Huchting braucht dringend eine neue Oberschule, darin sind sich der Beirat des Stadtteils und die zuständigen senatorischen Behörden einig. Beschlossen ist der Bau einer dreizügigen Oberschule als teilgebundene Ganztagsschule für etwa 400 Schulkinder. Bevor es jedoch mit dem Bau der benötigten Bildungsanstalt losgehen kann, muss die wichtige Frage nach dem Standort beantwortet werden.
In Frage kämen mehrere Möglichkeiten im Stadtteil, erläuterte Udo Stoessel von der Senatorin für Kinder und Bildung. Zum einen stünden städtische Grundstücke (Sportplätze) auf der Bezirkssportanlage (BSA) in der Diskussion, zum anderen ein Investorengrundstück auf dem im Werden begriffenen Sodenmatt-Quartier, dem ehemaligen Gelände des Thyssen-Krupp-Konzerns. In der 49. Beiratssitzung hörten die Beiratsmitglieder noch einmal ausführliche Informationen zur Schulstandortplanung und der jeweiligen verkehrlichen Erreichbarkeit.
Marc Jantzen vom Referat 51 „Verkehrsprojekte“ bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (SKUMS) stellte im Vergleich der möglichen Standorte BSA und Sodenmatt-Quartier fest, dass das Sodenmatt-Quartier besser für die Schüler erreichbar sei als ein Schulstandort auf der BSA. „Die BSA liegt außerhalb des Einzugsbereiches des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), Fuß- und Radwege entsprechen nicht mehr den heutigen Regelwerken, zudem erfolgt der Kfz-Verkehr durch Wohnstraßen“, so Jantzen. Weiterhin bestehe das Risiko des „Elterntaxis“, um die Kinder rechtzeitig zum Unterricht zu bringen. Die Behörde wünsche sich für einen Schulstandort sichere Wegeverbindungen zur Stärkung des Umweltverbunds aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, auch unter dem Aspekt der wünschenswerten eigenständigen Kinder- und Jugendmobilität.
Für das Sodenmatt-Quartier spreche, dass hier bereits durch die Linien 1 und 8 mit der Haltestelle Willakedamm eine Anbindung an den ÖPNV besteht. Weiterhin verlaufen die Geh- und Parkwege in den sogenannten Nebenanlagen auf beiden Seiten der Straße. Querungshilfen sind sowohl an der BSA als auch am Sodenmatt-Quartier ungesichert, schwer einsehbar und dadurch nachzubessern, so Jantzen.
Am Standort BSA wären erhebliche Anpassungen und Verbesserungen hinsichtlich der Erschließung für den öffentlichen Nahverkehr und der Fußwege notwendig, die in die Zuständigkeit des Eigentümers Immobilien Bremen falle. Dagegen wären am Standort Sodenmatt-Quartier zwar hinsichtlich des ÖPNV Verbesserungen wünschenswert – wie auch die Durchlässigkeit für Fußwege – aber dort wären Laden und Liefern ebenso möglich wie Mitarbeiterverkehr, und jegliche Ausbauarbeiten fielen in die Zuständigkeit des Investors.
Er habe in dieser Beiratssitzung fast ausschließlich Argumente gehört, die gegen den Schulstandort Bezirkssportanlage sprächen, befand Michael Horn (Die Linke). Als ehemaliger Leistungssportler sei er zudem nicht geneigt, bestehende Sportplätze in seinem Stadtteil aufzugeben. Sport sei auch Integration, erklärte Martina Seifert (CDU) – besonders hinsichtlich der vielen zugezogenen, hilfesuchenden Jugendlichen. Aus diesem Grunde lehnte auch sie die Bezirkssportanlage als Schulstandort ab.
Carlotta Wendt (Die Grünen) wies noch einmal auf die Notwendigkeit städtischen Grüns hin, das durch einen Schulneubau auf Anlagen der Bezirkssportanlage vernichtet würde, zudem würde der Boden durch die Arbeiten verdichtet.
Falko Bries (SPD), scheidender Beirats-Sprecher, gab noch einmal zu bedenken, dass eine Oberschule in Huchting dringend benötigt werde. Die Flächen der Bezirkssportanlage bereits jetzt abzulehnen und allein für das Investorengelände zu votieren, hielt Bries für unangemessen.
In Anbetracht der Dauer des Schulneubaus plädierte Sabine Radtke (FDP) dafür, sich für den möglichen Schulstandort zu entscheiden, der am schnellsten verwirklicht werden könnte und wo am wenigsten schwerwiegende Veränderungen vorgenommen werden müssten. Als zuständige Fachaufsicht für Immobilien Bremen und Sondervermögen Immobilien und Technik beim Senator für Finanzen wies Ximena Sejas darauf hin, dass es für die Stadt immer wirtschaftlicher sei, auf städtische Grundstücke zurückzugreifen. „Die Stellungnahme des Beirates wird bei der Entscheidung Berücksichtigung finden“, versprach Sejas, wollte aber dem Eindruck entgegentreten, dass nun automatisch der Zuschlag dem Investorengrundstück erteilt werde.
In der anschließenden Abstimmung stimmten alle Beiratsmitglieder einstimmig für das Sodenmatt-Quartier als neuem Schulstandort in Huchting. Die Plätze 2 und 4 auf der Bezirkssportanlage wurden ebenso einstimmig abgelehnt, der Platz 6 der Bezirkssportanlage konnte in der Einzelabstimmung immerhin noch drei Ja-Stimmen für sich buchen. Dieses Ergebnis wird nun an die zuständigen Stellen zur endgültigen Entscheidung weitergeleitet.