Die Sonne scheint, kaum eine Wolke ist am strahlend blauen Himmel zu sehen und auch der Wind sorgt an diesem Donnerstagmittag für keine Abkühlung. Zwölf Kontaktpolizisten – in Uniform – und sieben Mitarbeiter der BSAG stehen vor der Schule am Leibnitzplatz. Ihr Ziel: Die Fahrgäste in Bussen und Bahnen über Straßenraub und Trickdiebstahl aufzuklären und ihnen nützliche Tipps zur Prävention an die Hand zu geben. Zunächst ist aber Zeit für ein Gruppenfoto, bevor sich die 19 Männer und Frauen in Teams aufteilen, um die öffentlichen Verkehrsmittel in Bremen sicherer zu machen.
„Wir machen solche Präventionsaktionen in unregelmäßigen Abständen. Die Prävention von Taschendiebstählen in öffentlichen Verkehrsmitteln ist das gemeinsame Ziel der Polizei Bremen, des Ordnungsdiensts und der BSAG. Darum arbeiten wir heute auch zusammen“, erklärt Stephan Alken, Sprecher der Polizei Bremen. Die Anzahl der angezeigten Fälle von Taschendiebstählen sei in den letzten Jahren angestiegen. Die Polizei Bremen weiß aber nicht, ob das daran liegt, dass die Menschen diese Straftaten häufiger zur Anzeige bringen, oder ob häufiger geklaut wird. Einen aktuellen Anlass – etwa, weil in den vergangenen Wochen besonders häufig Taschendiebstähle gemeldet wurden – gäbe es aber nicht, so der Polizeisprecher.
Das Team um Karsten Guthoff, Kontaktpolizeibeamter im Polizeirevier Neustadt, steigt an der Haltestelle Theater am Leibnitzplatz in die Straßenbahn der Linie 4 in Richtung Arsten ein. Der Polizeibeamte hat den Präventionstag organisiert und ist – trotz der sommerlichen Temperaturen – sichtlich motiviert, die Bremer und Bremerinnen auf das Thema Taschendiebstahl aufmerksam zu machen. „Ob die Mütze aufbleibt, weiß ich noch nicht. Da drunter wird es nämlich ziemlich warm“, sagt der Beamte und zeigt auf seine Kopfbedeckung.
Die drei Polizisten und die drei Mitarbeiter der BSAG verteilen sich in der Bahn, sprechen die Fahrgäste an und geben handliche Infobroschüren aus. Karsten Guthoff spricht mit drei Schülerinnen. Die jungen Frauen wirken im ersten Moment ein wenig verwundert, eine Frau hatte bei Fahrtbeginn ihre Maske noch nicht auf. Beim Anblick des großgewachsenen Polizisten zieht sie diese aber schnell noch auf.
Der Polizist erklärt ihnen, dass sie wichtige Dokumente, die sie im Alltag und beim Bahnfahren nicht zwingend brauchen – wie etwa den Führerschein – lieber zu Hause aufbewahren sollten. Wird der Geldbeutel mit diesen Dokumenten gestohlen, kostet der Ersatz eines Personalausweises ungefähr 25 Euro, der eines Führerscheins um die 35 Euro. Die Schülerinnen nicken. Sie erzählen dem Polizisten davon, dass einigen Mitschülern und Mitschülerinnen auch schon das Handy abhandengekommen sei. „Darum ist es wichtig, dass man die IMEI des eigenen Handys kennt und aufmerksam ist“, erklärt der Beamte. Tippt man in den Ziffernblock des Mobiltelefons *#06# ein, erscheint die 15-stellige IMEI, die Seriennummer. Die benötigt man zur Identifikation des eigenen Handys. Karsten Guthoff demonstriert das an seinem eigenen Handy, die Schülerinnen schauen abwechselnd auf das eigene und das Handy des Polizisten.
An der Haltestelle Huckelriede steigt das Team aus und nutzt die Gelegenheit, um mit wartenden Fahrgästen ins Gespräch zu kommen. Mariam Ahmad, die seit März bei der BSAG beschäftigt ist, findet den Präventionstag gut. Die Fahrgäste, mit denen sie bisher gesprochen habe, nähmen die Aktion auch sehr positiv an – auch wenn sie zunächst davon ausgehen, nach ihrem Ticket gefragt zu werden. „Wenn man freundlich ist, sind auch die Kunden freundlich“, stellt sie fest.
Nach kurzem Aufenthalt in Huckelriede geht es mit der Linie 4 wieder zurück zum Leibnitzplatz. Wolfram Franke von der Polizei Bremen erklärt einem Fahrgast auf Englisch, warum sie heute mit der Straßenbahn unterwegs sind. Rawan Hussein spricht mit einem jungen Mann. „Ich finde das sehr gut. Das hat es lange schon nicht mehr gegeben“, sagt der Fahrgast. Die Temperaturen steigen langsam – auch in der Straßenbahn. Über den Durchzug, der beim Öffnen und Schließen der Straßenbahntüren an jeder Haltestelle entsteht, freuen sich Fahrgäste, Polizisten und BSAG Mitarbeiter gleichermaßen. „Das nächste Mal sollten wir das im November oder Dezember machen, wenn es draußen nicht so warm ist“, sagt Wolfram Franke.