Er hat Praktika gemacht beim Hamburger SV und bei Viktoria Berlin. Er hat bei den Brooklyn Italians in New York hospitiert und bei den Eisbären Bremerhaven und bei Rasta Vechta gearbeitet. Jetzt will Kjell Veith als neuer Geschäftsführer den Bremer Turnverband (BTV) voranbringen. Am 1. September dieses Jahres hat der Bremerhavener beim BTV die Nachfolge von Mareike Gudewill angetreten. Er könne sich rund um die Uhr mit Sport beschäftigen, "im Sport", sagt Veith, "habe ich schon sehr viele Gänsehautmomente erlebt". Momente, die er nun gerne weitergeben möchte.
Kjell Veith wurde in Bremerhaven geboren und ist dort im Stadtteil Weddewarden aufgewachsen. In seiner Jugend hat er Fußball gespielt und war unter anderem für Sparta und die Leher TS aktiv. Nach seinem Abitur am Lloyd-Gymnasium hat er an der Hochschule Bremerhaven BWL studiert, Schwerpunkt Marketing und Wirtschaftsinformatik. Erste Berufserfahrung sammelte er während eines Praktikums beim Hamburger SV im Bereich "Kidsmarketing", Zielgruppe: Kinder und Jugendliche. "Kinder sind gnadenlos ehrlich, das hat mir Spaß gemacht", sagt Veith, der auf diesen Altersbereich abgestimmte Veranstaltungen und Produkte geplant und umgesetzt hat.
Vom HSV zog Kjell Veith nach seinem Studium weiter zum FC Viktoria Berlin. Der inzwischen in die Dritte Liga aufgestiegene Fußball-Klub spielte im Sommer 2016 noch in der Regionalliga, hatte zu dem Zeitpunkt aber schon den Ehrgeiz, nach Hertha und Union die dritte Kraft in der Stadt zu werden. Fast ein Jahr verbrachte Veith in Berlin und konnte sich an der Seite von Viktorias Teammanager Rocco Teichmann "richtig austoben". Ob Sponsoring, Eventplanung, Ticketing, Teammanagement oder Kommunikationsstrategien: Beim Fußballverein mit der deutschlandweit größten Jugendabteilung durfte er in alle Bereiche reinschnuppern, "eine echte Stellenbeschreibung hat es nicht gegeben". Also besuchte Kjell Veith auch Staffeltagungen, organisierte die Busse für Auswärtsreisen oder setzte Spielerverträge auf. Fast parallel dazu absolvierte der Bremerhavener am seinerzeit neu geschaffenen VfL Wolfsburg Campus eine Weiterbildung zum Fußballmanager. Als Dozenten an der Hochschule waren unter anderem Klaus Allofs und Pierre Littbarski dabei.
Berlin sei spannend gewesen, der VfL-Campus auch, betont Veith. "Ich habe aus dieser Zeit viel mitgenommen." Seine Neugier und sein Wissensdrang waren damit aber noch nicht gestillt. Kjell Veith reizte das internationale Geschäft, er wollte wissen, wie es strukturell bei ausländischen Klubs läuft. Bei Recherchen im Internet war er auf die Brooklyn Italians gestoßen, einen New Yorker Fußballverein, der seit 2010 in der semiprofessionellen vierten Liga aktiv ist und immer wieder namhafte Spieler hervorgebracht hat. Veith schrieb den Klub an, kommunizierte mit den Verantwortlichen über Skype – und erhielt schließlich eine Einladung nebst Visum für ein Traineeprogramm. Kjell Veith nahm dankend an und arbeitete für fünf Monate in der Geschäftsstelle der Brooklyn Italians mit, "das war ein toller Austausch", sagt er.
Toll und teuer, denn die Lebenshaltungskosten in New York sind hoch. Nordlicht Veith kehrte also an die Nordsee zurück. In seiner Heimatstadt stieg er bei den Eisbären Bremerhaven als PR-Manager und Pressesprecher ein. Das war im Juli 2018. Die Eisbären hatten den Klassenerhalt damals noch so eben geschafft und spielten eine weitere Saison in der Basketball-Bundesliga. "Ich war dankbar, dort die Chance zum Einstieg in den Profisport bekommen zu haben", sagt Kjell Veith.
Nach einem verkorksten Jahr stieg Bremerhaven dann aber aus sportlichen und wirtschaftlich Gründen in die Pro A ab – und Kjell Veith wieder aus. Er war gerade mit seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau Josephine in den Staaten im Urlaub, als ihn Ortszeit zu sehr früher Stunde ein Anruf aus Deutschland erreichte. Am anderen Ende: Werner Themann, der Geschäftsführer des Basketball-Erstligisten Rasta Vechta, der gerade seine erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte gespielt und sich für die Champions League qualifiziert hatte. Rasta wollte Kjell Veith für alle Aufgaben rund um das internationale Geschäft verpflichten – und Veith sagte zu. Als Projektmanager für die Champions League kümmerte er sich bei Rasta um die Budgetierung, um Flüge und Hotels, ums Ticketing und Sponsoring. Er war nah dran am Team und das Bindeglied zu allen Abteilungen – bis Corona den Sport zwischenzeitlich komplett zum Erliegen brachte.
"Auf Dauer wollte ich nicht nur zum Kaffeetrinken täglich nach Vechta pendeln", erklärt Veith. Deshalb habe man die Zusammenarbeit schließlich beendet. Für ein gutes halbes Jahr kehrte der Bremerhavener im Anschluss noch einmal zu den Eisbären zurück und übernahm dort den Bereich Marketing und Unternehmenskommunikation. Der Kontakt sei immer da gewesen, sagt Veith. Im Sommer aber stand für ihn fest, dass er eine neue Herausforderung braucht. Die Stellenausschreibung des Bremer Turnverbandes kam also genau zur rechten Zeit. "Die Aufgabe ist breit gefächert und super reizvoll", sagt Kjell Veith. "Ich habe da richtig Bock drauf."
Kjell Veith schätzt das Miteinander im Sport, der Austausch ist ihm wichtig. In seiner neuen Funktion sieht er sich als Moderator. Er wolle die Digitalisierung und die Aus- und Weiterbildung der Übungsleiter vorantreiben, serviceorientiert arbeiten und Ansprechpartner sein für Sportler, Funktionäre, Vereine oder Verbände, sagt der 29-Jährige. Er stünde zwar noch ziemlich am Anfang und sei noch dabei, die Aufgabenfelder auszuloten, sagt Kjell Veith, doch er wolle nicht nur Hilfestellung geben, sondern den Leuten auch zeigen, "was für schöne Sportarten es gibt."