Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Volksfeste Schausteller bangen um Freimarkt und Osterwiese

Seit dem 1. Januar gibt es in Bremen eine neue Gesellschaft für Messen und Märkte. Die Schausteller fürchten nun, dass dies zu mehr Kommerz auf den Volksfesten führt.
25.01.2018, 22:33 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Schausteller bangen um Freimarkt und Osterwiese
Von Jürgen Hinrichs

Die Schausteller sorgen sich um die Zukunft der Volksfeste in Bremen. Hintergrund ist, dass es in der Stadt seit dem 1. Januar eine neue Gesellschaft gibt. Sie ist aus der Messe und dem Großmarkt zusammengefügt worden und soll die Veranstaltungen in der Stadt bündeln. Freimarkt, Osterwiese und Weihnachtsmarkt, die mit Abstand am stärksten besuchten Märkte, sind davon bislang ausgenommen. Doch wie lange noch?

„Wenn wir einer GmbH zugeschlagen werden, läuft das unweigerlich darauf hinaus, dass die Märkte für diese Gesellschaft Gewinn abwerfen müssen“, warnt Rudi
Robrahn, Vorsitzender des Bremer Schaustellerverbandes. Die Folgen aus seiner Sicht: Höhere Standgebühren, mehr Bierzelte oder Glühweinbuden, und am Ende ein völlig anderer Charakter der Märkte.

Lesen Sie auch

Die neue Gesellschaft heißt m3b GmbH. Ein etwas sperriger Name, der für Messen, Märkte und Menschen in Bremen steht. Geschäftsführer ist Hans Peter Schneider, der bisher für die Messe mit der ÖVB-Arena zuständig war und in Zukunft auch für den Großmarkt mit dem Ratskeller die Verantwortung trägt. „Die Schausteller haben die Sorge, dass ihre Märkte stärker kommerzialisiert werden, wenn sie unserer Gesellschaft angehören“, bestätigt Schneider im Interview mit dem WESER-KURIER. Er sei zunächst allerdings ganz froh, sich nicht auch noch um die Volksfeste kümmern zu müssen. „Wie das in Zukunft wird, muss man sehen.“

„Wir wollten wissen, wo die Reise hingeht“

Die Schausteller hatten am Dienstag ein Gespräch mit Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). „Wir wollten wissen, wo die Reise hingeht“, erklärt Robrahn. Es sei klar, welche Zeichen mit der neuen Gesellschaft gesetzt werden. „Wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen und können eins und eins zusammenzählen.“ Die Volksfeste seien von Bremen in der Vergangenheit immer so organisiert worden, dass über die Standgebühren die Kosten eingespielt wurden, mehr nicht. „Es soll auf den Märkten Geld verdient werden und nicht an den Märkten“, so der Schausteller. Eine GmbH arbeite dagegen gewinnorientiert.

Das Gespräch mit dem Senator bezeichnet Robrahn als zufriedenstellend. Eine deutliche Aussage zur Zukunft der Volksfeste habe es aber nicht gegeben. In anderen Städten könne man beobachten, wie viel Schaden es anrichtet, wenn die Feste privatisiert werden. „Die sind runtergewirtschaftet worden, weil es nur noch um den Profit ging.“ Der Freimarkt mit seinen rund vier Millionen Besuchern solle dagegen ein Familienfest bleiben. Robrahn ist deswegen ein Dorn im Auge, wenn der Alkohol auf dem Freimarkt schon heute eine immer größere Rolle spielt. „Die Frühschoppen am Sonntag nehmen Ausmaße an, die ich nicht mehr gut finde.“

Lesen Sie auch

Die Volksfeste waren bis vor gut einem Jahr bei der Innenbehörde angesiedelt. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) stach beim Freimarkt regelmäßig das erste Fass Bier an. Als sich die Behörde in Teilen neu aufstellte, gingen die Volksfeste an den Wirtschaftssenator – für die Schausteller der erste Schritt in eine Richtung, die ihnen nicht passt. Sie sind mit den Märkten vorerst zwar noch in rein städtischer Verantwortung geblieben, der Weg in die neue Veranstaltungsgesellschaft ist aber nicht mehr weit. Die m3b GmbH ist formal dem Wirtschaftsressort unterstellt, frei agieren kann sie als GmbH trotzdem und soll das sogar.

Keinen Grund für Veränderung

„Die Volksfeste sind gewachsene Veranstaltungen mit eigener Struktur und Funktionsweise“, betont Tim Cordßen, Sprecher des Wirtschaftssenators. Freimarkt, Osterwiese und Weihnachtsmarkt würden gut funktionieren, es gebe kurzfristig also überhaupt keinen Grund, etwas zu verändern. Das heiße allerdings nicht, dass alles auf immer und ewig so bleiben werde wie bisher. „Wir wollen die Volksfeste stetig verbessern und ihre Effizienz steigern“, gibt Cordßen als Ziel aus.

Als Beispiel nimmt der Ressortsprecher den Weihnachtsmarkt, einen der beliebtesten und erfolgreichsten Märkte dieser Art in Deutschland. Dort ist die Besonderheit, dass der eigentliche Markt von der Wirtschaftsbehörde organisiert wird, der Schlachtezauber Hundert Meter weiter dagegen vom Großmarkt und in Zukunft von der neuen Gesellschaft. Der Wunsch sei, dass die beiden Veranstaltungen näher zusammenrücken – „physisch und organisatorisch“, erklärt Cordßen. Mit einem gemeinsamen Sanitätsdienst sei das auf einem Feld bereits gelungen. „Am Ende dieser Entwicklung kann durchaus eine gemeinsame Organisation stehen.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)