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Fern der Heimat Grün-Gold-Tänzer Yigit Bayraktar: Verrückt nach den Düften der Heimat

Grün-Gold-Club-Tänzer Yigit Bayraktar verbindet seine Leidenschaft für Tanz und Düfte mit seiner Heimatliebe zur Türkei. Dabei spielen seine Düfte, die an die Heimat erinnern, eine ganz wichtige Rolle ...
25.06.2025, 05:11 Uhr
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Grün-Gold-Tänzer Yigit Bayraktar: Verrückt nach den Düften der Heimat
Von Florent Comtesse

Der gerade erst 16-jährige Tänzer Yigit Bayraktar vom Grün-Gold-Club Bremen ist ein Ästhet. Das muss er auch sein für seinen anspruchsvollen Sport, bei dem es genau um das geht: Ästhetik und Ausdruck in jeder Bewegung, zudem noch bei der Auswahl der richtigen Kleidung, der Musik und des Stylings. Das Gesamtpaket muss passen.

Da passt es umso mehr, dass Bayraktar, der in der Türkei geboren wurde und vor fünf Jahren für das Tanzen mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder aus Ankara nach Bremen gezogen ist, die Ästhetik praktisch in die Wiege gelegt wurde. "Für uns Türken ist gutes Aussehen und Hygiene extrem wichtig", erzählt Yigit Bayraktar, der mit seiner gleichaltrigen litauischen Tanzpartnerin Lukrecija Kuraite bereits 2023, also mit 14 Jahren, Weltmeister über zehn Tänze wurde.

Daher ist sein Heimatritual, oder zumindest das, was für ihn eine landestypische Tradition darstellt, etwas recht Ungewöhnliches: Es ist nämlich das Parfüm. "Es mag schon fast etwas komisch klingen, aber ich bin verrückt nach Düften. Das ist neben meiner Familie die größte Verbindung zu meiner Heimat", sagt der 16-Jährige. Und die Liebe zu seinen Düften wird besonders deutlich, als Bayraktar auf sein Parfümregal mit Dutzenden Flakons gegenüber seiner zahlreichen schillernden Tanz-Trophäen in seinem Kinderzimmer zeigt. "Das sind besondere Düfte, sogenannte Nischenparfüms, die bekommt man nur in speziellen Fachgeschäften. Sie riechen bei jedem Menschen anders", erklärt der Tänzer.

Und beim Besuch wird auch klar, dass Yigit Bayraktar trotz seines noch jugendlichen Alters genau weiß, was er im Leben will – so wie bei der Auswahl der speziellen Düfte: "Mein Ziel ist es, einer der größten Tänzer zu werden und später auch das Tanzen zu lehren. Deswegen nenne ich mich selbst auch manchmal einen Tanzlöwen, was auch gut zum Charakter meiner türkischen Landsleute passt: Stark sein, mutig sein, niemals aufgeben, eine Sache voll durchziehen."

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Ein Tanzlöwe erobert die Szene

Dass es für den Traum, ein Startänzer zu sein, sogar eines Umzugs nach Bremen bedarf, das hätte sich der ganz kleine Yigit Bayraktar damals in seiner türkischen Heimat nicht vorstellen können. Denn es dauerte etwas, bis er überhaupt zu seinem höchst anspruchsvollen Sport gefunden hat: "Ich habe alles ausprobiert, von Basketball, Fußball über Boxen. Dann haben wir in der Schule das Tanzspiel 'Just Dance' auf der Konsole gespielt, da muss man Schritte zum Takt ausüben. Da war ich so gut drin, dass mein Lehrer zu meiner Familie meinte, dass ich großes Talent hätte. Und leider ist in der Türkei das Tanzen bei Männern nicht so populär."

Seine Eltern unterstützten ihn von Tag eins an bei seiner Tanzkarriere – und beschlossen vor fünf Jahren den Umzug nach Bremen, als der Grün-Gold-Club anklopfte. Mama Bayraktar erinnert sich: "Yigit wollte nur noch tanzen, tanzen, tanzen und Bremen ist perfekt dafür." Für den kleinen Yigit, der damals elf Jahre alt war, war es schon ein kleiner Kulturschock, sagt Mutter Gökce. Freunde hat er allerdings schnell gefunden, der Grün-Gold-Club um die zahlreichen Tänzer und die Trainer Roberto und Uta Albanese hat ihn wie eine kleine Familie aufgenommen. Die Sprache zu erlernen, war da schon schwieriger. Auch wenn er in der sportbetonten Schule Ronzelenstraße die bestmögliche Unterstützung erhielt.

Pendeln zwischen Nationen

Denn Yigit Bayraktar muss wegen seiner Tanzpartnerin, die im litauischen Klaipeda (früher Memel) lebt, oft reisen, um mit ihr in Litauen oder Bremen zu trainieren und auf großen Turnieren weltweit um Trophäen zu tanzen. Es ist praktisch ein Pendeln zwischen den Nationen. Da richtet sich der Lehrplan nach dem Schüler und nicht wie bei "normalen" Jugendlichen andersherum. Aber wenn die Sehnsucht nach der Heimat zu groß wird, dann zieht es den Tänzer in Bremen nach Gröpelingen, allein schon aufgrund der großen türkischen Gemeinschaft dort. "Es gibt so viele türkische Läden, Restaurants und Menschen in Gröpelingen, da kommt kein Heimweh auf", sagt Yigit Bayraktar.

Eben diese Gemeinschaft und das Soziale, vor allem auch in der Familie, ist ebenfalls etwas, was die Türkei ausmacht, meint er: "Die Familie ist das wichtigste. Bei Festen, an Sonntagen und bei Abendessen, da ist die gesamte Familie dabei. Wir sind auch sehr gastfreundlich, da kommen teilweise noch Familien von Freunden zu Besuch. Und wenn wir merken, dass es jemandem nicht gut geht, dann unterstützen wir, wo wir können."

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Das Kulinarische soll bei Yigit Bayraktar natürlich auch nicht zu kurz kommen. Türkische Speisen kommen aber nicht von den zahlreichen anatolischen Bäckern oder Feinkostläden in Bremen, sondern werden zu besonderen Anlässen von Mama Gökce selbst zubereitet. Am Sonntag kommen daher Köfte, gefüllte Paprikaschoten oder hausgemachte Teigtaschen wie Böreks auf den Tisch. Bei Mama schmeckt es eben am besten, meint der Sohn. Und es ist praktisch ein Ritual, das die Familie aus der Türkei mit in die Wahlheimat Bremen gebracht hat. So, wie den Duft, der an zu Hause erinnert.

Info

In der WESER-KURIER-Serie „Fern der Heimat“ sprechen ausländische Sportler, die nach Bremen und Bremerhaven gekommen sind, über ihre Traditionen, wie sie diese in Bremen leben und wie sie im kleinsten Bundesland der Republik angekommen sind.
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