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Sanierungsstau Bremens Straßen verfallen – ADAC schlägt Alarm

Bremens Straßennetz ist marode. Fast 14.000 Schäden an Straßen, Bordsteinen und Schildern sind für dieses Jahr erfasst worden. Was tut das Amt für Straßen und Verkehr, um den Zustand zu verbessern?
06.11.2021, 05:00 Uhr
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Bremens Straßen verfallen – ADAC schlägt Alarm
Von Pascal Faltermann

Bremens Straßen sind marode. Schlaglöcher, defekte Bordsteine, Risse in den Fahrbahnen oder abgesacktes Pflaster im gesamten Straßennetz verärgern die Verkehrsteilnehmer. In diesem Jahr sind bislang 13.892 Schäden vom Amt für Straßen und Verkehr (ASV) erfasst worden. Darunter 9638 Fälle, die die Straßenoberflächen betreffen, und 4254 Schäden an Objekten wie Geländern, Pollern oder Verkehrsschildern.

Für circa 57 Prozent dieser defekten Stellen hat das ASV Aufträge erteilt, um sie zu nach und nach zu reparieren. Gefährdet ein Schaden die Verkehrssicherheit, werde sofort gehandelt, heißt es von der Bremer Straßenbau- und Verkehrsverwaltung. Kritik kommt vom ADAC: „Seit vielen Jahren verfällt die Substanz der kommunalen Verkehrsinfrastruktur. Dieser Verfall muss unverzüglich gestoppt werden“, sagt Nils Linge, Sprecher des ADAC Bremen.

Rund 1450 Kilometer kommunales Straßennetz (also ohne Bundesstraßen und -autobahnen) sind von Bremen instand zu halten. Die Verantwortung für die Fernstraßen ist Anfang des Jahres an die Autobahn GmbH des Bundes übertragen worden. Viele Autofahrer – aber auch die Bus-Passagiere – spüren jeden Tag, wie holprig viele Straßenabschnitte sind. Das zeigen auch Zahlen: „Im Jahr 2019 sind insgesamt 13.716 Schäden erfasst und durch die Vertragsfirmen des ASV beseitigt worden“, sagt ASV-Sprecherin Andrea Voth. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 14.584 Mängel.

Dieser Verfall muss unverzüglich gestoppt werden
Nils Linge, Sprecher des ADAC Bremen, über Bremens Straßen

Noch sei das ASV mit etwa 60 Personen in der entsprechenden Abteilung in der Lage, die Straßen verkehrssicher zu halten. Man könne keinen einzelnen Stadtteil hervorheben, alle Bezirke seien betroffen. Mit verschiedenen Oberflächenmaßnahmen verlängere man mittelfristig die Lebensdauer der Straßen, sagt Voth. Dennoch gebe es einen Sanierungsstau. Das heißt: Viele Straßen brauchen statt einer oberflächlichen Reparatur eine aufwendige Sanierung. Diese sei jedoch kostspielig, und dafür fehlten dem ASV in erster Linie das Geld, so die Sprecherin.

Seit Jahren wird der Zustand der bremischen Straßen diskutiert. Der Etat für die Straßenerhaltung ist in den vergangenen Jahren erhöht worden. 2020 standen 15 Millionen Euro zur Verfügung. Für 2021 (16 Millionen Euro) und 2022 (17 Millionen Euro) hat das Verkehrsressort jeweils eine Millionen Euro draufgepackt. Die Ausgaben für das kommende Jahr sind quasi angemeldet, müssen aber durch die Bremische Bürgerschaft beschlossen werden. „Unsere Straßen zu erhalten, ist wichtig und nachhaltig, da ein Neubau deutlich teurer wäre. Daher investieren wir in die Straßenerhaltung“, sagt Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Wichtig sei dem Ressort , dabei auch Rad- und Gehwege zu erneuern.

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„In vielen Nebenstraßen Bremens, aber teilweise auch auf Hauptstraßen werden jährlich die Fahrbahnen beziehungsweise Schlaglöcher oberflächlich geflickt“, sagt ADAC-Sprecher Nils Linge. Das Problem: Würden erforderliche Ersatzinvestitionen aufgeschoben oder durch „billigere Reparaturen“ ersetzt, beschleunige sich der Substanzverlust der Straßen. „Dieser Verschleiß der Bestandsinfrastruktur vernichtet gesellschaftliches Vermögen und verringert die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer“, so Linge.

Die Folge sei ein deutlich höherer Aufwand für Instandsetzung oder Erneuerung. Daher müssten die Kommunen neben Investitionen in Neu-, Aus- und Umbau einen Schwerpunkt auf die Erhaltung legen. Um die Finanzen möglichst zweckmäßig und sparsam einzusetzen, empfiehlt der ADAC, den Straßenzustand regelmäßig zu analysieren und zum wirtschaftlich idealen Zeitpunkt zu sanieren.

Bei den Bundesstraßen in Niedersachsen sind bei einer Netzlänge von rund 4600 Kilometern aktuell 61 Prozent in einem guten, 15 Prozent in einem mittleren und 24 Prozent in einem schlechten Zustand. Das teilt Heike Haltermann mit, Pressesprecherin der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Bei den Landesstraßen sind von 8000 Kilometern rund 58 Prozent in einem guten, 23 Prozent in einem mittleren und 18,7 Prozent in einem schlechten Zustand.

Die Bundesstraßen werden alle vier, die Landesstraßen alle fünf Jahre überprüft. In Niedersachsen gibt es laut Haltermann auf Bundesstraßen keinen Sanierungsstau. Der Bund stelle Geld bereit, damit die Behörde für eine möglichst hohe Qualität des Straßennetzes sorgen könne. Bei den Landesstraßen hätten begrenzte finanzielle Ressourcen in der Vergangenheit allerdings zu einem Investitionsstau geführt.

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