Ich berate zum einen Mitglieder der Arbeitnehmerkammer in Fragen des Arbeits- und Sozialversicherungsrechts, zum anderen liegt meine Arbeit in der öffentlichen Rechtsberatung, die sich an Bremer Bürger mit geringem Einkommen wendet. Da können die Menschen mit sämtlichen Anliegen kommen, das ist eine bunte Tüte an Themen.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?Ein bisschen wie beim Arzt. Es gibt Sprechzeiten vor- und nachmittags. Die Leute melden sich am Empfang, nehmen in einem Wartezimmer Platz und werden dann aufgerufen. Wir Juristen haben vor der Beratung in der Regel nur die Grunddaten der Menschen. Um was es geht, erfahren wir also meistens erst, wenn derjenige vor einem sitzt.

Die Juristin Manon Klebow berät Klienten – in vielen Fällen die mit geringen Einkommen.
Ja, schon. Wir Juristen spezialisieren uns ja eigentlich gerne, aber ich finde es auch spannend, dass ich morgens nicht genau weiß, was den Tag über auf mich zukommt. Das hat auch seinen Reiz. Und dann ist es ja auch so, dass es in vielen Bereichen bestimmte Themen gibt, mit denen die Menschen besonders häufig in die Beratung kommen. Vieles kommt immer mal wieder vor. Es gibt aber auch ein paar Exotenthemen. Auch Kollegen, die schon seit Jahren dabei sind, erzählen, dass sie ab und zu mit Fragen zu tun haben, die für sie völlig neu sind.
Auf welchen Gebieten suchen die Menschen besonders Ihren Rat?Im Arbeitsrecht ist im Moment natürlich Corona das Hauptthema. Viele Fragen drehen sich um Kurzarbeit oder Kündigungen. Viele haben existenzielle Ängste, weil ihnen das Einkommen gerade wegbricht. Das ist schon eine sehr harte Zeit. In der öffentlichen Rechtsberatung haben wir nach wie vor viel mit Mietrecht zu tun. Das sind dann zum Beispiel Fragen zu Mietminderungen etwa wegen Schimmel oder einer Kündigung durch den Vermieter. Häufig geht es auch um Jobcenterbescheide, und zu den Standards gehört ebenso das Familienrecht, etwa bei Fragen zu Unterhalt und Scheidungen.
Das ist unterschiedlich. Natürlich ist es immer schön, wenn man jemandem helfen konnte und der einem das zurück spiegelt. Manchmal bitte ich aber auch darum, dass ich eine Rückmeldung bekomme, weil ich auch selbst wissen möchte, ob mein Rat erfolgreich gewesen ist. So weiß ich dann, ob ich beim nächsten Fall in dieselbe Richtung beraten kann oder nicht.
Das Gespräch führte Nina Willborn.
Manon Klebow (34) arbeitet seit Juli 2018 bei der Arbeitnehmerkammer. Die Juristin ist Teil des Teams, das die Rechtsberatung leistet.