"Ab Montag war die Heizung kalt", sagt Philipp. Die SWB als Energieversorger hat den Gashahn zugedreht, weil die Rechnung nicht bezahlt wurde. Seinen vollen Namen will er nicht in der Zeitung lesen, dabei kann der Student gar nichts für das Problem. Er hat wie die übrigen 26 Mietparteien am Grünenweg 26 seine Heizkosten in Form der Nebenkosten regelmäßig bezahlt. Der Vermieter allerdings hat das Geld nicht an die SWB weitergeleitet. "Seit Monaten gab es nur unregelmäßige Zahlungen. Wir haben zahlreiche Fristen gesetzt, die alle unbeachtet blieben", sagt Angela Dittmer, Sprecherin der SWB. Schließlich eine letzte Zahlungsaufforderung, verbunden mit der Drohung, die Versorgung zu kappen. Das wurde jetzt Wirklichkeit.

Die Sozialbehörde hat als Soforthilfe elektrische Heizgeräte organisiert, die am Donnerstag von der Wohnungsaufsicht verteilt wurden.
Das Haus ist auch unter der bekannteren Adresse Rembertiring 21 zu finden, weil hier im Untergeschoss bis 2019 das Stubu residierte. Darüber sind rund 40 Wohnungen in dem fünfstöckigen Gebäude direkt neben der Gewoba-Zentrale. Bewohnt sind davon aktuell 23. Es sind fast ausschließlich kleine Ein-Zimmer-Appartements, um die 20 Quadratmeter groß. Nur Philipp nutzt zusammen mit zwei anderen Studenten eine größere Wohnung für eine Wohngemeinschaft.
"Das kam überraschend, nur kurz vorher ein Aushang von der SWB im Hausflur", sagt er. Weil aber im September vorigen Jahres schon einmal so ein Zettel dort hing, der eine Sperrung beim Wasser ankündigte, die dann im letzten Moment verhindert wurde, hatte er sich keine allzu großen Sorgen gemacht. Bis dann die Heizung tatsächlich aus blieb. "Das hat mich geschockt." Danach sei es drinnen schnell kalt geworden, weil die Fenster auch nicht sonderlich dicht seien. Die Wände in dem dem Siebziger-Jahre-Bau dämmten ebenfalls eher schlecht.

Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes klopfen an die Wohnungstüren, um Hilfe anzubieten.
Vier Tage nach der Gassperre ist am Donnerstag die Wohnungsaufsicht von Tür zu Tür gegangen. Die dem Ordnungsamt zugehörige Abteilung hat gemeinsam mit der Sozialbehörde eine praktische Soforthilfe für die Betroffenen organisiert. Mit vier Mitarbeitern und einem Elektriker will Claus Jung von der Wohnungsaufsicht elektrische Heizungen verteilen. Das ist keine milde Gabe der Behörde, sondern ergibt sich aus dem Bremischen Wohnungsaufsichtsgesetz: Gefahrenabwehr lautet das Stichwort. Bei den Kosten dafür geht die Behörde zwar in Vorleistung, wird sie aber dem Vermieter in Rechnung stellen. Das gilt auch für die zusätzlichen Stromkosten der Mieter. Diese Versorgung läuft weiter, weil die Mieter die Vorauszahlungen dafür direkt an die SWB oder ihren jeweiligen Stromversorger zahlen.
Um den zusätzlichen Stromverbrauch zu ermitteln, verteilt Jung kleine Messgeräte, die zwischen Heizlüfter oder wahlweise Elektroheizung und die Steckdose geklemmt werden. "Die haben wir kurzfristig heute früh im Baumarkt besorgt", schwenkt der Verantwortliche der Wohnungsaufsicht einen großen Beutel. Irgendwie war es der Behörde möglich, für diesen Einkauf von jetzt auf gleich rund 400 Euro Handgeld bereitzustellen. "Das hatten wir so auch noch nicht", sagt Jung.

Die Übergabe der Geräte an die Betroffenen wird am Küchentisch dokumentiert.
Den Großteil der Heizgeräte konnte die Sozialbehörde von Immobilien Bremen organisieren, der zentralen Immobilienverwaltung der Stadt. Die Heizlüfter waren bis vor einer Woche noch im Weißen Haus in der Überseestadt eingesetzt. Angeschafft wurden sie ursprünglich, um einen Heizungsaustausch im Gesundheitsamt zu überbrücken. Seitdem sind die Geräte von Behörde zu Behörde unterwegs. Längstens bis 30. April stehen sie nun den Bewohnern über dem ehemaligen Stubu zur Verfügung. Wer am Donnerstag nicht vor Ort angetroffen wurde, kann sich die Geräte auch beim Ordnungsdienst abholen. Entsprechende Schreiben liegen in den Briefkästen.
Parallel zur Soforthilfe für die Mieter hat das Ordnungsamt den Vermieter in Münster kontaktiert, eine Unternehmensgruppe. Der Geschäftsführer diverser verbundener GmbHs tritt gegenüber der SWB und dem Ordnungsamt als Eigentümer der Immobilie am Rembertiring auf. Er wird dem Vernehmen nach die offene Rechnung nicht zeitnah begleichen, ungeachtet der zusätzlich entstehenden Kosten. Im Raum steht ein fünfstelliger Betrag. Eine Anfrage des WESER-KURIER zu dem Sachverhalt blieb unbeantwortet. Das Ordnungsamt setzt darauf, dass der zusätzliche Druck die Zahlung an die SWB beschleunigt.
Die Sozialbehörde hat die Mieter informiert, dass sie ihre Miete wegen der ausgefallenen Heizung prinzipiell kürzen dürfen, dass es dafür aber Regeln gibt. Empfohlen wird, sich an Beratungsstellen der Arbeitnehmerkammer, des Anwaltsvereins oder an die Mietervereine zu wenden.

Bevor elektrisch geheizt wird, dokumentiert die Behörde die Zählerstände. Die zusätzlichen Stromkosten gehen zulasten des Vermieters.