Die Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen ist und bleibt die unangefochtene Nummer eins in Deutschland. Bei den nationalen Titelkämpfen in Braunschweig holte sich das Team von Cheftrainer Roberto Albanese am späten Samstagabend bereits den 18. Meistertitel. Der amtierende Weltmeister und Seriensieger aus Bremen begeisterte dabei vor 4500 Zuschauern mit seiner neuen Choreografie "Freedom and Peace" gleich in mehrerer Hinsicht: musikalisch, tänzerisch und auch optisch. In Summe fügte sich die Darbietung in eine akzentuierte und sehr energiegeladene Botschaft zusammen. "Ich muss sagen, dass wir heute einen geilen Job gemacht haben", sagte Roberto Albanese unmittelbar nach der Siegerehrung. "Die Mannschaft hat sich von der Stellprobe bis zum Finale enorm gesteigert und darf jetzt zurecht feiern."
In der Tat war der Auftritt des alten und neuen Titelträgers eine Demonstration der Klasse. Das Team um Kapitän Michel Spiro, der in Braunschweig sein 50. Formationsturnier bestritten hat und dafür von den Mannschaftskameraden mit Krone und Präsent ausgezeichnet wurde, trat derart dominant auf, dass sich die Frage nach einem möglichen Wachwechsel gar nicht stellte. Und es gab auch keinen erkennbaren Druck in Reihen der Grün-Gold-Formation, die nach dem Schiedsspruch am Vorabend unbedingt deutscher Meister werden musste, um sich sportlich den WM-Kostenzuschuss des Deutschen Tanzsportverbandes (DTV) zu sichern. Hierbei ging es immerhin um eine im Reisebudget bereits fest eingeplante Summe von 25.000 Euro, die der DTV dem GGC im Rahmen der WM-Nominierung zuvor schon schriftlich zugesagt hatte.

Deutscher Meister 2023: die Grün-Gold-Formation mit dem Siegerpokal.
Den Grün-Gold-Club aber ficht so etwas offensichtlich nicht an. Zu groß ist das Vertrauen in die eigene Stärke. "Das hat uns eigentlich wenig zu interessieren", hatte Trainer Albanese noch am Morgen die nach dem Schiedsspruch veränderte Ausgangssituation kommentiert. Man habe die Nachricht zur Kenntnis genommen, sagte Kapitän Michel Spiro. "Innerhalb des Teams wurde das gar nicht groß thematisiert."
Die Aufgabe sei klar, das sagte Spiro auch. Und das Ziel unverändert: "Wir sind hierher gefahren, um deutscher Meister zu werden." Dieses Selbstverständnis, dieses Selbstvertrauen, hat sich die Formation durch die Erfolge in der jüngeren Vergangenheit erarbeitet. Ob es dann alles wie gewünscht funktioniere, das wisse man vorher nicht, sagte Albanese. "Aber wir haben so gearbeitet und gehofft, dass wir in dieser Stärke und in dieser Leichtigkeit gegen die restlichen Mannschaften antreten können."
Das Team sei gut vorbereitet gewesen, das habe sich in den Wochen zuvor schon abgezeichnet, sagte auch Michel Spiro. Trotzdem war es beeindruckend, auf welchem Leistungsstand sich der Grün-Gold-Club mit seiner neuen Choreografie präsentierte – und wie viel Raum dabei der Botschaft "Freiheit und Frieden" gewidmet wird. Das Grün-Gold-Team tanzt zu Titeln "Stand up" von Cynthia Erivo, "Freedom! '90" von George Michael, "Man in the Mirror" von Michael Jackson, "Think" von Aretha Franklin und überdies zur Ballade "Baraye"des iranischen Musikers Shervin Hajipour aus dem Jahr 2022, die zur Hymne der Proteste im Iran wurde. In diesen Titeln geht es um Werte wie Respekt, Akzeptanz und Toleranz. Um Stärke und Entschlossenheit. Um Mitgefühl und Empathie. Um Gleichberechtigung, Widerstand, soziale Verantwortung und auch um Selbstreflexion. Aber es geht auch um die Sehnsucht nach einem besseren Leben.

Auch das Bremer Outfit ist ein Statement.
Das von Designerin Olga Vasilkova dafür kreierte Outfit ist zudem ein Statement für sich. Das Oberteil des Kleides gleicht von der Form einer weißen Taube, die dezent eingearbeiteten Regenbogenfarben symbolisieren Hoffnung. Die Damen tragen beim Einmarsch zudem ein mit Strass besetztes Tuch über dem Kopf und den Schriftzug Freedom im Graffiti-Stil auf ihren Röcken. Die Herren wiederum tanzen mit dem Friedenssymbol auf dem Rücken. Und passend dazu endet dann auch die mit vielen tänzerischen Highlights gespickte Hochgeschwindigkeitschoreografie: Im Schlussbild formiert sich das Team Hand in Hand zu eben diesem Friedenssymbol – es ist die Botschaft des Siegers.