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Karina Schönmaier holt DM-Bronze Bremerin schafft den Sprung in die Turn-Elite

Die erst 15-jährige Bremer Kunstturnerin Karina Schönmaier holt DM-Bronze im Gerätefinale – und ist für die Bundestrainerin jetzt sogar für die Olympia-Mannschaft zumindest eine Reservekandidatin.
06.06.2021, 19:04 Uhr
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Bremerin schafft den Sprung in die Turn-Elite
Von Olaf Dorow

Die Einschätzung hinterher: War ganz okay. Und einmal: Wow! So schildert das Katharina Kort. Kort ist die Trainerin der Turnerin Karina Schönmaier vom TuS Huchting, die jetzt mit erst 15 von ihrer ersten Deutschen Meisterschaft in der Frauenklasse zurückgekehrt ist. "Bei den Großen" dabei war, wie man so schön sagt. Okay sei für Schönmaier und Kort das gewesen, was viele als wenigstens stark, etliche Beobachter auch als sensationell bewerteten. Das Bremer Turntalent, das mit Zweitstartrecht für Buchholz antritt, hatte sich für das Gerätefinale im Sprung qualifiziert. Und dort Bronze geholt. Das Wow! sei aber das gewesen, was nach dem Medaillensprung passierte.

Da sei die Bundestrainerin Ulla Koch auf die junge Turnerin zugegangen und habe ihr gesagt: Halte dich bereit. Am kommenden Wochenende läuft in München die zweite Olympia-Qualifikation, und Karina Schönmaier soll den zweiten Reserveplatz erhalten. Heißt letztlich: Der Verband (DTB), der mit acht Turnerinnen für die Olympischen Spiele in Tokio plant, schaut auf Verletzungssorgen; im Fall des Falles überlegt man, das Huchtinger Talent schon mal auf die Bühne zur Weltelite zu schicken. Weil eine Olympiaerfahrung 2021 durchaus etwas nutzen kann, wenn 2024 oder 2028 Olympiaerfolge anvisiert werden.

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Karina Schönmaier als künftige deutsche Olympiahoffnung. Was sich vor diesem Wochenende in Dortmund noch sehr nach Reißbrett angehört hätte, hört sich nach Dortmund schon etwas weniger so an. Schönmaier hatte nicht nur einen sehr soliden Mehrkampf geturnt, mit dem sie am Ende 14. unter den 24 zum Teil deutlich älteren Konkurrentinnen geworden war. Sie hatte nicht nur eine deutlich höhere Punktzahl erreicht als Ende März bei den niedersächsischen Meisterschaften und sich sogar für ein Gerätefinale qualifiziert. "Sie konnte sich sortieren und fokussieren", sagt Katharina Kort. So etwas merke man bei begabten Turnerinnen erst auf dieser, sozusagen höheren Ebene. Wenn im Wettkampf Olympiaturnerinnen neben einem sitzen oder da drüben die Bundestrainer. Wenn in der Halle eine Drohne kreist und eine Kamera für ARD oder ZDF draufhält.

Konkret sei das so abgelaufen in der Westfalenhalle: Beim Einturnen für das Sprungfinale sei ihre Athletin viel zu nervös gewesen und habe "Salat gebaut". So drückt es die Trainerin aus. Ein total versemmelter, ein grottenschlechter Versuch sei das gewesen. Im übertragenen Sinn eine Bauchlandung, in realo eine Landung auf dem Hintern. Oh je. Dann der Ernstfall. Zwei Ernstfälle, um genauer zu sein. Aus den beiden gezeigten Sprüngen wird schließlich in der Summe aus Schwierigkeitsgrad und Bewertung ein Mittelwert errechnet. Karina Schönmaier landete nicht noch mal auf dem Hintern. Sie zeigte zunächst einen Sprung mit Überschlag noch vorm Sprungtisch, dann mit Salto worwärts und halber Drehung. Im zweiten Versuch einen Tsukahara gebückt. 12,750 Punkte, klarer dritter Platz.

Damit ist auf dem Weg eines großen Bremer Sporttalents quasi eine weitere Stufe erklommen worden. Der Weg sei, sagt Kort, ein behutsamer. "Wir sind geduldig, wir gehen langsam unseren Weg, wir haben Zeit." Zuletzt war die Entscheidung bewusst gegen einen Wechsel in ein großes Leistungszentrum oder an einen Olympiastützpunkt gefällt worden. Karina Schönmaier will zunächst in ihrem Bremer Umfeld, bei ihrer Mutter bleiben, will hier die Schule beenden. Derzeit besucht sie an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße die neunte Klasse. Sie wird dort an diesem Montag sicher mit großem Hallo begrüßt und beglückwünscht werden, schätzt Katharina Kort. Aber ihre Athletin wäre keine, die sich deshalb als die Königin unter der Sonne fühlen würde.

Im Gegenteil. "Sie ist sehr bodenständig", sagt die Trainerin. Die Medaille von Dortmund habe extern zu Anrufen, Glückwünschen und Medieninteresse geführt. Schön und gut, aber drinnen im Auto, auf der Rückfahrt von Dortmund nach Bremen sei die Stimmung eher tiefenentspannt gewesen. Eher in der Art, dass eine Bronzemedaille auf der Deutschen noch nix zum Ausflippen sei. Karina Schönmaier habe die Sprünge halt drauf, und auch die höheren Schwierigkeitsgrade, mit denen der Meistertitel vergeben wurde, wurden im Training schon anvisiert. Der Wettkampf in Dortmund war halt okay. "Aber wir wollen weiter", sagt Katharina Kort. Da kommt noch was, hätte sie auch sagen können.

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