Was gefällt Ihnen besonders gut an Bremen?
Ich liebe die Hochschule für Künste, die vielen Fahrradwege, die Schrebergärten, die Seen, die man einfach auch ohne Auto erreichen kann.
Was schätzen Sie am meisten an Deutschland?
Die Leute sind nicht so rassistisch. Wenn man was kann, bekommt man den Job, für den man sich bewirbt, egal woher man kommt und welche Hautfarbe man hat. Es gibt viele Möglichkeiten und Unterstützung in Form von Kursen, Beratung und Geld. Das Sozialsystem hilft sehr vielen Leuten, die kein Geld haben. Man kann sein Studium zu Ende bringen, auch wenn man Kinder hat. Wenn man arbeitslos ist, bekommt man Unterstützung vom Arbeitsamt, um sich weiterzubilden. Elternzeit geht ein Jahr oder länger, das ist ein Luxus. Ärzte sind schneller zu erreichen – auch wenn die Lage sich inzwischen verschlimmert hat. Wenn Häuser und Gebäude gebaut werden, geht es ganz schnell und nichts bleibt halb fertig. Die Züge sind toll. Deutsche Erdbeeren sind die besten der Welt und man kann sie sogar selbst ernten gehen.
Was könnte in Deutschland besser werden?
Das Wetter (lacht)! Der Zusammenhalt zwischen Menschen und Familie. Mehr Toleranz gegenüber Fehlern. Mehr Toleranz gegenüber kleinen Kindern, die vielleicht mal in der Öffentlichkeit weinen. Mehr Herzlichkeit und Verständnis und weniger Regeln. Weniger Bürokratie.
Was ist für Sie typisch deutsch, was typisch italienisch?
Deutsche lieben Regeln, und alle sollten sie möglichst nicht brechen. Italiener hingegen wissen, dass es Regeln gibt, aber nicht immer muss man sie befolgen. In Italien trifft man sich immer mit Freunden und lädt sich gegenseitig zum Essen ein. Deutsche landen sehr selten zum Essen ein, man trifft sich außerhalb der eigenen Wohnung. Abendbrot gibt es in Italien nicht. Wir essen immer warm, immer herzhaft zu den Hauptmahlzeiten. Zum Frühstück gibt es aber Süßes. Deutsche sind pünktlich. Italiener nicht immer. Italiener haben mehr die Gewohnheit, von Tag zu Tag zu leben, während Deutsche mehr planen. Wir essen immer zusammen in der Familie. Für viele Deutsche ist zusammen und qualitativ gut zu essen, nicht so wichtig. Das Essen ist für uns Italiener heilig. Italiener sind nicht so organisiert wie Deutsche, dafür flexibler, wenn mal Ungeplantes kommt. Italiener lassen sich von kleinen Kindern nicht stören. Wir sind generell sowieso lauter als Deutsche. Wir Italiener reden laut und machen viele Gesten mit den Händen. Deutsche reden eher leiser und bewegen sich nicht so viel beim Sprechen. Wenn es mal heiß ist, sind Deutsche schon am Schwitzen, für uns ist es mit 20 Grad noch kalt, viele tragen noch eine Winterjacke.
Welche Unterschiede stellen Sie zwischen der Mentalität der Deutschen und der Italiener fest?
Deutsche sind offener für andere Kulturen. Italiener sind zwar offen, aber müssen nicht unbedingt andere Kulturen kennenlernen, vor allem das Essen anderer Kulturen. Deutsche sagen was sie denken, ohne etwas schön zu reden, Italiener hingegen sagen die Sachen nicht immer klar und deutlich. Deutsche sind strukturiert. Italiener nicht so. Deutsche bevorzugen Dinge wegen der Funktion. Italiener haben eine Vorliebe für ästhetische Dinge. Das Erscheinungsbild ist sehr wichtig. Für Deutsche gibt es nur ungeeignete Kleidung und kein schlechtes Wetter. Für Italiener gibt es nur schlechtes Wetter, auch wenn die Kleidung für Regen ist. Keiner geht mit einem Regenmantel aus dem Haus. Wenn es regnet, geht man nur raus, wenn man muss.
Was vermissen Sie aus Ihrer Heimat?
Ich vermisse das Essen, meine Familie, die Sonne, die Hitze und die schöne Mode.
Können Sie sich vorstellen, für immer in Bremen zu bleiben?
Wenn das Wetter nicht so regnerisch wäre, könnte ich mir vorstellen zu bleiben. Ich leide leider sehr unter diesem Wetter. Aber erstmal werde ich noch lange bleiben, ich fühle mich trotzdem sehr wohl in Bremen.
Was bedeutet die EU für Sie?
Leichter von einem Land zum anderen zu reisen und zu studieren. Mehr Zusammenhalt mit den anderen Ländern zu haben, aber auch abhängiger voneinander zu sein.