Die Wochenmärkte sind in der Krise, nicht nur in Bremen. Eine ungesunde Spirale nach unten hat begonnen: Die Händler kämpfen mit Personalproblemen und fehlenden Nachfolgern. Sie reagieren mit Anpassung. Einzelne Markttage werden nicht mehr bedient oder man verkleinert sich. Wo niemand das Geschäft fortführen wird, werden aus drei Verkaufswagen zwei, dann einer, schließlich ist der Betrieb eben ganz weg.
Wo Händler nicht mehr verlässlich präsent sind, bleiben aber die Kunden weg. Schwinden die Kunden, sortieren die Händler die schlechter besuchten Markttage aus. Ein fortschreitender Niedergang. Dazu kommen übergeordnete Trends: Auch Supermärkte haben inzwischen ein üppiges Frischsortiment. Wer auf dem Markt kauft, muss und will zudem sein Essen gern von Grund auf selbst zubereiten. Das tun immer weniger Menschen. Und nicht zuletzt sprechen die Märkte mit ihrem relativ hohen Preis- und Qualitätsniveau eine kaufkräftigere Kundengruppe an, die momentan auch eher schrumpft als wächst.
Man müsste richtig gegensteuern, um die Märkte zu erhalten. Ideen gibt es, etwa veränderte Marktzeiten, denn wer hat vormittags schon Zeit zum Einkaufen? Berufstätige eher weniger, und die Hausfrauenehe ist kein dominierendes Modell mehr, schon gar nicht in Bremen, wo in 60 Prozent der Haushalte Alleinstehende leben.
Aber niemand geht mit neuen Konzepten voran. Der Großmarkt ist zwar Veranstalter, will aber seinen Kunden, nämlich den Händlern, keinen zusätzlichen Stress machen. Die Händler wiederum sind viel zu sehr in ihren Sachzwängen und ja, auch Gewohnheiten, gefangen, als dass sie Schrittmacher für eine Neuausrichtung sein könnten.
Denn die endet ja nicht mit neuen Marktzeiten. Wer die Funktion der Wochenmärkte als nicht nur wirtschaftlichen, sondern auch sozialen und kulturellen Treffpunkt im Stadtteil erhalten will, muss über den klassischen Warenverkauf hinausdenken. Warum nicht Bürgerberatung vor Ort zu aktuellen Themen? Behördenlotsen, die helfen, Formulare auszufüllen? Ein Handy-Erklär-Service für ältere Menschen? Oder kleine Konzerte, Kochshows und Workshops? Solch eine Entwicklung muss aber vom Veranstalter ausgehen. Der Großmarkt ist am Zug.