Tiere und Gebrauchsgüter, Porträts und Landschaften, Abstraktes und Gegenständliches – die Lieblingsmotive und die Maltechniken sind sehr unterschiedlich. Doch eines haben die Kunstschaffenden gemeinsam, die jetzt ihre Bilder im Kulturhof Borchelt an der Grollander Straße zeigten: Sie alle gehören dem Verein der Huchtinger Freizeitkünstler an. Die Gemeinschaft feierte mit der Ausstellung zugleich ihren 40. Geburtstag.
Bevor drei Musiker vom Capstan-Shanty-Chor bekannte Lieder spielten und das reich bestückte Buffet eröffnet wurde, erinnerte die Freizeitkünstler-Vorsitzende Helga Gerdes vor zahlreichen Gästen im Kulturhof an die Anfänge des Vereins. Sieben Huchtinger Frauen hatten sich der Kunst und besonders der Malerei verschrieben und unter dem Vorsitz von Emmy Suck 1975 den Verein Freizeitkünstler Bremen-Huchting ins Leben gerufen. Zunächst gab es keine feste Bleibe. Deshalb zog die kleine Gruppe mit Palette, Stiften, Farben, Papier und einem Kursleiter von Klassenraum zu Klassenraum in den Huchtinger Schulen. Bereits 1976 wurden erste Ausstellungen in der Sparkasse, in der Stadtteilbibliothek Huchting und im Roland-Center präsentiert.
1978 hatten de Freizeitkünstler Grund zu großer Freude: Dank Unterstützung vom damaligen Bildungssenator Horst-Werner Franke und Huchtinger Ortsamtsleiter Horst Lutzebäck konnten sie das erste eigene Domizil an der Robbenplate beziehen. Zehn Jahre später folgte der Umzug ins Bürger- und Sozialzentrum (BuS) an der Amersfoorter Straße in den Pavillon G, wo der Verein bis heute seine Wirkungsstätte hat.
„Die große BuS-Baustelle betrifft auch uns“, berichtete Helga Gerdes auf Nachfrage. Der Pavillon G bleibe zwar erhalten, aber der Zugang könnte während der Bauzeit zeitweilig etwas schwierig werden.
Der Verein zählt heute 73 Mitglieder und wirkt laut Helga Gerdes „wie eh und je aktiv mit Projekten in den Stadtteil hinein“. Malen mit Grundschulkindern, diverse Kursangebote, Museumsbesuche, Kulturreisen sowie Ausstellungen im Roland-Center, im BuS und im Kulturhof Borchelt stehen regelmäßig auf dem Programm. Wie viele Leinwände bemalt, wie viele Pinsel verschlissen und wie viele Liter Farbe im Laufe von 40 Jahren verbraucht worden sind, vermag niemand zu sagen. Fest steht jedoch: „Wir haben allerdings nie nachgelassen und haben immer noch großen Spaß an der kreativen Arbeit“, sagt Helga Gerdes.
Die Mitglieder hätten auch immer großen Wert darauf gelegt, sich weiterzubilden und künstlerisch weiterzuentwickeln. „Die Bilder in ihrer Gesamtheit haben heute eine ganz andere Qualität als in den Anfangsjahren“, sagte Gerdes. Die Stilrichtungen aber sind vielfältig geblieben. In der Ausstellung zeigten 20 Frauen und Männer ihre Werke, gemalt sind die Bilder in Acryl, in Aquarell- und Ölfarben oder mit Tusche. Als einen der Höhepunkte in der Vereinsgeschichte nannte die Vorsitzende das zweijährige kulturelle Zwischenzeitprojekt, für das ein ehemaliges Schuhgeschäft an der Kirchhuchtinger Landstraße in das Atelier „Kunst-Treff“ verwandelt wurde, das mit seinen kulturellen Angeboten mitten in Huchting zum Treffpunkt für viele Menschen wurde.
Von den sieben Gründungsfrauen sind heute noch zwei mit von der Partie. Neben Helga Gerdes erinnerte zum Jubiläum auch Valeria Schaaf an die Gründungsphase. Und sie schaute nach vier Jahrzehnten dankbar zurück auf die Jahre in der Gemeinschaft, „die uns menschlich und kulturell viel gegeben haben“, wie Schaaf betonte.
Auf Einladung des Vereins skizzierte der Grollander Journalist Gerwin Möller kurz, wie es in Huchting vor 40 Jahren war. Der Stadtteil habe damals einen regelrechten Boom erlebt und sei innerhalb eines Jahrzehnts von 16 000 auf 35 000 Einwohner gewachsen. 1973 sei das Roland-Center eröffnet worden. Die Straßenbahn kam erst 1976, als sie von Grolland nach Huchting weitergeführt wurde.
Helga Gerdes bedankte sich mit einer Duftrosen-Pflanze bei der Gastgeberin Martha Borchelt, deren Kulturhof eine tolle Kulisse für die Ausstellungen der Freizeitkünstler sei. Mit Blumen wurde außerdem Rainer Heuer, Mitbegründer des Huchting-Archivs, dafür gedankt, dass er indirekt den Anstoß zur Umwandlung des ehemaligen Bauernhofs zum Kulturhof bei einer Exkursion des Huchting-Archivs gegeben hatte.
Ein großer Wunsch der Künstlerinnen und Künstler des Vereins ist es, weiterhin Menschen für die Kunst zu begeistern und für die gemeinsame Arbeit zu gewinnen. Ein offenes Malen für jedermann gibt es immer am Montag von 10 bis 12 Uhr sowie jeden ersten und dritten Montag im Monat von 15 bis 18 Uhr im Pavillon G des Bürger- und Sozialzentrums, Amersfoorter Straße 8. Zu den Vereinsabenden treffen sich dort die Mitglieder jeden vierten Mittwoch im Monat (außer Ferien) um 19 Uhr.
Nähere Auskünfte erteilt Helga Gerdes, Telefon 58 05 71 oder E-Mail hhgerdes@arcor.de.