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Handball Internationale Verstärkung für den HC Bremen

Die Rhein-Neckar Löwen wollten Gijs de Laater nicht mehr, doch mit 1,88 Metern Größe und 107 Kilogramm Gewicht dürfte der niederländische Nationalspieler beim Bremer Jugend-Bundesligisten seinen Platz finden.
09.09.2021, 16:00 Uhr
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Von Olaf Kowalzik elo

Gijs de Laater hatte am Anfang einfach nur Pech gehabt. Der Handball-Neuzugang des HC Bremen war extra zehn Tage früher von seiner Heimatstadt Bergen op Zoom nach Bremen gedüst, um ja nichts zu verpassen. „Ich wollte pünktlich zum Start der zweiten Vorbereitungsphase dabei sein“, sagt der Niederländer. Für den 17-Jährigen sollte das der Einstieg beim Jugend-Bundesligisten sein.

Da die Niederlande Ende Juli noch als Corona-Hochinzidenzgebiet galten, musste sich der Neuankömmling in Bremen erst einmal zehn Tage in häusliche Quarantäne begeben. So weit, so gut – das war ja auch der Grund für seine vorzeitige Anreise. Bitter war lediglich, dass die Quarantänepflicht für Einreisende aus den Niederlanden genau an dem Tag aufgehoben wurde, an dem de Laaters Quarantäne auslief. Er hätte die Zeit zu Hause also länger genießen können.

Der HC-Trainer Tim Schulenberg ist von der Einstellung seines neuen Kreisläufers begeistert: „Das ist schon ein fantastisches Zeichen, wenn ein Spieler unter solchen Umständen seinen Urlaub opfert. Gijs bringt eine andere Perspektive mit ins Team.“ Zum Beispiel, schon in jungen Jahren alles seinem Traum unterzuordnen und sich dafür ins Ausland zu begeben. „Ich möchte in der deutschen Männer-Bundesliga spielen, möchte Profi werden“, sagt de Laater klipp und klar. „Wenn man etwas erreichen will, dann muss man diesen Weg einschlagen.“ Auch wenn das Elternhaus in der Provinz Noord Brabant jetzt etwa 450 Kilometer und viereinhalb Autostunden von ihm entfernt ist. Sollte doch einmal Heimweh auftreten, dann gibt es ja immer noch die schnelle Kontaktaufnahme via Whatsapp oder per Telefon.

Tim Schulenberg kann die Motive seines Neuzugangs verstehen: „Du nimmst nicht solch einen Aufwand in Kauf, um später 3. Liga zu spielen. Und den Anspruch, Talente an das Bundesliga-Männer-Niveau heranzuführen, haben wir als Nachwuchsleistungszentrum des DHB ja auch.“ Hat der Kreisläufer zur Not auch einen Plan B? „Zurzeit nicht", gibt der Schwarzschopf zu. Dennoch bekommt er für diesen Fall das Rüstzeug geliefert. In der Sportbetonten Oberschule Ronzelenstraße nimmt er regelmäßig am Sport- und am Englischunterricht teil. „Dafür sind wir der Bildungsbehörde sehr dankbar, dass das geklappt hat", sagt Tim Schulenberg. Positiver Nebeneffekt: Sein Schützling kommt dadurch auf acht, neun Trainingseinheiten pro Woche. Außerdem wird Gijs de Laater von der Johan-Cruyff-Schule aus den Niederlanden heraus unterrichtet. „Das erfolgt über das Internet, wobei sich der Unterricht flexibel nach meinen Trainingsplänen richtet", klärt er auf.

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Die Johan-Cruyff-Schule unterstützt junge Nationalspieler, die im Ausland spielen. De Laater ist so einer. Er zählt aktuell zum Aufgebot von 40 Akteuren, die sich im Fokus der niederländischen Jugend-Nationalmannschaft befinden. Noch fünf Lehrgänge, dann soll dieser Pool auf 20 Spieler halbiert werden. Damit stünde das Gerüst der künftigen U19-Nationalmannschaft fest. „Da möchte ich gerne mit dabei sein“, sagt der Kreisläufer.

Dabei ist der Niederländer auf jeden Fall beim Start in der A-Jugend-Bundesliga. An diesem Sonnabend geht sie für den HC Bremen beim Aufsteiger HSG Verden-Aller los, eine Woche später kommt die HSG Handball Lemgo an den Jakobsberg. „Ich freue mich darauf", sagt de Laater. Sein letzter Einsatz liegt ja auch schon etwas länger zurück: Im Oktober 2020 lief er als 16-Jähriger in der B-Jugend der Rhein-Neckar Löwen auf, in deren Internat er auch trainierte. Es war dort sein viertes Punktspiel, dann legte die Corona-Krise den Spielbetrieb lahm. In der Weihnachtspause fuhr er kurz heim.

Im Februar teilten die Löwen dem Niederländer mit, dass sie in der A-Jugend nicht mit ihm planen würden. „Mit mir wären da fünf Kreisläufer gewesen", sagt de Laater. Also blieb das Talent zu Hause und hielt nach Klubs im niederländischen und im belgischen Raum Ausschau. „Ich hatte ja auch nicht mit einer deutschen Mannschaft gerechnet.“ Prompt flatterte ihm im Sommer die Anfrage des HC Bremen ins Haus. „Wir schauen uns immer nach Verstärkungen um", sagt Tim Schulenberg.

Die Corona-Pandemie erschwerte allerdings die Kontaktaufnahme. Zunächst stellten Tim Schulenberg und der Vereinsvorsitzende Ralf Fricke das Konzept Gijs de Laater und dessen Eltern per Videochat vor. Aber sollte das Talent während der Corona-Pandemie schon wieder ins Ausland ziehen? „Meine Mutter war eher skeptisch", verrät Gijs de Laater. Trotzdem fuhr er mit seinem Vater in die Hansestadt, trainierte zweimal mit dem Team und lernte nebenbei auch die Sportbetonte Oberschule Ronzelenstraße kennen.

„Mein Vater hat gesehen, dass es mir viel Spaß gemacht hat“, blickt der 17-Jährige zurück. Ergo sagte der Kreisläufer dem HC Bremen nach einer einwöchigen Bedenkzeit zu – und hielt sich in der Heimat anhand eines individuell ausgearbeiteten Trainingsplans fit. Beim HC Bremen kann Gijs de Laater seine körperlichen Vorzüge in die Waagschale werfen: Mit seinen 1,88 Metern Körperlänge und 107 Kilogramm Gewicht ist er am Kreis und im Abwehrzentrum nur schwer aus dem Weg zu räumen – und ist trotzdem agil. „Solch einen Spielertyp hatte ich noch gesucht", sagt Tim Schulenberg und ist zufrieden.

Zur Sache

Ziel: Bundesliga-Qualifikation 2022/23

Die A-Jugend-Bundesliga 2021/22 wird nach einem neuen Modus ausgetragen. Coronabedingt gehen 48 Mannschaften an den Start, danach sollen es wieder die zuletzt gewohnten 40 Teams werden. Der HC Bremen trifft in seiner Vorrundengruppe auf die HSG Verden-Aller, Handball Sport Verein Hamburg, THW Kiel, HSG Handball Lemgo und JSG HLZ Ahlen. Über vielfältige Wege können die Vereine ins Sechzehntel-Finale kommen. Die Achtelfinalisten qualifizieren sich direkt für die Bundesliga 2022/23. „Das ist unser Ziel, auch wenn es eine große Herausforderung ist", sagt Tim Schulenberg.

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