Ein Schandfleck in der Bahnhofsvorstadt soll verschwinden. Das Areal, auf dem sich das Domizil der "Hells Angels" befand, soll neu bebaut und aufgewertet werden. Das Architektenbüro von Thorsten Italiano hat den Auftrag erhalten. Eigentlich sollte der Abriss in der kommenden Woche beginnen. Dieser Plan lässt sich aber vermutlich nicht einhalten.
Bahnhofsvorstadt. Heruntergekommen steht es da, das Haus, in dessen Anbau sich lange die "Hells Angels" aufgehalten haben. Die Wohnungen stehen – mit einer Ausnahme – seit Jahren leer. Auch der Wirt, der den Club "Downtown" im Erdgeschoss betrieben hat, ist jetzt ausgezogen, das "Downtown" geschlossen. Das Haus zwischen den Straßen Außer der Schleifmühle und Am Dobben soll jetzt weg. Der Architekt Thorsten Italiano und sein Schwachhauser Büro haben den Auftrag, das Gebäude abzureißen und dort ein neues Wohnhaus hochzuziehen.
Laut Planungen soll der Abriss in der nächsten Woche beginnen, doch noch sind die verlassenen Wohnungen teilweise derart mit Gerümpel zugestellt, dass erst einmal ausgemistet werden muss. Und auch das Wetter könnte den Abrissplänen einen Strich durch die Rechnung machen. Architekt Italiano hofft nun, dass das Abrissunternehmen noch im März starten kann. Der Abriss des im Krieg zerstörten und 1949 oder 1950 wieder aufgebauten Hauses beginnt dann mit dem Abdecken des Daches.
Dach manuell abdecken
Das müsse manuell gemacht werden, um von oben einen Blick in die Wände werfen zu können, sagt Thorsten Italiano. Dabei soll auch die Statik der direkt angrenzenden Gebäude überprüft werden. Der Altbau wird geschossweise abgetragen, ein Statiker soll dabei ständig die Standfestigkeit der Nachbarhäuser im Blick behalten. Zur Not müssen Stahlträger angebracht werden, um sie zu stützen.
Ein wenig Kopfschmerzen bereitet auch eine Wand am Nachbarhaus, die an den eingeschossigen Mittelbau im Hof angrenzt, in dem die Rockergruppe lange einquartiert war. Auch diese Wand muss unter Umständen gestützt werden, damit sie nicht zusammenfällt, wenn der stützende Mittelbau fehlt. Ist das alte Haus erst weg – der Abriss soll fünf Wochen dauern –, wird ein Neubau mit fünf Geschossen plus Staffelgeschoss hochgezogen. Das soll sich an der Gesamthöhe der Nachbarhäuser orientieren. Da aber die Decken nicht so hoch sein werden wie in klassischen Altbauten, könnten mehr Stockwerke untergebracht werden, sagt der Architekt. Die Fassade zur Straße Außer der Schleifmühle hin werde viele Fenster und durchgängig Erker in der Mitte haben, damit möglichst viel Licht in die Wohnungen falle. Die Außenwände werden aus Porotonsteinen bestehen, der weiß verputzt wird. Poroton ist ein Naturstein, in dem unter anderem Lehm verarbeitet wird.
Die Erker werden sich farblich abheben, da sie mit roten Rockpaneel-Platten bedeckt werden. Insgesamt elf Wohnungen mit 65 bis 90 Quadratmetern Größe wird es geben. Der Bauantrag wird demnächst eingereicht. Wenn alles gut geht, soll im Sommer die Umsetzung beginnen. Noch unklar ist, wo Parkplätze für die künftigen Bewohner eingerichtet werden. Möglich wäre es, den großen Hof dafür zu nutzen oder eine Tiefgarage zu bauen. Drei Millionen Euro plus etwa 70000 Euro für den Abriss soll das Bauprojekt kosten. Ob die Wohnungen vermietet oder verkauft werden, steht noch nicht fest. Ursprünglich hatte es Überlegungen gegeben, das Haus stehen zu lassen und zu sanieren, doch ein Abriss sei die bessere Variante, sagt Thorsten Italiano. In einigen Wohnungen hätten ehemalige Bewohner Durchbrüche vorgenommen, ohne dabei auf die Statik zu achten.
Trotz der Bauarbeiten soll es keine Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs geben. Abgerissen wird vom Hof des Grundstücks aus.