Seit Monatsbeginn erst arbeitet Florian Keller als Cheftrainer bei den Hockeyfrauen des Bremer HC. "Gefühlt bin ich aber schon länger da", sagt der Nachfolger des langjährigen BHC-Trainers Martin Schultze. Man habe in den vergangenen Wochen sehr gut zusammengefunden. "Die Mannschaft war offen und sehr wissbegierig und hat als Team sportlich eine gute Entwicklung genommen", sagt Keller. "Wir fühlen uns gut gerüstet für die neue Saison."
Knapp vier Wochen Vorbereitung liegen nun hinter Keller und dem BHC, der an diesem Wochenende in die Hallenbundesliga startet. Zum Auftakt haben die Bremerinnen dabei in dieser Sechserliga gleich "zwei heiße Spiele gegen zwei der besten Mannschaften Deutschlands vor der Brust", sagt Keller: Am Sonnabend um 15 Uhr gastiert mit dem Harvestehuder THC ein Titelaspirant am Heinrich-Baden-Weg, und tags darauf erwartet der BHC um 12 Uhr mit dem Club an der Alster ein weiteres Topteam. Keller nennt es "eine Standortbestimmung".
Der Aufsteiger, das sagt Florian Keller auch, sei vom Kader her deutlich besser besetzt als bei seinem ersten Bundesligaintermezzo, "die Mannschaft ist reifer als vor drei Jahren". Auf dem Papier umfasst dieser BHC-Kader 20 Namen, darunter sind vier Torfrauen und gleich neun Namen von Spielerinnen, die in diesem Herbst noch mit der weiblichen Jugend A des Klubs Deutscher Meister geworden sind. Der Trainingskader besteht allerdings nur aus 16 Spielerinnen (drei Torfrauen).
Aktuell keine Option ist die spanische Keeperin Ana Calvo, die derzeit bei der Nationalmannschaft weilt und frühestens am 6. Dezember in Bremen zurückerwartet wird. Zudem stehen die Youngster Lea Schultze (Zerrung), Natalie Hoppe (Außenbandriss) und Maya Maitin (Knochenhautentzündung) verletzungsbedingt im Moment nicht zur Verfügung. Kurzfristig dürfte aus diesem Trio nur Schultze zum Aufgebot zurückkehren, mutmaßt Keller. Hoppe und Maitin wiederum werden wohl erst im neuen Jahr wieder dazustoßen. "Aber ich habe auch so genug Optionen", betont Keller. Für den Posten zwischen den Pfosten gilt dies grundsätzlich auch – doch hat sich der frühere Olympiasieger hier bereits festgelegt: Angelina Blietz ist die klare Nummer eins, sagt er über die erst 16-jährige DHB-Auswahlspielerin, "Angi ist ein mega Talent und genießt mein volles Vertrauen".
Festgelegt hat sich der neue Coach auch in einer weiteren wichtigen Personalie: Johanna Mühl, mit 18 Jahren ebenfalls noch eine der jüngeren Spielerinnen im Team, wird den BHC als Kapitänin aufs Feld führen. "Johanna ist sehr mannschaftsdienlich und hat eine gute Ansprache", sagt Keller. "Sie kann die Rolle ausfüllen." Verantwortung übernehmen soll derweil auch A-Nationalspielerin Lena Frerichs. In ihrem Jahrgang sei sie das Talent überhaupt in Deutschland, sagt Keller über die 18-Jährige. Von Frerichs werde die ganze Mannschaft profitieren, "sie macht instinktiv vieles richtig, das ist ein Traum für jeden Trainer".
Frerichs soll in der anstehenden Hallenrunde gemeinsam mit Claudia Rodriguez in der Verteidigung zum Einsatz kommen. Die international erfahrene Spanierin ist abgesehen von Torfrau Calvo die einzige ausländische Akteurin, die dem Bremer HC auch über den Winter zur Verfügung steht. "Sie wird eine feste Rolle einnehmen", sagt Keller. Als Saisonziel hat der gebürtige Berliner zunächst den Klassenerhalt ausgegeben; "als Aufsteiger wollen wir erst einmal nicht absteigen". Dazu müsste der BHC in der Sechserstaffel mindestens Platz fünf belegen. Keller betont aber auch, dass er durchaus höhere Ambitionen habe. "Die Mannschaft funktioniert sehr gut. Wir müssen einfach von Spiel zu Spiel schauen und Erfahrungen sammeln." Zum Heimauftakt rechnen sie beim BHC an beiden Tagen mit einer gut besuchten Halle, "alle sind neugierig, das wird interessant", sagt Florian Keller. "Wir können ohne Druck aufspielen und wollen versuchen, die Favoriten zu ärgern."
Auch für Lena Frerichs geht es zunächst einmal darum, die Klasse zu halten. Nach ihrer Rückkehr von der Länderspielreise nach Südamerika hatte sie jetzt knapp zwei Wochen Zeit, den neuen Coach kennenzulernen. Das Training sei ganz anders als bisher, sagt Lena Frerichs, die im Klub zuvor ausschließlich unter Schultze trainiert hatte. "Taktisch ändert sich viel, und es sieht sehr dynamisch aus", sagt Frerichs. Sie freue sich auf diese Hallenrunde, "das wird cool".