Burglesum. 'Das Hotel Stadt London bricht faktisch senkrecht auseinander.' Diese Mitteilung des Besitzers bei der jüngsten Beiratssitzung setzte allem die Krone auf. Lange hatten Beiratsmitglieder und Publikum dargelegt, wie sehr Burglesums Anwohner durch den Lärm der Lastwagen und Containerfahrzeuge leiden, die durch den Stadtteil fahren, um die Autobahn zu umgehen und Zeit zu sparen. Subjektive Empfindungen trafen auf Ergebnisse von Verkehrszählungen. Demnach gebe es einen 'dramatischen Rückgang' des LKW-Verkehrs allgemein und im Stadtteil.
Seit der Einführung der Maut auf Autobahnen vor fünf Jahren beschweren sich Anwohner und Beirat Burglesum über unerträglichen Lärm, Staub und Zerstörungen an den Häusern durch den Schwerlastverkehr, der die Autobahn meidet und durch den Stadtteil donnert. Das gilt besonders für den Heerstraßenzug bis zur Ihlpohler Kreuzung, aber auch die Grambker Heerstraße, der Knoten Auf dem Delben und die Hindenburgstraße bekommen die Auswirkungen ab. Es gab in den vergangenen Jahren Lösungsvorschläge und Beiratsanträge an die jeweiligen Verkehrssenatoren samt Ortsbegehungen.
Bisher wurde aber nur auf einem Teilstück des Heerstraßenzuges Tempo 30 für Lastwagen über 7,5 Tonnen angeordnet. Die Forderungen des Beirates wie Herausnahme der Straßen aus dem LKW-Führungsnetz - Umgehungsleitfaden bei Staus auf der Autobahn - , Nachtfahrverbot für Brummis, Geschwindigkeitsbegrenzungen auf dem gesamten Heerstraßenzug wurden nie angepackt. Darum blies dem Sachbearbeiter Uwe Faustmann aus der Verkehrsabteilung von Senator Reinhard Loske am Dienstag ein kräftiger Wind von vorn ins Gesicht.
Er musste verbale Prügel für Verkehrssenator Reinhard Loske einstecken. 'Der Verkehrssenator kneift', sagte Beiratssprecher Florian Boehlke im Namen des Beirates. Von Loske hatte man erwartet, dass er sich bei der Sitzung blicken lässt und 'vernünftige Lösungen präsentiert'. Zum x-ten Mal die Ergebnisse von Verkehrszählungen zu hören, interessierte weder Beirat noch Publikum, denn es ging um 'subjektive Empfindungen'.
Ob Mitglied im Beirat oder Zuhörer im Publikum - in zahlreichen Redebeiträgen wurde eingehend geschildert, wie sehr man im Stadtteil durch den Schwerlastverkehr belastet ist. Die Ausführungen gipfelten in der Mitteilung des Besitzers des Hotels Stadt London. Immerhin handelt es sich um eines der ältesten Gebäude in Burglesum. Abhilfe gibt es seinen Schilderungen zufolge nicht. 'Wir können nur zugucken, wie das Gebäude langsam immer mehr durchhängt.'
Da konnte Faustmann noch so detailliert über die Art und Weise erzählen, wie die Zählungen des Verkehrs vorgenommen werden und Tabellen zeigen, die seine Ausführungen untermauerten. Sie mündeten in dem Fazit: 'Der LKW-Verkehr hat signifikant abgenommen. Mautverdrängungen sind im Stadtteil nicht zu beobachten.' Verständnis oder Zustimmung bekam der 'Prügelknabe' des Senators nicht. Eher kassierte er Zwischenrufe wie: 'Demnächst müssen wir noch Kurtaxe bezahlen.'
'Der Beirat fühlt sich verschaukelt', fasste die stellvertretende Beiratsprecherin Bettina Hornhues die Kommentare aus den Fraktionen zusammen. Faustmann wurde mit den alten Beschlüssen des Beirates und den Forderungen zur Reduzierung des überörtlichen Durchgangsverkehrs zum Senator zurückgeschickt. Falls Geschwindigkeitsbegrenzungen daran scheitern sollten, dass das Geld für die Schilder fehlt, gab man ihm noch mit auf den Weg, würde man die sogar aus Beiratsmitteln bezahlen. Daran solle es nicht scheitern.