Mit dem Frühling beginn auch die Fahrradsaison. Pünktlich zum guten Wetter erscheint der vierte Band der erfolgreichen Reihe „Rad & Tour“ mit 22 neuen Ausflügen - egal, ob mit E-Bike oder ausschließlich Muskelkraft. Das Bremer Land bietet schließlich viele und schöne Gegenden, die mit dem Rad erkundet werden wollen. Viele Touren starten in Bremen, andere sind mit Auto oder Zug gut erreichbar. In einer kleinen Reihe stellen wir fünf vor.
Die Strecke dieser Tour beträgt „nur“ 27 Kilometer. Doch es lohnt sich, einen ganzen Tag Zeit einzuplanen und unterwegs oft zu rasten. Die Route schlängelt sich durch viele urbane Ecken, ein schnelles Fahren ist ohnehin nicht wirklich möglich, doch wer sich Zeit nimmt, kann auf den 27 Kilometern sehr viele Kostbarkeiten entdecken.
Es geht los auf der Rückseite des Hauptbahnhofs – mögliche Mitfahrer, die nicht aus Bremen kommen, können problemlos anreisen. Ich treffe mich heute mit Elisabeth Kammeyer, Tourenguide beim ADFC Bremen. Wir fahren zunächst nach Schwachhausen und fahren am Rande des Riensberger Friedhofs vorbei. Und schon beginnt die Entdeckung von sehenswerten Schätzen, die diese Tour ein Stück weit ausmachen. Denn der Parkfriedhof steht als Gesamtanlage unter Denkmalschutz. Die Ruhestätte ist mit seinem See, mehreren Brücken, drei größeren Mausoleen und einem alten Krematorium ein erstes sehenswertes und grünes Highlight. Ein Spaziergang über die Anlage gibt einen Einblick in die Bremer Stadt- und Kulturgeschichte, viele bekannte Bremer haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Wir überqueren die Kleine Wümme und passieren die Horner Heerstraße. Weiter geht es zum Rhododendronpark, der sich im Eigentum der Stiftung Bremer Rhododendronpark befindet. „Wer diese Pflanzen liebt, sollte die Tour zur Blütezeit zwischen April und Juni machen,“ empfiehlt meine Begleitung Elisabeth Kammeyer. Auf insgesamt 46 Hektar wird hier eine der größten Rhododendronsammlungen der Welt gepflegt. Seit 2003 ist der Park zudem ein „Garten der Menschenrechte“.

Indische Azalee im Rhododendron Park
Für uns relevant ist allerdings auch, dass Radfahren im Park nicht erlaubt ist. Unsere Strecke führt uns größtenteils über den gekennzeichneten Radweg zwischen der Berckstraße und der Marcusallee, aber wir geraten auch an eine Stelle, an der wir schieben müssen. Dabei können wir die zahlreichen Pflanzen näher betrachten – es lohnt sich, zu schlendern. Und noch etwas lohnt sich zweifelsohne: der Besuch der Botanika, mitten im Rhododendronpark gelegen.
Gerade erst wurde die Ausstellungsfläche noch einmal erweitert: Nun sind es an die 6000 Quadratmeter, die hier besucht werden können, zu sehen ist dort „Bremens grüne und große Entdeckerwelt“, wie sich die Botanika auch nennt. Die mehr als 600 Rhododendronarten sind sowohl im Park, als auch direkt auf dem Botanika-Gelände zu finden.
Doch trotz des prachtvollen Anblicks richten wir unser Augenmerk auf die Route, denn allzu schnell laden die verschlungenen Wege ein, sich ein wenig zu verirren. Nun verlassen wir den Park und fahren parallel zur A 27 und zur kleinen Wümme, überqueren das Straßenkreuz Richard-Boljahn-Allee/A27/Franz-Schütte-Allee und lassen den Lärm der Stadt hinter uns.
Wir kommen an den Achterdieksee. Der lädt bei schönem Wetter zum Schwimmen ein, auch ein Picknick ist hier gut machbar. Gelegen in Bremen Oberneuland, zwischen Laubbäumen und Röhricht, hat der See eine Fläche von rund 7,8 Hektar und bietet die Möglichkeit, sich mal eben abzukühlen, denn Schwimmen ist erlaubt. Quer über den See verläuft ein Steg, der den Nichtschwimmer- vom Schwimmerbereich trennt, somit ist der See vor allem für Familien mit Kindern gut geeignet.
Rund um den See entlang des Ikensdamm säumen alte und große Bäume den Weg, der früher mal zu einem Park gehörte. Die ersten zehn Kilometer sind geschafft. Wir kommen nun an Hasses Park und dem Landsitz Hasse mit dem gleichnamigen Landhaus vorbei. Landhaus, Park und Orangerie stehen seit 1982 unter Bremer Denkmalschutz. Das Landhaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts nach den Plänen von Eduard Gildemeister und Wilhelm Sunkel gebaut. Der hintere Parkteil stammt aus der Zeit um 1790, er ist heute eine öffentliche Grünanlage. Der vordere Parkteil wurde um 1880, vermutlich nach Plänen von Wilhelm Benque, neu gestaltet. Viele sehr alte Bäume prägen den Park. Abseits und am Rande gelegen gibt es einen kleinen Zugang zu einer versteckten Orangerie – wer also neugierig ist, kann hier einiges entdecken.
Wir fahren weiter durch Oberneuland und entdecken die prächtige Oberneulander Mühle. Mitten in der Stadt ist der Anblick einen kleinen Halt wert. Die Mühle befindet sich in Privatbesitz, ist seit 1973 als Einzeldenkmal in der Landesdenkmalliste der Freien Hansestadt Bremen verzeichnet und das Wahrzeichen des Stadtteils.
Wir passieren den Bahnhof und lassen den Park Gut Hodenberg rechts von uns liegen. An dieser Stelle kann die Tour gut abgekürzt oder auch erweitert werden: Wer kürzen möchte, steigt hier einfach in die Bahn ein. Wer die Route dagegen erweitern will, macht den Abstecher zu Park Gut Hodenberg. Immerhin wurde dieses Kleinod schon 1608 als Gutspark angelegt. 1906 erfolgte eine Neugestaltung nach Plänen des Gartenarchitekten Christian Roselius. Das historische Landgut befindet sich im Eigentum einer Stiftung, der Park ist sieben Hektar groß.
Wir fahren weiter und halten uns an die eigentliche Routenführung. So kommen wir an der Oberneulander Landstraße zur Kirche Oberneuland. Nur wenige Meter weiter führt uns die Strecke in Richtung des Landhauses Höpkens Ruh. Wir befinden uns zwischen drei Parks: Nach links öffnet sich Ichons Park. Nach rechts hin, unserer Route entsprechend, geht es zum Park Höpkens Ruh und Muhles Park. Alle drei Anlagen bilden im Grunde eine Einheit. Hier waren Liebhaber der Gartenbaukunst am Werk, beispielsweise Gottlieb Altmann. In Ichons Park befindet sich ein Landgut, es wurde bis in die 1970er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch von der Familie Ichon bewohnt.

Pferde grasen in der Nähe des Parks Höpkens Ruh.
Wir biegen ab in Richtung Landhaus Höpkens Ruh. Die schönen und alten Bäume strahlen Ruhe aus, einen kleinen Kinderspielplatz gibt es hier auch. Wir passieren einen idyllisch gelegenen Reiterhof. Sehenswert ist der See, den wir jetzt umrunden, nun haben wir die Kehrtwende unserer Strecke erreicht und lassen diesen Park hinter uns. Es wird wieder etwas urbaner – kein Wunder, wir sind nach wie vor mitten in der Stadt. Einige Kilometer weiter wartet aber der nächste Park schon auf uns.
Es ist der Achterdiekpark, der nicht am gleichnamigen See liegt. Doch Wasser gibt es hier ebenfalls, sieben Teiche bereichern das acht Hektar große Areal. Er wird von der Privatinitiative Achterdiekpark e. V. unterhalten. Interessant ist, dass in der Zeit von 1966 bis 1973 der Zoo Bremen hier ein Zuhause hatte. 1976 erfolgte die Gründung einer Bürgerinitiative Vereinigung zum Schutz des ehemaligen Tierparkgeländes mit der Zielsetzung, das Gelände als Parkanlage zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Wir nähern uns wieder der A 27 und fahren ein Stück parallel zu unserem Hinweg, aber auf der anderen Seite der Bahnstrecke und folgen der Achterstraße neben der Kleine Wümme. Wir fahren am Campus Park vorbei, rechts von uns befindet sich das Universitätsgelände. Nun kommen wir am Rande des Naturschutzgebiets am Stadtwaldsee, der sogenannten Uni-Wildnis vorbei. Radfahren ist auf dem Gelände nicht erwünscht, aber genau an dieser Kreuzung ist das Haus am Walde zu Hause. Der dortige Biergarten lädt zu einer Pause ein.
Anschließend bewegen wir uns parallel zum Stadtwald und schlängeln uns durch den Bürgerpark. Dieser ist definitiv ein Highlight in Sachen Parklandschaften. Der Bürgerpark gehört zu den bedeutendsten Landschaftsparks in Deutschland. Es ist einfach nur schön hier. Und ja, die Bremer lieben diesen Park, es ist eben ihr Park. Wir nähern uns nun dem Ende unserer insgesamt 27 Kilometer langen Strecke. Dabei passieren wir noch das Parkhotel, ein weiteres architektonisches Highlight. Wir halten kurz an und drehen uns um: Welch ein herrschaftlicher Anblick. Mit diesem Bild im Hinterkopf verabschiede ich mich – diese Strecke möchte ich noch öfter fahren.

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