„Lassen Sie mich raten“, frage ich in einem Englisch, dessen Bescheidenheit die Coolness des Manövers gekonnt überragt, „Sie waren vorher bei Nando’s, oder?“ Ehsan Abkar lächelt milde: „Not Nando’s“, verneint er und lässt die Ahnung, dass es sich bei seinem im Mai neu eröffneten Imbiss um ein Copycat der südafrikanischen Restaurantkette handelt, als Ahnungslosigkeit offenbar werden. Zunächst. Denn der 37-Jährige, der bis 2018 neun Jahre in Birmingham gelebt hat, war zwar nicht bei Nando’s angestellt, dafür aber beim britischen Konkurrenten Perico. So liege ich mit meiner Vermutung also nur knapp daneben, goldrichtig aber mit der Entscheidung, den Hausklassiker zu bestellen, der auch die beiden Ketten international so populär gemacht hat: das Peri Peri Hähnchen (5,50).
„Jeder, der das probiert, kommt wieder“, verspricht Akbars Partnerin Masumeh Shamsinejad, als wenn meine Augen ihr nicht schon längst trauen würden. Der Anblick dieser vor Saft triefenden und vor Glanz fast blendenden Hälfte ist unwiderstehlich, die Probe eine Erfahrung, für die Asterix’ Hähnchen vernarrter Gracchus Überdrus extra aus Lutetia hereilen würde und das Urteil folglich ein klares: Wow. „Mein Sohn kommt deshalb jeden Tag her. Ich muss nicht mehr kochen“, kommentiert sie und streckt ihre Hände zum Dankesruf in die Luft.
24 Stunden Marinade in einer geheimen Würzmischung bedanken sich nun mit einem feurig-pikanten Geschmacksbild, das nicht zuletzt von der verwendeten Chili-Schote Peri Peri beziehungsweise Piri Piri geprägt ist. Was innen nach schonender Dampfgarung butterzart ist, zeichnet sich außen dank Behandlung auf dem Lavastein-Grill durch eine krosse Haut aus, die allein schon ein Gaumenschlag ist, durch den Anstrich mit dem hausgemachten Mango-Rub aber nochmal einen Punch setzt, der mich geschmacklich so umhaut, das man das Gespräch an Ort und Stelle ovatierend beenden möchte. Doch hierzu kommt es nicht. Leider. Denn nun folgt der Burger.
Probiert und empfohlen: Dass Burger und Hähnchen beliebt sind, habe ich während meines früheren Intermezzos bei Burger King festgestellt, wo wir stets überraschend viele Long Chicken verkauft hatten. Ich fand den Burger schon damals bis zur Traurigkeit trocken und wunderte mich immer, dass Leute sich statt eines saftigen Whoppers freiwillig für diese Stickstoffe entschieden. Jedenfalls: diese Verwunderung habe ich nun auch beim Peri Peri Burger (sechs Euro), den Abkar ohne erkennbare Ironie als „sehr lecker“ bezeichnet.

Safran Chicken mit Safran Reis ist eines der vielen Gerichte.
Ein fetter Trost
Wenn er sich allein auf das scharf marinierte Filet bezöge, müsste ich nicht widersprechen. Aber die Tatsache, dass er das trockene 0815-Brot einschließt, zwingt mich zum offenen Bekenntnis, dass ich wünschte, er würde zur Rettung meines hohen Eindruckes gar keine Burger servieren. Naja, wenn nichts hilft, helfen Fritten. Und diese Hash Brown Fries (vier Euro) sind buchstäblich ein fetter Trost.
Zuletzt testen wir das Safran Chicken mit Safran Reis (sieben Euro). Die zuvor in Safran, Joghurt, Zitronen und Zwiebeln eingelegten Filets sind gut mit dem persischen Grillgericht „Djudje“ vergleichbar. „Genauso machen wir es zu Hause“, erklärt die Iranerin mit Stolz. Geschmacklich kann das zarte Fleisch allemal punkten, doch die gefühlten zwölf „e“, die ihr „leeeecker“-Feedback hat, kann ich nicht aufrufen. Der Safran Reis schmeckt so, wie er riecht: dufte.
Noch schlechter als dieses Wortspiel ist nur die Bezeichnung, mit der ein Freund, auf dessen Tipp ich erst auf diesen Laden stieß, mir die Salatbeilage beschrieb. „Tot“ war seine Beschreibung für das, was eine geistlos durch Burgersauce zusammengehaltene Ansammlung von Gurken, Tomaten, Mais und Eisbergsalat ist, traditionell aber ohne Sauce, dafür mit Zitrone serviert worden wäre. Als ich die Kritik weitergebe, lacht Shamsinejad auf. „Finde ich auch“, ruft sie dankbar aus und reicht die Beschwerde an den Koch weiter. „Ich dachte, Deutsche wollen immer Sauce“, sucht dieser sich zu verteidigen, doch der Entschluss seiner Frau steht längst fest: „Die Idee klauen wir.“
Peris Chicken, Schwachhauser Heerstraße 12-14, 28203 Bremen. Telefon: 0421 24409705. Öffnungszeiten: Montag bist Donnerstag von 11.00 bis 22.00 Uhr, Freitag von 11.00 bis 23.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 15.00 bis 23.00 Uhr. Barrierefrei.
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennengelernt. Unter dem Titel „Ein Bisschen Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.