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Nachholbedarf So sieht der Plan von Rot-Grün-Rot für die Bremer Innenstadt aus

Die Bremer Innenstadt hat viele Pfunde, mit denen sie wuchern kann. Genauso gibt es aber auch massive Probleme. Was hat sich der künftige Senat an Lösungen vorgenommen?
29.06.2023, 05:00 Uhr
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So sieht der Plan von Rot-Grün-Rot für die Bremer Innenstadt aus
Von Jürgen Hinrichs

Neu erfinden muss der künftige Senat die Bremer Innenstadt nicht. Ihre Vorzüge liegen klar auf der Hand und treten im Sommer und bei schönem Wetter besonders zutage: die "gute Stube" rund um den Marktplatz, Schlachte und Schnoor, neuerdings auch Attraktionen auf dem Domshof. Doch genau dort, auf diesem großen Platz, gibt es wie an anderen Stellen der City weiterhin enormen Nachholbedarf. In ihrer Koalitionsvereinbarung hat sich das Bündnis aus SPD, Grünen und Linken für die kommenden vier Jahre in der City einiges vorgenommen. Spannung verspricht, was davon verwirklicht wird, zumal manche dieser Vorhaben seit langer Zeit in der Schwebe sind.

Straßenbahn: "Noch in diesem Jahr", heißt es in dem Vertrag der neuen Regierung. Noch in diesem Jahr soll nach schier endlosem Ringen eine Entscheidung fallen, ob die Straßenbahn in die Martinistraße verlegt wird oder weiterhin durch die Obernstraße fährt. Die SPD war in der Vergangenheit eher für die Martinistraße. Die Grünen, allen voran ihre bisherige Bau- und Verkehrssenatorin Maike Schaefer, sind strikt dagegen. Nun soll zunächst das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie abgewartet werden, die kurz vor der Vollendung steht. Außerdem will der Senat beim Bund ausloten, wie die Chancen für eine finanzielle Förderung des immens teuren Projekts stehen.

Domsheide: In unmittelbarem Zusammenhang mit der möglichen Verlegung der Straßenbahn steht die geplante Neugestaltung des Verkehrsknotenpunktes Domsheide. Eigentlich sollten dort die abgefahrenen Gleise und Weichen längst ausgetauscht sein. Wegen des Streits in der Koalition ist das von der BSAG immer wieder aufgeschoben worden. Viel Zeit ist daher nicht mehr. Wählt Rot-Grün-Rot die Variante Obernstraße, bleibt es auf der Domsheide bei zwei Haltestellen. So ist es im Koalitionsvertrag festgelegt. Kommt es zur Verlegung in die Martinistraße, könnten die Bahnen geballt entweder in der Balgebrückstraße oder vor der Glocke halten. So oder so steht fest, dass vor dem Konzerthaus Flüstergleise und Federsysteme eingesetzt werden, um den Lärm zu reduzieren.

Glocke: Das Konzerthaus soll sich nach dem Willen der Koalition grundlegend wandeln – von einem oft als verschlossen wahrgenommenen Ort, der hauptsächlich von einem gesetzteren Publikum genutzt wird, zu einer Kulturstätte auch für junge Leute aus unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgesellschaft. "Die Profilierung der Glocke als hervorragendes Zentrum der Musik soll durch ein Intendanten-Model gestärkt werden", schreiben die Koalitionäre außerdem. Ziel sei, das Konzerthaus als Ankerpunkt einer Kulturmeile zwischen Weltkulturerbe Rathaus und Roland und dem Viertel zu entwickeln. Der Bund hat dafür bereits Mittel von bis zu 40 Millionen Euro versprochen. Bedingung ist, dass dieser Betrag in gleicher Höhe auch von Bremen aufgebracht werden muss.

Rathaus: Auch dem Rathaus steht in einem Teil des Gebäudes eine Veränderung bevor, wenn die Pläne wahr werden. Die Untere Rathaushalle soll in ein Welterbe-Zentrum verwandelt werden. Es gibt dazu eine Machbarkeitsstudie und die Förderzusage des Bundes. "Für die Bewirtschaftung wird gemeinsam mit dem Ratskeller eine Rathaus GmbH gegründet und die Einrichtung eines eigenständigen Sondervermögens Rathaus geprüft", hat sich die neue Regierung vorgenommen. Mit dem Welterbe-Zentrum wäre die Untere Rathaushalle dauerhaft belegt. Andere Ausstellungen und Veranstaltungen, wie demnächst eine Schau der Bremer Günter-Grass-Stiftung oder in der Vorweihnachtszeit der Kunsthandwerkermarkt, könnten an dem Ort nicht mehr stattfinden.

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Domshof: Der Domshof ist ein Dauerbrenner. Seit mehr als zehn Jahren diskutiert der Senat, wie der Platz, sein Umfeld und der Wochenmarkt attraktiver gestaltet werden können. Zuletzt war ein international ausgeschriebener Wettbewerb, an dem sieben Planungsbüros teilgenommen haben, ohne Ergebnis geblieben. Im Spätsommer will sich die Jury noch einmal mit den Entwürfen beschäftigen. Das sieht die Koalition nach eigenen Worten als Grundlage, um mehr Gastronomie auf den Platz zu bringen, auch mehr Grün und Sitzgelegenheiten, die nicht zwangsläufig mit Konsum verbunden sind. Einen Vorgeschmack liefert zurzeit die Neuauflage von Genusspavillon und Open Space. Vor allem der Pavillon war im vergangenen Jahr sehr gut angenommen worden. Offen bleibt, was mit dem Wochenmarkt geschieht. Im Bunker unter dem Domshof soll ein Fahrradparkhaus entstehen.

Parkhaus Mitte: Die Hochgarage mit 933 Stellplätzen war Teil der Pläne des Unternehmers Kurt Zech für die Bremer Innenstadt. Er wollte das Parkhaus abreißen und den Ort zusammen mit der Karstadt-Immobilie und dem Gebäude des früheren Kaufhofs vollkommen neu entwickeln. Das ist gescheitert. Stattdessen soll nun die städtische Wohnungsbaugesellschaft Brebau die Hochgarage von der ebenfalls städtischen Parkhausgesellschaft Brepark übernehmen. Mit dem Kaufvertrag wird im Herbst gerechnet. "Die Koalition wird das Parkhaus Mitte in öffentlichem Eigentum behalten und auch die Nutzung für Wohnen und Wissenschaft prüfen", steht in dem Bündnispapier.

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