Erst dieses Spiel, und dann noch der Regen: Ein Haufen mehr oder weniger frustrierter Fußballer des SC Borgfeld hatte sich zusammengefunden, um sitzend die 0:7 (0:3)-Pokal-Niederlage gegen den FC Oberneuland zu verarbeiten, da öffneten sich die Gewitterwolken und schickten einen ordentlichen Schauer auf die Anlage am Wümmedeich. Er vermochte die Laune der unterlegenen Kicker natürlich nicht zu verbessern, passte aber ins Bild – so richtig hatte in diesem Halbfinale nichts geklappt. „Es war klar, dass es nicht einfach wird“, meinte Dennis Jordan. Der Gegner sei schließlich mit einer starken Mannschaft angereist und stehe zudem „voll im Saft“. Das allerdings wollte der erfahrene Innenverteidiger nicht falsch verstanden wissen: „Es ist keine Entschuldigung dafür, dass wir nicht wach waren.“
Nicht die Höhe der Niederlage sorgte für die große Enttäuschung. Es war die Art und Weise des eigenen Auftritts. Denn eigentlich war das Spiel schnell entschieden – viel zu schnell für den SC Borgfeld. Später musste der Gastgeber sogar froh sein, nicht noch mehr Treffer kassiert zu haben. „Eigentlich müssen wir zehn Stück machen“, meinte FCO-Coach Kristian Arambasic, der nun am kommenden Samstag auf der eigenen Anlage den Blumenthaler SV zum Lotto-Pokal-Finale empfängt. Dabei war er „mit Respekt“ ins Spiel gegangen. Als Herabwürdigung der Borgfelder Leistung war seine Einschätzung auch nicht gemeint. Aber die Partie war irgendwann in eine Richtung verlaufen, die ein zweistelliges Ergebnis durchaus möglich gemacht hätte.
Das ging so: Der SC Borgfeld hatte zwar mutig begonnen, und so konnte man zunächst meinen, die beiden Teams würden sich rund zwanzig Minuten erst einmal abtasten. Aber das täuschte. Denn während der Gastgeber durch seinen Kapitän David Lange zu zwei Fernschüssen gekommen war (8., 15), ansonsten aber keinen Weg durch die aufmerksame FCO-Abwehr fand, legte sich der Favorit seinen Gegner einfach zurecht.
Ein bisschen schauten sich die Oberneulander an, wie der SCB das Spiel angehen würde, die ein oder andere Schwachstelle wurde ausgemacht und dann zugeschlagen. Bei der FCO-Führung halfen die Borgfelder allerdings kräftig mit. Denn gleich mehrfach hätte der Ball geklärt werden müssen, bevor Niklas Wenzelis zum Strafstoß-würdigen Foul gegen Onur Uzun greifen musste. Also legte sich Ebrima Jobe den Ball auf den Punkt und besorgte die frühe Führung des Gastes. „Das Foul war nicht elementar“, kommentierte Lutz Repschläger die Szene später. Auch der SCB-Coach sah ein viel größeres Problem darin, dass die Situation zuvor nicht geklärt worden war.

Traf selbst insgesamt viermal für den FCO: Affamefuma-Michael Ifeadigo (am Ball).
Auch die gedankliche Schnelligkeit fehlte
Insofern stand die Szene sinnbildlich für das gesamte Duell: Die Borgfelder verfügen ohnehin nicht über die spielerischen Möglichkeiten ihres Gegners. Am Sonntag fehlte auch die gedankliche Schnelligkeit, um dem gerade in der Offensive so stark besetzten FCO ernsthaften Widerstand leisten zu können. Das galt auch für den zweiten Treffer. „Da sind wir in Überzahl, kriegen den Gegner aber nicht gestellt“, so Repschläger. Dem Regionalligisten war zu diesem Zeitpunkt längst bewusst, dass er mit einer Tempoverschärfung zu einer guten Torszene kommen würde. Also trat Jobe im Mittelfeld an, schüttelte seine Gegner ab und bediente Affamefuma-Michael Ifeadigo, der aus kurzer Distanz vollendete.
Dass hier eine Menge Erfahrung und Cleverness gegen eine weniger reife Borgfelder Mannschaft antrat, wurde schließlich auch beim dritten Tor offenkundig. Da sprang Ifeadigo nämlich einfach in den langen Ball von Lars Tyca und überwand den aus seinem Tor geeilten Torben Kaessler mit einem Kopfball zum 3:0. Das sah nicht gut aus. Allerdings – das machte der frei vorm Borgfelder Gehäuse aufgetauchte Torschütze ziemlich deutlich – war der Glaube des Gastgebers an eine Überraschung zu diesem Zeitpunkt sowieso längst erloschen. „Irgendwann wurde uns der Stecker gezogen“, so Repschläger.
Der Rest der Partie gehörte nun endgültig dem Favoriten. Gleich nach dem Wechsel legte der FCO durch Jobe und Uzun zum 5:0 nach und ließ dabei noch eine Großchance für Uzun ungenutzt (49.). Auf die beste Chance des SC Borgfeld – Khalil Maarouf scheiterte aus acht Metern knapp (52.) – folgten zahlreiche weitere Szenen vor dem Tor von Torben Kaessler. Dem Borgfelder Keeper war es am Ende sicher auch zu verdanken, dass sich die Oberneulander nicht noch klarer durchsetzten. Schließlich hatten Uzun (56., 85.), Jobe (61.), Trebin (84.) und Ifeadigo ( 86.) neben den weiteren Treffern noch ziemlich gute Torchancen. „Am Ende haben wir hervorragenden Fußball gespielt“, meinte Kristian Arambasic. Der Oberneulander Trainer zeigte sich also „auf jeden Fall zufrieden“ mit dem Auftritt seiner Mannschaft.
Die habe zwar ein wenig gebraucht, ehe sie richtig in Fahrt gekommen sei. „Aber wir wussten: Wenn wir den Ball laufen lassen, werden sie müde“, so der Trainer. Der Kollege sammelte dagegen vor allem eine Erkenntnis: „Wenn der Glaube fehlt, bewegst du nichts mehr“, so Lutz Repschläger.