Für Holger Franz ist die Sache relativ klar. „Wir haben viel Beifall erhalten“, sagt der Vizepräsident des Bremer Fußball-Verbands. Die Zustimmung gab es für den Umzug des Lotto-Pokal-Finales. In der vergangenen Woche hatte der BFV bekannt gegeben, dass der diesjährige Wettbewerb nicht mehr in Obervieland, sondern am 23. Mai im Oberneulander Florian-Wellmann-Stadion seinen Höhepunkt finden wird. Nun weiß man nicht genau, wer den Beifall spendete und mit wem sich Franz über die Entscheidung austauschte.
Ganz sicher nicht dazu zählte aber Peter Moussalli, der Vorsitzende des Blumenthaler SV. Er ist nämlich ziemlich sauer und sagt: „Es fehlt eigentlich nur noch, dass der Schiedsrichter auch vom FC Oberneuland kommt.“ Der Hintergrund dieser Aussage lässt sich den Halbfinalpaarungen des Lotto-Pokals entnehmen: Am 28. März tritt der Blumenthaler SV als Favorit zum Auswärtsspiel beim Landesligisten FC Huchting an; am Tag darauf kommt es zum Duell zwischen dem SC Borgfeld und dem FC Oberneuland.

Ist ziemlich verärgert: Peter Moussalli, der Vorsitzende des Pokal-Halbfinalisten Blumenthaler SV.
Da der FCO sowieso als Topfavorit auf den Pokaltitel gehandelt wird, würde es niemanden überraschen, setzte er sich in dieser Partie durch. Die mit Abstand wahrscheinlichste Endspielpaarung lautet demnach: FC Oberneuland gegen Blumenthaler SV. Nachdem der Spielort des Finales an den Vinnenweg verlegt worden ist, ist das sogar wörtlich zu nehmen – der FCO würde ja dann Heimrecht genießen. Und das gefällt Peter Moussalli überhaupt nicht.
Ursprünglich war er sogar davon ausgegangen, die Spielordnung würde einen neutralen Platz vorschreiben. Dies ist jedoch nicht der Fall. „Aber die Neutralität muss in einem solchen Spiel doch trotzdem gewahrt bleiben – was ist denn sonst der Sinn von einem Pokalwettbewerb?“, fragt Moussalli. Er hält den Spielortwechsel – zumal mitten im laufenden Wettbewerb – demnach für „sehr unglücklich“ und spricht von einem „Schlag ins Gesicht“.

Könnte sich ein Finale auf Platz 11 des Weserstadions vorstellen: Jochen Brünjes vom Sportamt Bremen.
Der Blick auf die Statistik macht es nicht besser: Seine letzte Niederlage im eigenen Stadion kassierte der FCO vor rund anderthalb Jahren. „Wir sind nun auch seit 22 Spielen siegreich“, sagt sein Trainer Kristian Arambasic. Er hält es zwar für „nicht so entscheidend“, wo das Finale ausgetragen wird, hat andererseits aber Verständnis für die Kritik aus Blumenthal: „Ich war immer für den Vinnenweg als Austragungsort des Finales, aber dass wir damit ein Heimspiel haben, ist schon ein bisschen ungerecht.“ Das hat man beim Bremer Fußball-Verband natürlich auch bemerkt. Allein: Eine echte Alternative gab es für die Verantwortlichen nicht. „Am Panzenberg sind sie noch nicht so weit“, sagt Holger Franz.
Tatsächlich würde die ehrwürdige Spielstätte des Bremer SV auch einen passenden Rahmen abgeben. Dagegen bietet der in die Jahre gekommene Kabinentrakt keine ausreichenden Möglichkeiten für eine Veranstaltung dieser Art. Und Platz 11? Schied dem Vernehmen nach auch aus. Als man sich im Verband vor Jahren Gedanken über den einen Endspielort gemacht hatte, war man auch an Werder herangetreten, stieß nach Auskünften aus dem Verband aber auf wenig Begeisterung. Deshalb kam die kleine Arena neben dem Weserstadion nicht in Betracht. Das ist vermutlich schade.
Denn eigentlich besitzt das Zugriffsrecht gar nicht der SV Werder, sondern das Sportamt. „Eine Veranstaltung wie der Lotto-Pokal hat eine hohe Priorität, und deshalb würde Platz 11 auch dafür zur Verfügung stehen“, sagt Jochen Brünjes, der zuständige Bearbeiter. Richtig sei allerdings, dass sich das Sportamt immer mit dem SV Werder als eigentlichem Nutzer der Anlage in der Pauliner Marsch abstimmen würde. „Nach den bisherigen Erfahrungen hat eine solche Absprache aber immer geklappt“, so Brünjes.
Es wäre also etwas drin gewesen, ein Umzug auf Platz 11 offenbar möglich. Die Nachteile der zentral und verkehrsgünstig gelegenen Arena scheinen dagegen unvermeidlich: Im Gegensatz zum Stadion in Oberneuland ist Platz 11 kein Fußballstadion. Die von der ARD angesichts der Livekonferenz gewünschte Atmosphäre ließe sich dort wohl auch nicht so leicht herstellen.
Zudem verfügt Platz 11 mit 518 überdachten Sitzplätzen auch nicht über deutlich mehr als das Oberneulander Stadion (370). In dieser Hinsicht ist der nun abgelegte Standort ohnehin unschlagbar: Angesichts seiner großen Tribüne bietet das Station Obervieland allein über 1500 überdachte Sitzplätze. Beim TuS Komet Arsten nimmt man den Abschied vielleicht deshalb sehr gelassen. „Früher oder später kommen sie zu uns zurück“, sagt Reinhard Brinkmann, 2. Vorsitzender des Vereins.
Welche 64 Mannschaften qualifizieren sich für den DFB-Pokal?
An der 1. Runde des DFB-Vereinspokals nehmen 64 Mannschaften teil. Das sind die jeweils 18 Erst- und Zweitligisten des abgelaufenen Spieljahres, die Pokalsieger der 21 Landesverbände sowie die besten vier Mannschaften der 3. Liga des abgelaufenen Spieljahres. Zweite Vertretungen von Lizenzvereinen sind nicht teilnahmeberechtigt.
Ist unter den besten Vier der 3. Liga eine zweite Mannschaft eines Lizenzvereins oder ist einer dieser Drittligisten bereits über den Verbandspokalwettbewerb qualifiziert, so tritt an dessen Stelle die nächstplatzierte und teilnahmeberechtigte Drittliga-Mannschaft beziehungsweise die nächstplatzierte und teilnahmeberechtigte Mannschaft im Pokalwettbewerb des Landesverbandes. Die verbleibenden drei Plätze werden an die Landesverbände vergeben, die die meisten Herren-Mannschaften im Spielbetrieb haben. Dabei kann jeder Verband höchstens einen weiteren Teilnehmer stellen.