Als er gebraucht wurde, war Papa da – und beim FC Oberneuland heißt der Papa: Jonas Horsch. Dank zwei gehaltener Elfmeter führte der Torhüter des FC Oberneuland sein Team zu einem 6:5 (2:2)-Sieg nach Elfmeterschießen über den Bremer SV. Es ging dabei um nicht weniger als den Einzug ins Finale des Lotto-Pokals am 3. Juni im eigenen Stadion, um dass "Finale dahoam" also. Insofern verbuchte der FCO einen wichtigen sportlichen Erfolg und zugleich auch die Aussicht auf den finanziell lukrativen Einzug in den DFB-Pokal. Aber das hatte „Papa“ Horsch ja bereits zur Pause vorhergesagt. „In 60 Minuten ist Papa immer noch da“, lauteten seine Worte, als sich die Mannschaft zur Halbzeit in der Kabine versammelte.
Später war klar, dass sich Horsch damit auf ein mögliches Elfmeterschießen bezog. Das kam ja auch ganz gut hin angesichts einer 15-minütigen Pause und der sich anschließenden Halbzeit. Aber während der FCO-Keeper angab, die Aussage schon auch „scherzhaft“ getätigt zu haben, glaubte ihm sein Trainer jedes Wort. „Ich habe das ernst genommen“, unterstrich Sören Seidel. Letztlich wurde hiermit aber auch nur deutlich, was die Partie vor 872 Zuschauern geprägt hatte: Der FC Oberneuland war mit einem Selbstvertrauen angetreten, das sein Gegner aus etwas unerklärlichen Gründen nicht an den Tag gelegt hatte. Jedenfalls wirkte der Bremer SV über sehr weite Strecken der Partie nicht wie der Favorit dieses Duells. Aber als solcher hatte er als Regionalligist eigentlich gegolten.
Für Ralf Voigt hatte die Konstellation viel mit dem ziemlich missratenen Auftritt seiner Mannschaft zu tun. „Einige Spieler haben geglaubt, sie sind der Regionalligist und gewinnen deshalb automatisch“, meinte der Sportliche Leiter des BSV. Tatsächlich ließ sich in einigen Szenen durchaus erahnen, dass der Gast zumindest theoretisch über mehr Tempo und spielerische Fähigkeiten verfügt. Er brachte seine Vorteile aber nur sehr selten in das Spiel ein. „Du hast heute keinen Klassenunterschied gesehen“, fand auch BSV-Coach Torsten Gütschow. Seine Mannschaft habe das Spiel vielmehr „nicht angenommen und zu wenig Mentalität“ an den Tag gelegt.
Dabei war der Bremer SV doch gleich zu Beginn der Partie gewarnt worden, als Omar Sillah aus rund 18 Metern zur Führung des FCO getroffen hatte. „Danach hatte ich das Gefühl: Heute kann etwas gehen“, sagte Jonas Horsch. Er sollte sich mit zunehmender Spielzeit bestätigt sehen: „Mit jedem Zweikampf kam mehr Willen in die Mannschaft.“ Was sich beim FC Oberneuland durchaus positiv bemerkbar machte, bildete sich im Team des Gegners eher negativ ab. Zwar ließ der BSV durch Justin Grögers Kopfball bereits nach einer Viertelstunde den Ausgleich folgen. Aber zu einer echten Trendwende gegen einen defensiven und einsatzfreudigen FCO reichte es für den BSV nicht.
Im Gegenteil: Statt die zweite Halbzeit zu nutzen, um für klare Verhältnisse zu sorgen, kassierte das Gütschow-Team erst einmal den zweiten Gegentreffer. Ein Kopfball von Mohammed Sey – quasi als Abstauber nach einem fulminanten Sillah-Schuss – brachte die erneute Führung. Immerhin nutzte der BSV seine leichten Vorteile in der Chancen-Statistik später noch zum Ausgleich durch Nikky Goguadze. Wirklichen Zug bekam er aber auch im zweiten Durchgang nicht in seine Aktionen. „Wir haben uns fast nie im Eins gegen Eins durchgesetzt“, so Gütschow. Und Ralf Voigt unterstrich: „Wenn du so spielst, hast du im Finale nichts zu suchen.“
Die Statistik zum Spiel
FC Oberneuland: Horsch – Kujabi, L. Trebin, Haake, Gräpler – Sey (83. Hofmann), Nukic, Kühl (90. Koweschnikow), Kleiner (86. Poplawski) – T. Trebin, Sillah
Bremer SV: Glinder (89. Seemann) – Gröger, Muszong, Burke – Warm (46. Bukusu), Aid Hamid, Kaiser, Uzun (69. Schultz), Orlick – L. Diop (69. M. Diop), Goguadze
Tore: 1:0 Sillah (3.), 1:1 Gröger (15.), 2:1 Sey (52.), 2:2 Goguadze (74.)
Elfmeterschießen: Goguadze verschießt, 3:2 T. Trebin, 3:3 Kaiser, Haake verschießt, Schultz verschießt, 4:3 Sillah, 4:4 M. Diop, 5:4 Poplawski, 5:5 Burke, 6:5 Koweschnikow