Trotz vielen Jahren in Regierungsverantwortung gelänge es insbesondere den Sozialdemokraten nicht, Kindern auch nur annähernd gerechte Bildungschancen zu bieten. Diesen Vorwurf haben die Oppositionsfraktionen FDP und CDU der rot-grün-roten Koalition in der Bürgerschaft gemacht. Klar wurde auch, dass eine bessere Sprachförderung für alle Fraktionen ein zentrales Ziel ist. In der von der FDP beantragten Aktuellen Stunde ging es um die Ergebnisse der Testreihe Vera-3, für die Bremer Drittklässler getestet wurden. Ergebnis war, dass fast jedes zweite Kind massive Lücken in Mathe und Deutsch hat. Was die Fraktionen angesichts der Testergebnisse fordern:
FDP: "Rot-grün-rot lässt Kinder bei den Bildungschancen im Stich", betonte FDP-Bildungspolitiker Hauke Hilz. Er verwies darauf, dass in benachteiligten Stadtteilen 71 Prozent der Kinder die Mindeststandards verfehlte, in gut situierten Gebieten 19 Prozent: "Das zeigt eine fest zementierte Abhängigkeit von Herkunft und Bildungschancen." Seit 2016 gebe es in Bremen kaum Fortschritte bei der Sprachförderung: "Der Amtsschimmel hat sich breitgemacht, auch in der Sprachförderung." Hilz forderte, Bremen müsse den Kita- und Ganztags-Ausbau verstärken.
Grüne: "Die Ergebnisse sind frustrierend, wenn man sieht, dass die unterschiedlichen Startvoraussetzungen von Kindern in der Schulzeit zementiert und viel zu selten ausgeglichen werden", stellte Christopher Hupe (Grüne) fest. Sprachförderung sei die wichtigste Stellschraube: Ein vor mehreren Jahren gefordertes Sprachförderkonzept sei erarbeitet worden, aber immer noch nicht umgesetzt: "Das ist für uns so nicht akzeptabel." Zudem falle zu viel Unterricht aus. Hupe betonte, die Schulen bräuchten mehr Unterstützung.
CDU: „Die Entkopplung von Herkunft und Bildungserfolgen ist hier krachend gescheitert", sagte die CDU-Abgeordnete Yvonne Averwerser. "Wir sind in allen Tests mit fast der Hälfte der Kinder unterhalb der Mindeststandards." Averwerser stellte klar: "Diese Kinder sind nicht in der Lage, einfachste Texte zu verstehen. Das ist so nicht erst seit Corona, das ist so schon viel zu lange." Gebraucht werde nicht mehr von dem Gleichen. Averwerser bekräftigte die Forderung, für Kinder mit Sprachförderbedarf müsse es ein verpflichtendes Vorschul-Jahr geben.
Linke: "Die Ergebnisse sind niederschmetternd", stellte Miriam Strunge (Linke) klar. "Die soziale Spaltung in der Stadt lässt sich an diesen Zahlen messen." In Mathe sei ein Abfall der Leistungen zu sehen: Es liege auf der Hand, dass Corona dafür ein wichtiger Grund sei. "Auch in Bremen gab es geschlossene Schulen, zum Glück weniger als in anderen Bundesländern." Auch Strunge forderte die Umsetzung des Sprachförderkonzepts und setzte sich für zusätzliche Mathe- und Deutsch-Stunden ein.
SPD: "Die Zahlen sind deprimierend", sagte Gönül Bredehorst (SPD). Sie betonte, dass die Förderprogramme "Lesen mit Biss" und "Mathe sicher können", die es an einigen Schulen gibt, spätestens zu Beginn des kommenden Schuljahres flächendeckend eingeführt werden sollen. Bredehorst stellte fest: "Im Rahmen von Ganztag können wir uns eine zusätzliche Mathe- und eine zusätzliche Deutsch-Stunde vorstellen." Sie kündigte zudem an, die Plätze im Lehramts-Studium der Bremer Uni sollten aufgestockt werden.
Senatorin: "Schönreden kann man da nichts" sagte Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) mit Blick auf die Testreihe. Sie betonte: "Wir lassen die Kinder nicht im Stich." Für eine Trendwende in der Bildung sei zentral, wie viel Personal die Kinder in Kitas und Schulen unterstützen könne. Aulepp benannte Erfolge in der Bremer Bildung: "Sechs bis sieben Prozent aller Schulpreise in Deutschland gehen an Schulen aus Bremen und Bremerhaven." Damit erreiche Bremen das gleiche Niveau wie Bayern, obwohl Bayern mehr als zwanzigmal so viele Schulen habe.