Nun steht sie da, die Königsalm. Sieben Wochen noch, bis der Freimarkt beginnt, und doch ist das neue Zugpferd für den Jahrmarkt bereits im Geschirr. Warum? Was soll das? Die Antworten geben Rätsel auf.
„Der Zeltaufbau ist komplex und hat daher schon sehr früh begonnen“, heißt es aus der zuständigen Wirtschaftsbehörde. So schwierig war die Aufgabe dann aber offenbar doch nicht. Nur zwei Wochen hat es gedauert, bis das „Schloss aus Holz“, wie die Betreiber ihren dunklen Prachtbau nennen, fertig war. Die übliche Spanne, vergleichbar mit dem Aufwand für die Bayernfesthalle und das Hansezelt, den beiden anderen gastronomischen Großbetrieben auf dem Freimarkt.
Einen langen Vorlauf hatte die Königsalm schon, aber nicht dafür, das sieben Millionen Euro teure Werk von Schnitzkünstlern aus Tirol auf den Festplatz zu stellen. Vier Jahre hat die Planung gedauert, zwei Jahre davon sind für den Bau und die Einrichtung draufgegangen. Der Betreiber, die Bremer Schaustellerfamilie Renoldi, hat einen Prototypen entwickelt, der auf dem Freimarkt seine Premiere feiert. 1900 Plätze auf zwei Etagen. Die Einrichtung alpin, mit Kutschen, Schlitten und lebensgroßen Figuren. Tische und Bänke gibt es auch. Sicher aber nicht dafür, dass man sich zu späterer Stunde draufstellt und mit dem Krug in der Hand bierselig im Takt der Musik schunkelt.
Die Königsalm hebt auf ein anderes Publikum ab. Die Damen und Herren dürfen sich aus der Küche auf ein Hirschragout freuen, auf einen feinen Hüttensalat oder das Original Wienerschnitzel. Ein etwas anderes Niveau, wenngleich der Wurstsalat, die Haxe und die Weißwürste natürlich nicht fehlen dürfen.
Mindestverzehr von 40 Euro pro Person
Das neue Angebot hat seinen Preis. Wenn man zum Beispiel an den drei Freimarktsonntagen zum beliebten bayerischen Frühschoppen will, muss vorher reserviert werden. Die Gebühr dafür liegt bei sieben Euro, doch das ist das Geringste. Es gibt einen Mindestverzehr: 40 Euro pro Person. Mit einem Bier oder zwei und der obligaten Brezen wird das nicht getan sein.
Zurück aber zu der Frage, warum die Königsalm so früh aufgebaut werden musste. Es ist ja nicht so, dass der Platz auf der Bürgerweide zur freien Verfügung stünde. Auf Anfrage teilt die städtische Parkgesellschaft Brepark mit, dass ihr seit Mitte August durch die Königsalm etwa 270 Stellplätze verloren gehen. Ob die Brepark einen finanziellen Ausgleich bekommt, wollte das Unternehmen nicht sagen. Renoldi zahlt lediglich die Standmiete – nach Auskunft des Wirtschaftsressorts für die Zeit von Auf- und Abbau und während des Freimarkts. In den sieben Wochen bis zum Beginn des Volksfestes fallen für die Schaustellerfamilie also keine Kosten für die Fläche auf der Bürgerweide an.
Hanselife als Grund für Verzögerung
Als weiterer Grund für den vorgezogenen Aufbau wird die Verbrauchermesse Hanselife genannt. Sie beginnt am 14. September. So wie die Behörde es darstellt, hätte es Probleme gegeben, wenn die Königsalm nicht schon stehen würde. Die Kräne zur Montage der Hallen wären sich in die Quere gekommen. Allerdings hat es das in der Vergangenheit noch nicht gegeben, dass die Hanselife auf der Bürgerweide dermaßen viel Platz einnimmt und aufwändige Aufbauarbeiten erfordert. Hauptsächlich findet die Messe in den Hallen statt.
Die Renoldis erklären den Frühstart ihrer Königsalm so: „Wir haben eine Sondergenehmigung bekommen, weil es die Premiere ist und wir etwas mehr Zeit für das Feintuning benötigen.“ Mehr Zeit haben sie jetzt aber auch für etwas anderes. Die Schaustellerfamilie beschickt mit ihren gastronomischen Angeboten im September und Oktober das Oktoberfest in München und die Cannstatter Wasen in Stuttgart. Dort kann sie sich jetzt in Ruhe ihren Wildstuben und dem Almhüttendorf widmen und muss während der beiden Volksfeste nicht auch noch auf den Freimarkt schauen, der kurz nach den tollen Tagen in Stuttgart und München beginnt.