Die Spitzen des Senats sehen Fortschritte beim Zukunftsdialog "Bremen 2035". Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) und Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) zogen am Montag ein positives Zwischenfazit der Beratungen, zu denen am vergangenen Freitag erneut Vertreter örtlicher Organisatoren und externe Sachverständige (Zukunftsrat) mit dem Senat (Zukunftskommission) zusammengekommen waren.
Wie berichtet, hatten sich die Teilnehmer dabei den Themenkreisen Infrastruktur, Stadtentwicklung sowie Qualifizierung/Bildung gewidmet. Sie verabredeten, bis zum Sommer konkret formulierte Entwicklungsperspektiven für den Zeithorizont bis 2035 zu benennen, darunter auch besonders herausragende "Leuchtturmprojekte" für Bremen und Bremerhaven.
Beim Pressegespräch im Rathaus ging Carsten Sieling näher auf seine Vorstellungen von der "wachsenden Stadt" ein. Von dem Zukunftsdialog erwarte er sich Aussagen zu der Frage, was im Zwei-Städte-Staat wachsen soll – und was nicht. "Wir müssen über qualitative Aspekte des Wachstums sprechen, auch über das, was Wissenschaftler als Wachstumsschmerzen bezeichnen", so Sieling, also über negative Begleiterscheinungen der urbanen Entwicklung. Aus seiner Sicht sollte Bremen insbesondere auf einen Ausbau der forschungs- und wissenschaftsbezogenen Wirtschaftszweige setzen.
Im städtebaulichen Bereich habe der Zukunftsdialog bereits zu ersten greifbaren Resultaten geführt. Auf den größeren Entwicklungsflächen für den Wohnungsbau wie etwa dem Hulsberg-Quartier und der Galopprennbahn in Hemelingen gelte es, den Architekturtypus "Bremer Haus" in einer modernen Form fortzuentwickeln. Im Bildungssektor sieht der Bürgermeister die Notwendigkeit, die Übergangssysteme zwischen Schule und Beruf so zu verbessern, dass auch Jugendliche mit Startschwierigkeiten auf Kurs bleiben.
Bürgermeisterin und Finanzsenatorin Karoline Linnert ging auf die finanziellen Dimensionen des Zukunftsdialoges ein. Hintergrund: Die 2020 in Kraft tretende Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen bringt für das kleinste Bundesland eine Verbesserung der Haushaltslage im dreistelligen Millionenbereich. Die Frage, wie der zusätzliche Spielraum genutzt werden soll, war im vergangenen Jahr der eigentliche Anstoß für den Zukunftsdialog.
Handlungskatalog soll im Herbst vorgestellt werden
Nein, sie glaube nicht, dass die Ergebnisse des Diskussionsprozesses den auch in Zukunft engen Rahmen des Landeshaushaltes sprengen werden, sagte die Senatorin. Der Handlungskatalog, der im Herbst feststehen wird, ergebe sich "nicht einfach aus der Addition sämtlicher Ideen, die die beteiligten Akteure beisteuern". Außerdem sei der Zukunftsprozess auf fast zwanzig Jahre angelegt. Soll heißen: Nicht alle Projekte, auf die man sich verständigt, können oder müssen sofort in Angriff genommen und finanziert werden.
Der weitere Zeitplan für "Zukunft Bremen 2035" sieht vor, dass unter Federführung der Senatsressorts bis Juni Vorschläge für konkrete Projekte in den Bereichen Stadtentwicklung, Infrastruktur und Bildung formuliert werden. Mitte August soll es eine ganztägige Plenarveranstaltung geben, um die jeweiligen Arbeitsstände der Gruppen aufeinander abzustimmen. Die Abschlussklausur des Zukunftsdialogs ist für den 15. Oktober vorgesehen.
Carsten Sieling sieht diesem Termin "voller Zuversicht" entgegen. Er ist überzeugt, "dass wir im Herbst einen gemeinsamen Plan vorlegen können, wie wir unsere beiden Städte als zukunftsfähige, attraktive und lebenswerte Gemeinwesen erhalten und weiterentwickeln können".