Dieses Tor hätte eigentlich nicht mehr fallen müssen. Es lief bereits die Nachspielzeit im Duell zwischen dem FC Huchting und dem Blumenthaler SV. Der Gastgeber hatte dem Favoriten aus Bremen-Nord lange Zeit ein enges Spiel geliefert und am Ende alles nach vorn geworfen, um noch einen zweiten Treffer zu erzielen. Doch dieses letzte Tor fiel auf der anderen Seite: Gegen elf aufgerückte Huchtinger traf Dominik Willkomm ins leere FCH-Gehäuse zum 4:1 (1:1)-Endstand – nun hatte der Bremen-Ligist das erste Halbfinale um den Bremer Lotto-Pokal doch recht klar für sich entschieden.
„Das passiert, wenn du alles nach vorn wirfst“, meinte Daniel Fecker. Der Huchtinger Kapitän war geschafft, hatte sein Landesligateam dem Gast doch ein umkämpftes Fußballspiel geliefert. Für Aufregung sorgte der unglückliche Abschluss aber weder bei Fecker, noch bei seinen Kollegen. Und er war auch nicht geeignet, den Trainer zu verärgern. Sicher, Oliver Kluth wäre schon gern ins Finale am kommenden Sonnabend in Oberneuland eingezogen. „Aufgrund der zweiten Halbzeit hat Blumenthal verdient gewonnen, aber für uns war das Halbfinale schon ein tolles Erlebnis“, so der Coach des Gastgebers.
Die Stimmung bei FCH stimmte also – trotz der Niederlage. Die Huchtinger Freude fiel im Grunde genommen nicht deutlich kleiner aus als die des siegreichen Blumenthaler SV. „Es ist unser Anspruch, so ein Spiel als Favorit nach Hause zu bringen, aber das hat man nicht immer gesehen“, meinte Malte Tietze. Der Mittelfeldspieler lenkte den Auftritt seines Teams zwar in gewohnt starker Form. Aber es machten zunächst nicht alle mit.
Dabei hatten die rund 40 BSV-Fans doch bereits vor dem Spiel eine klare Botschaft an die Mannschaft gerichtet: „Spielt so, wie wir saufen.“ Angesichts der ersten Minuten musste man befürchten, der Blumenthaler Anhang habe ernsthafte Probleme mit der Flüssigkeitsaufnahme. Denn bereits in der dritten Minute war Constantin Luchita zum Schluss gekommen und hatte Gäste-Keeper Mahmoud Hachem zu einer Fußabwehr gezwungen. Eine Minute später war es Daniel Fecker, der nach einer Ecke zum Abschluss kam und nur deshalb nicht zur Führung traf, weil Dominik Willkomm auf der Linie klärte.

Traf zum 1:2: Denis Chinaka (links).
Ein Spiel mit klar verteilten Rollen
„Wir hätten in Führung gehen müssen“, meinte FCH-Trainer Oliver Klutz. Sein Kollege sah es ähnlich. „In der ersten Halbzeit haben wir die Dinge nicht so umgesetzt, und da hat Mahmoud ein paar Mal toll gerettet“, meinte Blumenthals Trainer Steffen Dieckermann. Aber wie das manchmal so ist in einem Spiel mit klar verteilten Rollen: Irgendwie brachte der Favorit den Ball dann doch im gegnerischen Tor unter. In der ersten gefährlichen Szene des Gastes traf Kilian Lammers per Abstauber zum 1:0 für den Blumenthaler SV.
Allerdings passte diese Führung schon zum Geschehen in den folgenden Minuten. Zwar warf der FCH eine Menge Einsatzbereitschaft in die Waagschale. Doch sein Gegner besaß spielerische Vorteile und erwarb sich auch ein optisches Übergewicht. Besonders viele Torszenen kamen dabei allerdings nicht heraus. Dagegen war der Gastgeber immer wieder mal gefährlich, wenn der im ersten Durchgang noch nicht sehr souveränen Blumenthaler Abwehr mal ein langer Ball durchrutschte. Der zu diesem Zeitpunkt nicht unverdiente Ausgleich fiel allerdings aus einer Standardsituation: Fecker schlug einen Freistoß auf den Kopf von Kim Keiser, und der Innenverteidiger wuchtete das Spielgerät zum 1:1 ins Netz.
Es überraschte also nicht, dass die Halbzeitansprache von Steffen Dieckermann ein wenig lauter ausfiel. Der Trainer wies seine Kicker deutlich darauf hin, die „Dinge“ nun endlich umzusetzen. Dabei ging es um eine aufmerksame Abwehrarbeit, vor allem aber darum, schneller umzuschalten und auf diese Weise für Druck auf die gegnerische Defensive zu sorgen. Später sollte es zu den größten Leistungen der Blumenthaler Elf zählen, dieser Forderung umgehend nachgekommen zu sein. Bereits in den ersten Minuten der zweiten Hälfte trat der Gast aktiver auf und sorgte nun auch für eine ganze Reihe an Torszenen. Allerdings: Bevor sich der BSV absetzte, hatte Daniel Fecker noch eine gute Möglichkeit besessen, diese aber knapp vergeben (51.). Dann kam der Favorit: Innerhalb einer Viertelstunde stellten Denis Chinaka und Bo Weißhaupt das Ergebnis auf 3:1 – und damit war die Partie gelaufen. Es hätte des späten Treffers also nicht mehr bedurft.
Aber der machte den Huchtingern sowieso nichts aus. „Wir haben eine Halbzeit lang überragend gespielt, dann war Blumenthal besser und hat verdient gewonnen“, fasst FCH-Präsident Udo Fecker das Geschehen zusammen. Was außerhalb des Platzes passierte, ließ ihn dagegen nicht ganz so kalt: Rund die Hälfte der etwa 300 Zuschauer war offenbar überfordert mit der Einhaltung der Abstandsregeln. Dabei hatte der gastgebende Verein alles unternommen, extra für entsprechende Markierungen gesorgt und mit Durchsagen zur Disziplin aufgerufen.