Als am Montag um kurz nach 19 Uhr immer noch viele Mitglieder draußen in der Schlange warteten, war endgültig klar, dass es an diesem Abend voll werden würde im großen Saal von Grothenns Gasthaus. Eingeladen hatte die SG Arbergen-Mahndorf, um ihre Mitglieder über eine Fusion mit den drei Vereinen ATSV Sebaldsbrück, OT Bremen und TuS Vahr abstimmen zu lassen.
Zwei Stunden später hörte man aus der nicht-öffentlichen Versammlung Jubel aufflammen. Schnell sickerte ein inoffizielles Endergebnis durch: 275 Mitglieder hätten für die Fusion gestimmt. Bei 72 Gegenstimmen und sieben Enthaltungen entspräche das einem Anteil von etwa 78 Prozent. Ein offizielles Ergebnis teilte der Verein noch nicht mit. Der SG-Vorsitzende Mike Bleyer verweigerte dem WESER-KURIER gegenüber am Dienstag eine Stellungnahme. Fest steht jedoch: Bleyer, treibende Kraft beim Zusammenschluss der vier Bremer Vereine, hat die laut Satzung für eine Fusion notwendigen 75 Prozent erreicht.

Auf einem Bierdeckel notierten Mitglieder die Abstimmung. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Mitglieder der SG Arbergen-Mahndorf befürworten eine Fusion.
Als aufnehmender Verein wird Arbergen-Mahndorf nun mit jedem der drei anderen Vereine fusionieren, sofern diese bei ihren Abstimmungen ebenfalls die nötige Mehrheit erreichen. Auch andere Konstellationen einer Sportgemeinschaft Bremen-Ost (SGBO) mit einem oder zwei der anderen Vereine sind denkbar. Am Dienstag sagte Kai Homann, Leiter der Handball-Abteilung bei Arbergen-Mahndorf, zur Abstimmung: „Dass es nicht einstimmig werden würde, war klar.“ Das Ergebnis von fast 80 Prozent habe aber Signalwirkung und sei ein „Sieg der Mehrheit“.
Letztendlich waren es nur wenige Stimmen, die den Unterschied ausmachten. Dass es knapp werden könnte, hatte sich bereits vor Beginn der Versammlung angedeutet. Neben vielen zustimmenden Positionen, waren besonders unter den alteingesessenen Mitgliedern der SG Arbergen-Mahndorf auch Stimmen zu vernehmen, die sich klar gegen eine Verschmelzung richteten. Auch einige jüngere Vereinsangehörige äußerten vor Beginn der Versammlung Bedenken.
„Bei uns würden einige Spieler aufhören, sollte es zu einer Fusion kommen“, sagte Robin Bischoff aus der Tischtennis-Abteilung. Trotzdem sei er noch nicht sicher, wie er abstimmen würde. Wie viele andere der anwesenden Mitglieder auch, wollte er die Argumentation der Redner abwarten. „Es wurden nochmal ausdrücklich Vor- und Nachteile diskutiert“, sagt Kai Homann. Der Vorsitzende Mike Bleyer habe zudem vor der Abstimmung verkündet, bei einem negativen Votum der Mitglieder zukünftig nicht mehr als Vorstand anzutreten, so Homann.
Unmittelbar nach Verkündung des Ergebnisses stürmten mehrere Fußballer der ersten Herren aus dem Saal. Man habe geschlossen gegen die Fusion gestimmt, sagte David Zwilling. Die erste Herren spielt aktuell in der Kreisliga B um den Aufstieg. Zwilling befürchtet, dass in einem neu entstehenden Verein die Mannschaft auseinanderbrechen könnte. Er bemängelte zudem fehlendes Interesse seitens des Vorstandes: „Wir haben uns alles selbst erarbeitet. Mike Bleyer hat sich beim Fußball nie sehen lassen.“ Viele der Spieler würden nun überlegen, den Verein zu verlassen, sagte Zwilling kurz nach der Abstimmung.
Am Dienstag war der Spielleiter der Fußball-Abteilung, Daniel Zwiazek, um Ruhe bemüht. „Wir müssen jetzt erstmal abwarten“, sagte Zwiazek. Beim nächsten Training wolle er mit der Mannschaft darüber sprechen. Die Kommunikation zwischen Vorstand und den Mitgliedern sei schwierig gewesen. Auch er ist der Meinung, dass die Fußballer in Arbergen-Mahndorf zu wenig Rückhalt vom Verein bekommen würden. „Aber grundsätzlich ist die Fusion natürlich wirtschaftlich und im administrativen Bereich sinnvoll“, so Zwiazek. Die Fußballer seien die Einzigen gewesen, die als Fraktion gegen die Fusion gestimmt hätten, sagt Kai Homann. Ansonsten habe es vor allem von älteren Mitgliedern Einwände gegeben.
Vorstand mit 16 Mitgliedern geplant
Wie sich der neue Verein aufstellen könnte, habe man bereits im Anschluss an die Abstimmung besprochen, sagt Homann. So sei bereits ein Vorstand für den neuen Großverein gewählt worden – für die Konstellation mit allen vier Vereinen. Mike Bleyer soll demnach Vorstandsvorsitzender der SGBO werden, die aktuellen Vorsitzenden der anderen Vereine als Stellvertreter fungieren. Insgesamt sei ein Vorstand mit 16 Mitgliedern geplant, sagt Homann. Auch die Frage nach einem hauptamtlichen Geschäftsführer sei diskutiert worden.
„Das ist angedacht und macht auch Sinn bei einem Verein mit so vielen Mitgliedern“, so Homann. Auf die möglicherweise abtrünnigen Abteilungen angesprochen, sagt Kai Homann: „Keiner der Vereine möchte ein Mitglied verlieren.“ Man befände sich auch weiterhin in Gesprächen, insbesondere mit den Tischtennis- und Badminton-Abteilungen. „Es sind auch Gespräche mit den Verbänden geführt worden, sagt Homann. Man müsse die Entwicklung abwarten, aber natürlich stehe es auch jedem Sportler frei, das Konstrukt zu verlassen.
Für die anstehenden Entscheide beim ATSV Sebaldsbrück, OT Bremen und der TuS Vahr vermag Homann keine Prognose anzugeben. „Ich hoffe jedoch sehr, dass alle zusammenkommen“, sagt Homann. „Wenn das jetzt nicht zustande kommt, wird es auch in 15 Jahren nicht zustande kommen.“ Als nächster Verein wird nun der ATSV Sebaldsbrück darüber entscheiden, ob er sich der SG Arbergen-Mahndorf anschließen möchte. Aus Reihen der Sebaldsbrücker hatte es zuletzt kritische Stimmen gegen das Vorhaben gegeben. Insbesondere die Tischtennis-Abteilung positioniert sich gegen eine Fusion und bringt für dieses Szenario eine Abspaltung vom Verein ins Gespräch.
Auf der anderen Seite äußern sich viele Abteilungen der anderen Vereine positiv zum geplanten Zusammenschluss. So sagt zum Beispiel Volker Wohlers, Judo-Trainer beim TuS Vahr, er werde auf jeden Fall für eine Fusion stimmen. Der Vorstand des TuS Vahr brauche dringend Entlastung, so Wohlers. Er erhofft sich einen größeren Pool von ehrenamtlichen Helfern und Übungsleitern, die bei Krankheitsfällen einspringen könnten.
Dass die Fusion ein emotionales Thema sei, habe sich am Montagabend gezeigt, sagt Kai Homann. „Es bewegt die Mitglieder.“ Ungefähr ein Sechstel der etwa 1900 Mitglieder von Arbergen-Mahndorf nahm an der Abstimmung teil. „Das war schon etwas überraschend“, sagt er. Normalerweise läge die Beteiligung eher bei zehn Prozent.
Der weitere Weg zur SGBO
Die SG Arbergen-Mahndorf machte den Auftakt – drei weitere Vereine könnten folgen, sofern sie die 75 Prozent erreichen. Am Donnerstag, 21. November, stimmt der ATSV Sebaldsbrück über eine Fusion ab. Mit welchen Vereinen der Zusammenschluss erfolgt, wird zu diesem Zeitpunkt noch unklar sein. Einen Tag später entscheiden die Mitglieder von OT Bremen, ob sie sich der SGBO anschließen. Am kommenden Montag folgt bei der Mitgliederversammlung des TuS Vahr die letzte Abstimmung. Erst danach steht fest, in welcher Stärke die Sportgemeinschaft zum 1. Januar 2020 antreten wird. Sollten alle vier Vereine fusionieren, würde die SGBO zu einem der mitgliederstärksten Vereine in Bremen zählen.