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Präventives Modellprojekt So sollen Hausbesuche die Gesundheit Älterer in Bremen fördern

Als Modellprojekt "Präventive Hausbesuche" möchte Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann älteren Menschen mit niedrigen sozialökonomischen Status mehr Gesundheitsschutz durch Aufklärung ermöglichen.
28.09.2022, 05:00 Uhr
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So sollen Hausbesuche die Gesundheit Älterer in Bremen fördern
Von Ulrike Troue

Einen systematischen Besuchsdienst bei Menschen ab 80 Jahren möchte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) in Bremen und Bremerhaven einrichten. Dazu soll es im kommenden Jahr ein Modellprojekt unter dem Namen "Präventive Hausbesuche" in der Vahr geben. Dahinter steht der Ansatz, Seniorinnen und Senioren durch eine gezielte persönliche Ansprache, Aufklärung und Vermittlung in bestehende nachbarschaftliche Unterstützungsangebote möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu ermöglichen, sofern sie dies auch wünschen. Gleichzeitig ist damit die Hoffnung verbunden, Vereinsamung und Pflegebedürftigkeit möglichst früh zu erkennen und möglichst zu vermeiden. Das Konzept für diesen Baustein der aufsuchenden Altenarbeit wird der Sozialdeputation in öffentlicher Sitzung am Donnerstag, 29. September, ab 15 Uhr im Haus der Bürgerschaft vorgestellt.

Durch "Präventive Hausbesuche" soll eine Versorgungslücke geschlossen werden. Denn offenbar kennen viele ältere Menschen mit geringem Bildungsgrad und Einkommen, mit Migrationshintergrund oder Alleinlebende die bestehenden Hilfsangebote und Träger vor Ort gar nicht oder sie machen sich oft genug nicht auf den Weg.

Darüber hinaus führen aktuellen Studien zufolge enge soziale Beziehungen und Unterstützung dazu, dass Pflegebedürftigkeit kompensiert und Versicherungsleistungen erst viel später genutzt werden. Aber ohne diese Kontakte und fehlendes Potenzial zur Selbstfürsorge und -hilfe rutschen davon Betroffene schnell in die soziale Isolation ab. Die wiederum erhöht das Gesundheitsrisiko für ältere ärmere Bremerinnen und Bremer, das mit dem neuen niedrigschwelligen Angebot verringert werden soll.

Eine Arbeitsgruppe unter Stahmanns Leitung hat daher einen konkreten Rahmen für die Umsetzung des Modellprojekts "Präventive Hausbesuche" erarbeitet, das im nächsten Jahr in der Vahr ausprobiert und evaluiert werden soll. In diesem Stadtteil leben rund 2200 Menschen über 80 Jahre. Als sogenanntes Win-Gebiet, dem ein besonders hoher sozialräumlicher Entwicklungsbedarf bescheinigt wird, sind darunter viele Alleinlebende, Grundsicherungsempfänger und Menschen mit Migrationshintergrund.

Das Konzept sieht vor, dass ein Geburtstagsbesuch der "Türöffner" für ein erstes Kennenlerngespräch sein, das eine Fachkraft in einem Anschreiben mit Terminvorschlag anbietet. Sie soll sich mit den Strukturen und Angeboten im Quartier auskennen, um praktisch als Lotse zu fungieren. Aufgrund der unterschiedlichen Altersstruktur sollen in Bremerhaven ältere Menschen ab 70 und in Bremen ab 80 Jahren später für "Präventive Hausbesuche" angeschrieben werden. Und um Missbrauch auszuschließen, werden dabei Sicherheitsaspekte besonders berücksichtigt. 

Schon beim Erstkontakt, dem maximal zwei weitere Gespräche folgen, verschafft sich die Fachkraft einen Eindruck über die Wohnungs-, Versorgungs-, soziale und gesundheitliche Situation ihres Gegenübers, um persönliche Probleme wie auch Stärken herauszufiltern. Auf der Basis dieser Analyse zeigt sie den älteren Menschen Unterstützungsmöglichkeiten auf, die ihre gesundheitliche, auch psychische Situation, und damit Teilhabe verbessern könnten. Sie soll sie ermutigen, ihre Möglichkeiten zur Selbsthilfe auszuschöpfen und weist auf bestehende institutionelle Angebote der Stadt, Sozialversicherung und medizinische Versorgung im Quartier hin.

Am Ende der Gespräche soll eine individuelle Handlungsstrategie stehen. Der Wille der besuchten älteren Menschen soll dabei immer im Mittelpunkt stehen, damit sie diese eigenständig umsetzen und sich ihre persönliche Situation dadurch verbessert. Dafür gleicht die Fachkraft tatsächliche Bedürfnisse mit den vorhandenen Ressourcen ab.

Zur Finanzierung des Programms „Aufsuchende Altenarbeit/Präventive Hausbesuche“ hat der Senat für nächstes Jahr 200.000 Euro im Haushalt eingestellt. Davon stehen 160.000 Euro für die Stadtgemeinde Bremen und 40.000 Euro für Bremerhaven zur Verfügung.

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