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Ehrgeiziges Sport-Projekt wird konkreter Bogedan unterstützt Haus der Athleten

Nahe der Wallanlagen in Bremen soll ein Haus der Athleten entstehen. Die Sportstiftung führt Gespräche mit dem Bildungsressort und will die Immobilie in der City jetzt sogar kaufen.
18.02.2020, 11:10 Uhr
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Bogedan unterstützt Haus der Athleten
Von Mathias Sonnenberg

Lars Figura nennt sie eine „Allianz der Willigen“. Gemeint sind Menschen, die ein Projekt vorantreiben, das im Bremer Sport eine absolute Priorität besitzt. Es geht um das Haus der Athleten, einen Ort, an dem die Spitzenförderung des Sports gelebt und professionell begleitet werden soll. Figura und Peter Gagelmann, beide zusammen mit Anke Precht im Vorstand der Sportstiftung Bremen, haben in dieser Allianz zuletzt wichtigen Zuwachs bekommen: Claudia Bogedan, Bremer Bildungssenatorin, will sich an dem Projekt beteiligen. „Uns ist in einem Gespräch in der Behörde mündlich die Unterstützung zugesichert worden“, sagt Gagelmann.

Bogedan selbst war krankheitsbedingt bei dem Treffen nicht dabei, aber Figura sagt: „Uns wurde glaubhaft vermittelt, dass Frau Bogedan zur Allianz der Willigen gehört.“ Das ist wichtig für die Realisierung des Hauses der Athleten, denn Figura und Gagelmann brauchen für ihr Projekt zwei Komponenten: Geld aus der Wirtschaft (was sie teilweise schon haben) und die Unterstützung aus der Politik.

Denn den gesetzlichen Auftrag zur Betreuung Minderjähriger sehen sie bei der Stadt. Sport- und Sozialsenatorin Anja Stahmann hat bereits 50.000 Euro an jährlicher Unterstützung zugesagt. Figura: „Der Vorteil ist, dass die Stadt den Betreuungsschlüssel zu verantworten hat und sich selbst überlegen kann, wie der finanziert werden kann.“ Wie berichtet, soll in den ehemaligen Büroräumen der Firma Kaefer in der Bürgermeister-­Smidt-Straße nahe den Wallanlagen das Haus der Athleten entstehen. Insgesamt hat das Haus fünf Etagen, es könnten Apartments für maximal 48 Sportler entstehen, die in den Genuss der Sportförderung kämen. Die Apartments sind in der Planung im Schnitt 17 Quadratmeter groß, haben alle ein eigenes Bad, eine kleine Pantry-Küche und Fernseher. Hohe Kosten entstünden aber auch durch die Betreuung der Athleten. Zuletzt hieß es, dass für acht Plätze für Athleten zwischen 14 und 18 Jahren inklusive Miete, pädagogischer Betreuung und Verpflegung pro Jahr rund 350.000 Euro anfallen würden.

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Wobei der Punkt Miete in der Kostenaufstellung zu streichen ist. Denn der Eigentümer der Immobilie, die Stefespro GmbH, „hat seine Meinung geändert“, wie Figura betont. Lange Zeit war angedacht, dass sich die Sportstiftung lediglich an der Immobilie beteiligt, die Modalitäten aber waren nie endgültig geklärt. „Mittlerweile geht es um einen Kauf“, sagt Figura. Es habe sich aktuell die Gelegenheit zum Erwerb ergeben. Da dies ein wesentlich höheres finanzielles Engagement wäre und auch ein Wagnis, müsse der Betrieb des Hauses der Athleten vor der Vertragsunterzeichnung auch sichergestellt sein. Mit anderen Worten: Gekauft wird nur, wenn das Projekt in trockenen Tüchern ist.

Figura und Gagelmann überarbeiten deshalb derzeit einen Businessplan für das Haus der Athleten. Geldgeber gibt es bereits, der Bremer Unternehmer Holger Löwe etwa spendete im vergangenen August eine halbe Million Euro für das Projekt. Hinzu kamen zuletzt Gelder, die bei der Justus-Grosse-Charity-Trophy eingesammelt wurden, sowie Privatspenden von Jörg Wontorra und seiner Tochter Laura.

„Es gibt aber auch noch einen Teil, der nicht aus dem Bankguthaben bezahlt werden kann“, sagt Figura. Den müsse man günstig finanziert bekommen bei Kreditinstituten, die dem Projekt und der Sportstiftung beiseitestünden. Erst wenn all diese wirtschaft­lichen Rahmenbedingungen ge­regelt seien, müsse man mit der Stiftungsaufsicht reden. „Denn dort wird über das Konzept entschieden“, erklären Figura und Gagelmann.

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Noch aber ist es nicht so weit. „Um einen verbindlichen Finanz- und Zeitplan zu erstellen, brauchen wir verbindliche Aussagen der Politik“, meint Figura. Ob diese aus dem Ressort Soziales und Sport oder Bildung kämen, sei ihnen völlig egal, merkt er an. „Aber solange wir keine fixen Zahlen haben, ist der Kauf der Immobilie hypothetisch.“ Dabei sind viele Rahmenbedingungen längst geklärt. Figura: „Wir unterschreiben den Kaufvertrag und würden die dann sanierte Immobilie übernehmen.“ Allerdings würde der Verkäufer erst mit der Sanierung beginnen, wenn feststünde, dass das Projekt Haus der Athleten auch tatsächlich umgesetzt werden solle. „Es gibt eben viele Mitspieler, die das Thema begleiten. Aber wir brauchen auch viele Stützen“, sagt Gagelmann. Das Problem der Sportstiftung: Sie muss all die Interessen koordinieren und begleiten. „Und das braucht eben auch Zeit“, sagt Figura. Und die müsse man den Leuten auch geben, um sich zu sortieren. Deshalb wollen weder Gagelmann noch Figura einen konkreten Zeitplan erstellen, wann denn die ersten Athleten in das Haus einziehen können. Ursprünglich war mal der Februar dieses Jahres im Gespräch, aber davon haben die Projekt-Macher sich schon vor längerer Zeit verabschiedet. „Jetzt wäre der Start mit Beginn des kommenden Schuljahres optimal“, findet Gagelmann. Aber er weiß: Zu viele Faktoren machen eine exakte Kalkulation schwer.

Für den Umbau der ersten Apartments haben Figura und Gagelmann rund drei Monate veranschlagt. Das sei realistisch, sagen sie. Aber unklar ist, ob beim Kauf der Immobilie auch sofort Kapazitäten vorhanden sind, um mit der Sanierung zu beginnen. „Es könnte ja auch sein, dass die ersten Bauarbeiter erst zwei Monate nach Vertragsunterschrift loslegen können. Dann wären wir schon bei fünf Monaten“, erklärt Figura. Es bleibt eben ein fragiles Projekt, dieses Haus der Athleten mitten in der Bremer Innenstadt. Jetzt soll die Allianz der Willigen aus Wirtschaft, Politik und Sport den letzten und entscheidenden Schritt machen.

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