Als Ute Seekamp die frisch ausgebaute Radpremiumroute Am Wall/Ecke Doventorstraße/Doventor passiert, wundert sie sich: Hier scheint ein Stück Fußweg zu fehlen. Die 82-Jährige wohnt an der Contrescarpe und spaziert täglich an den Wallanlagen entlang bis zur Doventorstraße – und dann durch die Innenstadt zurück. "Radfahrer haben eine Geradeaus- und eine Rechtsabbiegespur, aber der Fußweg hört plötzlich auf und ich muss auf den Radweg wechseln", schildert sie. Dies sei "nicht ungefährlich und unangenehm", so Seekamp. Denn ein Fahrrad könne an der leicht abschüssigen Strecke ganz schön Fahrt aufnehmen. "An Fußgänger wurde bei den Planungen überhaupt nicht gedacht", vermutet Seekamp. Dies ist nur einer von mehreren Punkten in Bremen, an denen sich Fußgänger und Fahrradfahrer ungewollt nahe und manchmal in die Quere kommen. Hier ein kleiner Blick auf Brennpunkte zwischen Fußgängern und Radfahrern.
Am Wall/Doventor/Doventorstraße
Im Bereich Dovenstorstraße/Am Wall endet der Gehweg abrupt, während der Radweg scheinbar weitergeführt und für Fußgängerinnen und Fußgänger freigegeben ist. Der rot gepflasterte, schmale Weg ist mit einem blauen Fußgängerschild und dem Vermerk "Für Radverkehr frei" versehen. Fußgänger teilen sich entlang der viel befahrenen Straße zurzeit den Platz mit den Radfahrern.
Auf der Straße Am Wall sei die Radpremiumroute fertiggestellt, nicht jedoch auf der Doventorstraße/Doventor. Es sei geplant, diesen "sehr autogerechten" Bereich im Zuge des Ausbaus zu verändern, erklärt Jens Tittmann, Sprecher der Verkehrssenatorin. Konkrete Umbaupläne würden dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) nicht vorliegen, teilt dessen Sprecherin Andrea Voth mit. Vorläufig habe das ASV die Beschilderung in "Gehweg, Radverkehr frei" geändert. Heißt: Vorher habe es eine Benutzungspflicht des gemeinsamen Fuß- und Radweges gegeben – jetzt könnten Radfahrer auch die Fahrbahn nutzen.

Doventorstraße: Der Gehweg endet am Schildermast. Passanten werden auf den roten Pfad geleitet, der wiederum zum Fußweg wurde – Radfahren erlaubt.
Ostertorsteinweg
An der Straßenbahnhaltestelle Theater am Goetheplatz, Richtung Innenstadt, sollen sich Radfahrerinnen und Radfahrer vor der Bedarfsampel mit einem Schlenker nach links zwischen die Gleise begeben. Das ist vielen offenbar zu gefährlich oder zu unbequem – sie nehmen die direkte Gerade über den Gehweg und kommen so Fußgängern und Straßenbahnpassagieren ins Gehege.
Besagte Haltestelle sei aus Gründen der Barrierefreiheit zu einer Kap-Haltestelle umgebaut worden, so ASV-Sprecherin Voth. Im Gegensatz zur Bucht-Haltestelle ragt diese in die Straße hinein. Dem ASV ist bekannt, dass Fahrradfahrer "entgegen den dort geltenden Vorgaben" auf den Gehweg wechseln: "Um Radfahrende zu sensibilisieren, fanden in der Vergangenheit in diesem Bereich bereits Aktionstage mit Kontaktpolizisten statt, allerdings scheinbar nur mit kurzfristigem Erfolg", so Voth.

Radfahrer, die am Ostertorsteinweg in Höhe der Haltestelle Theater am Goetheplatz korrekt unterwegs sein wollen, müssen einen Schlenker über das Gleis machen, um die asphaltierte Radspur in der Mitte zu erreichen.
Weserpromenade
An der Weserpromenade kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Fußgängerinnen und Fußgängern und Radfahrerinnen und Radfahrern. Im Januar hatte der Fachausschuss für Mobilität und Klima des Beirats Mitte deshalb beschlossen, sechs Piktogramme aufbringen zu lassen, wo Treppen und Rampen an die Uferpromenade führen. Sie sollen um gegenseitige Rücksichtnahme werben. Die Kosten von insgesamt 600 Euro, hieß es, werde das Amt für Straßen und Verkehr übernehmen. Der Beirat Mitte ist zuständig für die Strecke vom Sielwall bis zur Stephanibrücke. Was den Abschnitt zwischen Sielwall und Stadion angeht, entscheidet der Beirat Östliche Vorstadt. Dessen Fachausschuss, sagt die Leiterin des Ortsamts Mitte/Östliche Vorstadt, Hellena Harttung, habe das Thema noch nicht beraten.
Das Amt für Straßen und Verkehr, so Sprecherin Andrea Voth, habe bislang lediglich eine mündliche Anfrage aus dem Ortsamt erhalten. „Dies ist bereits einige Wochen her, und bis dato ist kein schriftlicher Antrag bei uns eingegangen."

Promenade am Osterdeich
Friedrich-Ebert-Straße
Von der Wilhelm-Kaisen-Brücke kommend, kann der Radweg an der Friedrich-Ebert-Straße in beiden Richtungen befahren werden. An der Ampel in Höhe der Osterstraße führt das nach Einschätzung einer Bremerin zu Verkehrsverhältnissen, die „chaotisch und verbesserungswürdig“ seien. Aufgrund ihrer Eingabe hat der Petitionsausschuss der Bremischen Bürgerschaft den Senat um Abhilfe gebeten. Unabhängig von existierenden langfristigen Planungen zur Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße insgesamt und der Diskussion um Protected Bike Lanes (geschützte Fahrradspuren) wird also Handlungsbedarf festgestellt.
In der Fachabteilung des ASV, sagt Andrea Voth, sei geplant, die Piktogramme, die dort den Radverkehr in beide Richtungen gestatten, zu entfernen. „Damit könnte die Situation entschärft werden, sofern Radfahrende dann regelkonform bereits an der vorigen Ampel die Straßenseite wechseln, wenn sie rechts in die Osterstraße möchten.“ Gemeint ist der Überweg an der Haltestelle Wilhelm-Kaisen-Brücke.

Die Friedrich-Ebert-Straße in Höhe der gegenüberliegenden Einmündung Osterstraße. Auf diesem Teilstück des Radwegs ist das Fahren beiden Richtung erlaubt. Das kann am Überweg zu unübersichtlichen Situationen führen.