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Warten auf den Elektro-Mercedes Wird Daimler sein neues Elektromodell in Bremen bauen?

Wirtschaftssenator Günthner sagte kürzlich, Bremen werde 2018 groß in die E-Mobilität einsteigen. Ein Hinweis auf den Bau des künftigen E-SUV in Bremen? Was Gewerkschaft und Daimler dazu sagen.
06.09.2016, 00:00 Uhr
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Von Philipp Jaklin und Stefan Lakeband

In drei Wochen beginnt der Autosalon in Paris. Besondere Aufmerksamkeit wird dann auf Daimler gerichtet sein: Der Konzern will dort sein erstes reines Elektroauto präsentieren.

Der Countdown läuft. In drei Wochen beginnt der Autosalon in Paris, eine der wichtigsten Messen für die Branche. Besondere Aufmerksamkeit wird dann auf Daimler gerichtet sein: Der Konzern will dort sein mit Spannung erwartetes erstes reines Elektroauto präsentieren, das vor allem dem US-Hersteller Tesla und seinem beliebten „Model S“ Konkurrenz machen soll. Auch Bremen wird genau hinschauen. Denn zunehmend wird darüber spekuliert, ob das offenbar als schwere Geländelimousine („Sports Utility Vehicle“, SUV) geplante Modell im Mercedes-Werk in Sebaldsbrück entstehen soll – zuletzt angeheizt von Wirtschaftssenator Martin Günthner. Forsch kündigte der SPD-Politiker beim Kapitänstag am Freitag im Rathaus schon mal an, das Werk werde 2018 groß in die Elektromobilität einsteigen. Auf solche „bremischen Erfolgsgeschichten“ müsse man stolz sein.

Das lässt aufhorchen: Hat Daimler also schon entschieden, wo der Elektro-SUV produziert wird? Hat die Hansestadt offiziell den Zuschlag erhalten für ein weiteres, diesmal besonders prestigeträchtiges Automodell? Ist das womöglich Günthners Verhandlungsgeschick zu verdanken, seinem unermüdlichem Ringen um unternehmerische Entscheidungen, die den Standort Bremen voranbringen? Oder betätigt sich der Senator neuerdings im Nebenjob als Aushilfssprecher der Firma Daimler?

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Der WESER-KURIER fragt beim Wirtschaftssenator nach. Und plötzlich klingt die Sache ein wenig anders. „Wir sind in Gesprächen mit Mercedes“, sagt eine Sprecherin Günthners. „Dabei war auch Elektromobilität ein Thema. Außerdem begleiten wir die Ansiedlung von Zulieferern. Ob der neue Elektro-Mercedes in Bremen gebaut wird, können wir aber nicht sagen.“

Günthners Worte sorgen für Verwunderung – auch bei den Gewerkschaften. „Dass eine Entscheidung im Konzern schon gefallen wäre, ist mir nicht bekannt“, sagt Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall in Bremen. Zwar bemühe man sich vonseiten der Belegschaft intensiv um das Modell. „Die Chancen sind zuletzt auch eher gestiegen als gesunken.“ Doch vermutlich wolle sich Daimler zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht festlegen. „Erfahrungsgemäß treffen Konzerne derartige Entscheidungen so kurzfristig wie möglich.“

Modelljahr 2019 als Start

Bremen als Produktionsstandort wäre naheliegend, da das neue Elektroauto mindestens in der Anfangsphase offenbar auf Basis des Modells GLC gebaut werden soll. Für diesen Großserien-SUV ist Bremen ein sogenanntes Lead-Werk, es steuert also den Bau im globalen Produktionsnetzwerk. Nach einem Bericht der „Autobild“ soll der Elektro-SUV den Modellnamen EQS tragen; der Hersteller habe die Basis des GLC gewählt, um die Markteinführung vorziehen zu können. Start werde das Modelljahr 2019 sein.

Später, so wird kolportiert, sollen weitere Elektro-Modelle folgen, etwa ein kompaktes Auto und eine Limousine. Ab 2021 werde Daimler dann mit einer „neuen elektrischen Fahrzeugarchitektur“ in großem Stil in die Produktion seiner Elektromodelle einsteigen, so das Blatt.

Sechs neue E-Modelle bis 2024

Im vergangenen Monat hatte der Konzern für seine neue Produktfamilie bereits zahlreiche mit „EQ“ beginnende Kürzel im britischen Markenregister eintragen lassen, etwa EQA, EQE, EQG und EQS. Insgesamt plane Daimler-Chef Dieter Zetsche mehr als sechs neue E-Modelle für die Zeit von 2018 bis 2024, berichtete zuletzt die „Automobilwoche“. Die Branchenzeitung brachte ebenfalls Bremen als wahrscheinlichen Produktionsstandort ins Spiel.

„Das Bremer Werk hat die Kompetenz und die Leistungsfähigkeit, ein Elektrofahrzeug zu bauen“, sagt Christian Geier vom Verband Automotive Nordwest. „Auch einige Zulieferer aus der Region sind bereits startklar.“ Etwa 320 000 Fahrzeuge pro Jahr sind zuletzt in Sebaldsbrück vom Band gelaufen, zehn Modelle entstehen dort aktuell.

Daimler selbst hält sich höchst bedeckt. Eine Konzernsprecherin verweist auf den Autosalon, auf dem eine „völlig neue Fahrzeuggeneration mit batterieelektrischem Antrieb“ vorgestellt werde. Zu weiteren Spekulationen, auch hinsichtlich möglicher Produktionsstandorte, könne man derzeit nichts sagen.

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