Wie geht es nun weiter? Nach dem Spielabbruch hängt der Bremer SV in der Luft. Wird die Partie wiederholt oder erfolgt eine Wertung durch das Sportgericht des Norddeutschen Fußball-Verbandes. Für Ralf Voigt ist die Sache klar. „Es kann nur für uns gewertet werden“, sagt der Sportliche Leiter. Er hatte zuvor gemeinsam mit Trainern und Spielern des BSV sowie dem Schiedsrichtergespann um Jannik Weinkauf (Oldenburg) eine halbe Stunde auf dem Spielfeld des Panzenbergs gewartet. Eine gewisse Ratlosigkeit machte sich breit. Denn der Gegner war zu diesem Zeitpunkt ja bereits seit 20 Minuten in der Kabine. Aus Sicht der Teutonia war das konsequent, die Reaktion auf ein Wortgefecht, rund 38 Minuten nach Anpfiff dieses Spiels.
Da waren BSV-Stürmer Nikky Goguadze und Teutonias Kapitän Marcus Coffie aneinander geraten, abseits des Balles. Welche Worte fielen, ließ sich nicht aufklären. Sicher ist: Coffie fühlte sich rassistisch beleidigt. Er war aufgebracht, diskutierte lange mit seinen Mitspielern, es gab auch einige Kontakte zwischen Bremern und Hamburgern. Rund zehn Minuten lang ging so. Dann verschwand die Teutonia geschlossen in der Kabine. Als sich die Beteiligten sicher sein konnten, dass sie nicht zurückkehren würde, brach der Unparteiische das Spiel ab.
Der §14 der Regionalliga-Spielordnung ist eindeutig: Wird ein Spiel abgebrochen, dann kommt es für den weiteren Verlauf auf das Verschulden an. Ist es einer Mannschaft anzulasten, wird die Partie mit 0:5 gegen dieses Team gewertet. Ist dagegen keiner Mannschaft ein Verschulden anzulasten, wird das Spiel neu angesetzt. Nun lautet also die große Frage: Gibt es eine Mannschaft, die diesen Spielabbruch verschuldet hat? Ist es der Bremer SV, dessen Spieler Nikky Goguadze seinen Gegner Marcus Coffie beleidigt haben soll? Oder ist es Teutonia 05 Ottensen, das die in Rede stehende Beleidigung zum Anlass nahm, das Feld zu verlassen und die Fortsetzung Partie damit unmöglich machte?
Sicher ist: Weder Schiedsrichter noch sein dem Tatort recht naher Assistent Andre Eikens haben eine Beleidigung bemerkt. Eine persönliche Strafe kassierte Nikky Goguadze deshalb nicht. Insofern dürfte es auch recht schwer sein, dem BSV ein mögliches Verschulden des Abbruch nachzuweisen. Andererseits spricht natürlich auch das Verhalten Coffies nicht gerade gegen eine beleidigende Bemerkung. Der Teutonia den Spielabbruch anzulasten, könnte dem Verband also ebenfalls nicht ganz leicht fallen. Sollte das Spiel also wiederholt werden, gerät der Spielplan durcheinander: Das Team auf dem Relegationsplatz (derzeit Werders U23) soll eigentlich bereits am Mittwoch zum Hinspiel bei Lupo Martini, dem Vizemeister der Oberliga Niedersachsen, antreten.
„Sie haben den Platz verlassen, obwohl wir und der Schiedsrichter weiterspielen wollten“, sagt Ralf Voigt. Er hielte es für „fragwürdig, wenn jetzt die Spieler die Spiele abbrechen können.“ Der Sportliche Leiter des BSV kann sich zudem nicht vorstellen, dass Goguadze sich in beleidigender Weise geäußert hat. Er sagt: „Nikky hat einen georgischen Hintergrund und eine holländische Staatsbürgerschaft, und es hat keiner gehört.“
Das sportliche Geschehen geriet angesichts des vorzeitigen Endes natürlich in den Hintergrund. Dabei hatte es zunächst sehr gut ausgesehen für den BSV: Der Gastgeber trat die Flucht nach vorn an, presste aggressiv und setzte seinen Gegner unter Druck. Bereits nach zwei Minuten hatte es deshalb drei Ecken in Folge gegeben. Die beiden ersten vermochte die Teutonia noch gerade so zu klären, beim Kopfball von Justin Gröger nur auf der Linie. Der dritte Eckstoß, erneut geschlagen von Allah Aid Hamid, fand dann den Kopf von Lukas Muszong, der zum 1:0 traf (3.).
Aber so war es nicht weiter gegangen. Als Dylan Burke im Fallen mit dem Arm an den Ball geriet, gab es einen Handelfmeter, den Max Brandt zum Ausgleich verwandelte (9.), und nur wenig später traf Ole Wohlers zur Führung, nachdem eine Bremer Abseitsfalle nicht funktioniert hatte (13.). Bevor das Spiel ab der 38. Minute dann zunächst unterbrochen und schließlich abgebrochen wurde, hatte der BSV durch Aid Hamid (22.), Mamadou Diop (30.) und Justin Sauermilch (31.) allerdings noch einige gute Chancen vergeben.