„Der Frust ist groß“, meinte Sebastian Kmiec. Nicht nur der Trainer des Bremer SV wird nach dem 2:2 (1:0)-Unentschieden beim SC Spelle-Venhaus so gedacht haben. Der eine Punkt, den seine Kicker in der Regionalliga Nord mitgenommen hatten, war ja ohnehin viel zu wenig angesichts dieses Spiels. Die Partie gab den Bremern aber auch noch einen denkbar unglücklichen Schlussakkord mit auf die Rückreise: In der vierten Minute der Nachspielzeit hatte Nikky Goguadze einen von Mamadou Diop erzwungenen Strafstoß an die Latte gesetzt und so den Siegtreffer zum 3:2 verpasst. Das war bitter, aber der knappe Fehlschuss passte auch ganz gut: Die gesamte Partie war eine einzige vergebene Chance.
Der BSV war als Favorit angetreten, hatte er doch sechs Punkte aus den vergangenen drei Spielen gewonnen. Sein Gegner war dagegen zuletzt zwar zu einem 1:1 beim Mitaufsteiger Kilia Kiel gekommen, zuvor aber fünf Partien lang ohne Punktgewinn geblieben. Der SCSV empfing des Bremer SV also als Schlusslicht. Es sollte nicht sehr lange dauern, bis sich die Ausgangslage auch auf dem Spielfeld abbildete: Zwar war der Gastgeber nach einem Konter zu einer Chance für Jip Kemna gekommen, dessen Schuss noch zur Ecke abgeblockt wurde (8.). Doch der BSV stellte schon bald die aktivere, weil individuell einfach stärkere Mannschaft.
Dabei machte es den Gästen offenbar auch nicht viel aus, dass der Rasen angesichts des Dauerregens im Emsland sehr tief und teilweise sogar mit großen Wasserlachen versehen war. Schließlich war der BSV seinem Gegner auch in Bezug auf Aggressivität und Einsatzbereitschaft klar überlegen. Also traf Nikky Goguadze den Pfosten (16.), und wenig später legte der BSV vor: Fritz Kleiner machte Spiel nach einem Ballgewinn im Mittelfeld schnell und schickte den Teamkollegen Can Demirgenci, der aus 14 Metern überlegt einschoss.
Der SC Spelle-Venhaus agierte angesichts des Rückstandes sogar noch fehlerhafter. Der einzige Fehler der Bremer bestand darin, nicht nachgelegt zu haben. Zwar dominierte der Gast das Geschehen. Er machte aber zu wenig aus seinen vorhandenen Möglichkeiten. Einmal rutschte Fritz Kleiner noch an einer Flanke vorbei (28.). Dagegen hatte der Gastgeber bei einem Freistoß von Jan-Herbert Elpermann sogar die Chance zum Ausgleich (45.).
Zur Pause stand deshalb fest: Das Spiel verlief klar für den BSV. Entschieden war es allerdings noch lange nicht. Und so kam der Gast, ohne zu brillieren suchte der SCSV den Weg zum Ausgleich – und wurde kalt erwischt. Denn auch der nächste Treffer ging auf das Konto des BSV, weil Mathis Richter – zu diesem Zeitpunkt unerwartet – nach einer Ecke zur Stelle war. „Wir haben in einer Druckphase des Gegners das 2:0 gemacht“, bekannte Kmiec später. Es folgten zwei richtig gute Chancen für den BSV durch Bjarne Kasper, der gerade noch abgeblockt wurde (72.), und Can Degirmenci, der nach einer Ecke das Lattenkreuz traf (73.). Jeder dachte: Das Spiel ist entschieden.
Aber der Gegner kam eben doch noch einmal. Jeweils nach Ecken und aus kurzer Distanz brachten Tom Winnemöller und Jip Kemna den Ball irgendwie über die Linie. Die Verzweiflung der Bremer war groß angesichts dieser Treffer. Der verschossene Strafstoß vermochte sie sogar noch zu steigern.
