem mit Bremerhaven klären, ob und wie nach dem Schiff auch das zugehörige Schild an den entsprechenden neuen Ort gebracht werden kann.
Es geht mutmaßlich um die Verteilung der Kosten zwischen den beiden Kommunen Bremen und Bremerhaven, denn eine einzelne Unterrichtungstafel beansprucht mit allen Arbeiten insgesamt ein Budget von 10.000 bis 15.000 Euro. Außerdem will Bremen den schon vorhandenen Halter der Unterrichtungstafel an der Lesum nicht abmontieren, sondern weiter nutzen. Geplant ist ein Hinweis auf den Gedenkort Bunker Valentin. Den entsprechenden Antrag prüft bereits die Außenstelle Verden der Niederlassung Nordwest der Autobahn GmbH.
Da bereits ein Schild an dem Standort steht, dürften zahlreiche Kriterien eigentlich erfüllt sein: Im Abstand von 500 Metern sollen zum Beispiel keine Entfernungsangaben stehen, der Abstand zu einer Ein- oder Ausfahrt sollte wenigsten 1000 Meter betragen und zwischen zwei Ausfahrten nicht mehr als zwei Unterrichtungstafeln stehen. Geprüft wird das in einer ordentlich arbeitenden Behörde natürlich trotzdem noch einmal. Außerdem ändert sich der beworbene Gegenstand und auch für den gibt es zahlreiche Bestimmungen.
Das worauf hingewiesen wird, sollte zum Beispiel höchstes zehn Kilometer Luftlinie entfernt sein und von allgemeinen, überregional touristischen Interesse sein. Weitere Kriterien: Ganzjährig zugänglich, mit Zufahrtsstraße und ausreichend vielen Parkplätzen. Und dann sind da noch die Gestaltungskriterien für die Tafel: Abgesehen von der braun-weißen Farbgebung soll sich das Motiv auf die wesentliche Aussage und eine deutliche Abstrahierung des Objektes beschränken. "Eine zu starke Detaillierung der Darstellung ist zu vermeiden", heißt es in den Richtlinien.
Gleichwohl hat es sich Bremen nicht nehmen lassen, sein Rathaus und den Roland an der A1 in beiden Fahrtrichtungen zwischen Bremen-Brinkum und dem Bremer Kreuz vergleichsweise präzise abzubilden. Das Motiv findet sich auch nochmal an der A27. Allerdings dürften diese Bremer Attraktionen in absehbarer Zeit kaum ihren Standort verlassen, sodass man hinsichtlich der Schilder in die Verlegenheit einer erneuten Überprüfung käme. Das gilt ebenso für das an der A27 auch noch beworbene Universum. Und mit der Wahl des Bunker Valentin geht man nach der Erfahrung mit der "Schulschiff Deutschland" jetzt beim dritten Werbemotiv an der Autobahn ebenfalls auf Nummer sicher.