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Larissa Drygala Mit offenem Visier gegen den Krebs

Zuerst waren da rote Hügelchen auf der Haut. Inzwischen muss Landestrainerin Larissa Drygala ihre dritte Chemo ertragen. Sie kämpft so energisch gegen die Leukämie, wie sie sich stets im Sport engagiert hat
05.04.2023, 16:34 Uhr
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Mit offenem Visier gegen den Krebs
Von Olaf Dorow

Ansonsten ginge es ihr gut. So sagt das Larissa Drygala, und da muss man schlucken. Larissa Drygala, seit vielen Jahren als Landestrainerin, Kampfrichterin, als quasi Frau für alles am Bundesstützpunkt Rhythmische Sportgymnastik engagiert und aus Bremens Sportszene kaum wegzudenken, hat Blutkrebs. Und so, wie ihr hohes Engagement für ihre Sport-Sache zum Vorbild taugt, so verhält sie sich auch in ihrem Umgang mit der Leukämie. Sie bekämpft den Krebs sozusagen mit offenem Visier, sie gibt bereitwillig Auskunft über ihre Krankheit, sie lässt sich das Lachen und die Zuversicht nicht nehmen. Ihr Schicksal und ihr Umgang damit hat auch den Sportverein Bremen 1860 animiert, sich in Sachen Stammzellenspende zu engagieren und für die DKMS Blut zu spenden.

DKMS steht für Deutsche Knochenmark-Spenderdatei. Auf der DKMS-Seite steht, dass in Deutschland alle zwölf Minuten ein Mensch die Diagnose Blutkrebs erhält. Um überleben zu können, muss der richtige Spender gefunden werden. Auch bei Bremen 1860 haben sie inzwischen sogenannte Typisierungsaktionen durchgeführt. Mitte Februar hatte es die erste gegeben, im März die zweite. Es waren keine Aktionen, um dezidiert einen Spender für die Trainerin Larissa Drygala zu finden. Der war bereits gefunden. Sondern etwas, das durch die Nachricht von der Erkrankung der Trainerin ins Rollen kam. "Wir haben gesagt", sagt 1860-Geschäftsführer Sebastian Stern, "dass wir dazu beitragen müssen, dass auch andere davon profitieren." Betroffene sollen profitieren, Nicht-Betroffene sollen aufgeklärt werden, das ist der Ansatz – und gehört nun zum Profil des Bremer Großvereins. Viele wüssten zum Beispiel nicht, sagt Stern, dass die Stammzellen-Entnahme bei den potenziellen Spendern inzwischen vorwiegend durch eine Blutabnahme erfolgt. Und nicht mehr durch eine deutlich schmerzhaftere Beckenkamm-Punktion.

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Larissa Drygala hatte, so erzählt sie es, im vergangenen Sommer mit heftigen Schweißausbrüchen zu kämpfen. Später entdeckte sie "komische rote Hügelchen" auf dem Oberschenkel. Die Wechseljahre. Das habe sie gedacht, sie ist 56 Jahre alt. An die Wechseljahre habe sie immer noch gedacht, als sich auch woanders Hügelchen zeigten, dann kreisrunde Flecken auf Bauch und Rücken, reiskörner-ähnliche Kügelchen unter der Haut oder ein lila Pickel am Knie. Es habe einige Monate inklusive einer Fehldiagnose bei einer Hamburger Frauenärztin gedauert, bis eine Hautärztin eine Gewebeprobe nahm. Am 9. Januar kam die Diagnose, am 10. Januar begann im Bremer Diako die erste Chemotherapie. Mit den bekannten Nebenwirkungen. Sie hätte schließlich "von oben bis unten" Ausschlag bekommen und plötzlich neun Kilogramm mehr Wasser im Körper gehabt, sagt Larissa Drygala.

Seit einigen Tagen liegt sie in einer Kieler Klinik. Eine dritte Chemo ist nötig. Eigentlich sollte in Kiel schon die Stammzellen-Transplantation erfolgt sein. Der Spender hatte schon entsprechende Medikamente genommen, sein Blut muss entsprechend angereichert werden. Der Prozess musste gestoppt werden, weil zwar in Blut und Knochenmark von Larissa Drygala keine neuen Leukämie-Zellen entdeckt wurden, dafür aber unter der Haut. Also: noch einmal fünf Tage lang Chemo, dann zur Erholung nach Hause, dann erneut zur Bestrahlung nach Lübeck, dann, hoffentlich, zur Transplantation nach Kiel. Der Spender habe sich auch zur verschobenen Operation bereiterklärt. Ein großes Glück, das würde nicht jeder machen, sagt die Bremer Trainerin. Sie wisse nichts von ihrem Spender, kenne weder Alter noch Geschlecht. Sie wisse nur, dass es sich um eine Person aus Deutschland handelt. Die Person bleibt zwei Jahre lang anonym. Dann hat Larissa Drygala das Recht zu erfahren, wer es ist, der dazu beigetragen hat, dass sie leben kann. 

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