Bürgermeister Sieling (SPD) tritt auf die Bremse für Pläne eines neuen Einkaufszentrums am Brill: Er warnt aber davor, vorschnell konkrete Pläne für die frei werdende Fläche mitten in der City zu machen.
Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) tritt auf die Bremse für Pläne eines neuen Einkaufszentrums am Brill: Im Verkauf des Finanzzentrums der Sparkasse am Brill sieht er „eine große Chance für die Innenstadt“, wie er dem WESER-KURIER sagt. Er warnt aber davor, vorschnell konkrete Pläne für die frei werdende Fläche mitten in der City zu machen. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bremen, Tim Nesemann, hatte am Freitag nach einer Verwaltungsratssitzung über den Verkauf informiert. Danach soll der Hauptsitz Ende 2019 vom Brill in den Technologiepark der Universität verlegt werden. Insgesamt will sich das Institut von einem 11.000 Quadratmeter großen Areal rund um das Finanzzentrum trennen. Die Sparkasse lieferte einen Vorschlag für die künftige Nachnutzung mit: Für ein Einkaufszentrum sei dies eine „erstklassige“ Lage.„Das muss man sich ganz in Ruhe anschauen, was aus diesem Standort werden kann“, betont Sieling. „Die jüngste Entwicklung am Ansgarikirchhof hat gezeigt, dass ein Einkaufszentrum kein Selbstgänger ist.“ Die Stadt habe großes Interesse daran, was aus dem Gelände und der Immobilie der Sparkasse werde. Ihm sei an einer öffentlichen Diskussion darüber gelegen. Die Gebäude der Sparkasse erstrecken sich vom Brill über die Hanken- und Jakobistraße bis zur Bürgermeister-Smidt-Straße.
Positiv aber nur mit ganzheitlichem Konzept
„Spätestens mit dieser aktuellen Entwicklung ist der Senat aufgefordert, die Entscheidung, den Lloydhof zu verscherbeln und die Innenstadtentwicklung de facto aufzugeben, zu korrigieren“, sagt der CDU-Landesvorsitzende Jörg Kastendiek. Grundsätzlich könne die Immobilie positiv für die City sein, aber nur, wenn sie in ein ganzheitliches Konzept eingebunden werde. Das bleibe der Senat seit Jahren schuldig, und die kürzlich von Rot-Grün beschlossene Veräußerung des Lloydhofes nehme Bremen jeglichen Gestaltungseinfluss, betonte Kastendiek. Ein Einkaufszentrum sieht der CDU-Chef skeptisch, es würde nicht die grundsätzlichen Probleme der Innenstadt lösen. Vor allem auch, weil die Immobilie durch die mehrspurige Bürgermeister-Smidt-Straße von der Innenstadt abgeschnitten sei.
„Bloß nicht noch ein weiteres Einkaufszentrum“, warnt der ehemalige Vorstandsvorsitzende der City-Initiative, Harm Hesterberg. Er fordert „mehr Exklusivität und Individualität“. In ein einfaches Einkaufszentrum würden vor allem die üblichen Filialisten gehen, die es in jeder Stadt gebe. Zudem fehle eine „vernünftige Anbindung“ für ein Shopping-Center am Brill. Er befürchtet, dass dies nicht funktionieren würde. „Das große Problem ist, dass in Bremen die bereits vorhandenen Einzelhandelsflächen nicht schlüssig miteinander verbunden sind. Das ist ein riesengroßer, löchriger Schweizer Käse.“ Ein Vorzeigeprojekt für Innovationskraft sei die neue Markthalle Acht am Domshof. Solche Projekte müsse die Stadt mit einer besseren Anbindung weiterentwickeln. Der Weggang der Sparkasse vom Brill hat aus Hesterbergs Sicht einen „sehr negativen“ Aspekt: Der Innenstadt würden dadurch viele Dienstleistungsarbeitsplätze und damit auch Kunden verloren gehen.
Investor der Markthalle findet Immobilie am Brill attraktiv
Der Bremer Bauunternehmer Thomas Stefes ist der Mann hinter der neuen Markthalle am Domshof. Er hat einen zweistelligen Millionenbetrag in das Gebäude der früheren Bremer Bank investiert. Die Immobilie der Sparkasse auf der anderen Seite der Innenstadt hält er für ebenso attraktiv. „Für uns geht es aber jetzt erst einmal darum, unser Projekt weiterzuentwickeln“, sagt er. Er habe erst am Sonnabendmorgen von dem geplanten Verkauf erfahren, könne die Entscheidung der Sparkasse aus unternehmerischer Sicht verstehen.
Für den Chef der Bremer Touristik-Zentrale, Peter Siemering, ist die Sparkassen-Immobilie ein attraktiver Standort – vor allem auch, um das Faulenquartier weiter zu entwickeln. Ein Einkaufszentrum sei eine Option. Allerdings fordert auch er ein besonderes Konzept: „Wenn dort ein Shopping-Center hingeht, müsste es etwas hoch-attraktives, ein großer Name mit imposantem Einzelhandel sein. Das würde ich sehr begrüßen.“ In Bremen gebe es zu wenige solcher Shopping-Angebote. Auch für den baupolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Jürgen Pohlmann, könne mit einem besonderen Konzept der Zugang aus dem Westen über das Faulenquartier in die Innenstadt deutlich aufgewertet werden. „Dafür muss aber eine Neugestaltung der Brill-Kreuzung in die Planung einbezogen werden“, sagt er.
Vor einigen Wochen hatte die FDP-Fraktion ein eigenes Innenstadt-Konzept vorgestellt. Eine Mischung aus Wohnungen, Grünflächen, zusätzlicher Gastronomie und mehr Einkaufsfläche könne ein denkbarer Weg sein, hatte Fraktionschefin Lencke Steiner damals betont. „Wenn die Fläche am Brill jetzt frei wird, sollte man die Situation nutzen, um ein wirklich innovatives Konzept zu verfolgen", kommentiert ihr Stellvertreter Magnus Buhlert den Verkauf des Finanzzentrums der Sparkasse. Das Wichtigste sei es dabei, eine Lösung für die Brill-Kreuzung zu finden.