Am Ende dieses spannenden Pokalabends hatte der FC Oberneuland zwei Helden: Mit Nico Poplawski einen kleinen, der den entscheidenden Elfmeter zum Einzug ins Halbfinale des Fußball-Lottopokals verwandelte; und mit Jonas Horsch einen großen, der im Elfmeterschießen zwei der fünf Strafstöße der SV Hemelingen parierte und den Grundstein fürs Weiterkommen des Bremen-Liga-Tabellenführers legte. Nach Ende der regulären Spielzeit hatte es gerechterweise 1:1 (0:0) gestanden, bevor der FCO das Elfmeterschießen mit 4:3 für sich entschied.
„Wir haben es Jonas Horsch zu verdanken“, sagte der glückliche FCO-Trainer Sören Seidel und schaute sich erst einmal von Weitem an, wie seine Mannschaft in einer Spielertraube den schwer erkämpften Erfolg feierte. Jubelgesänge der Gäste hallten über den Hemelinger Kunstrasenplatz, während der Trainer der Gastgeber, Günter Tuncel, seinen Akteuren zurecht ein dickes Kompliment machte. „Wir waren nahe dran“, sagte er, „wir haben ein gutes Spiel gemacht und uns einen blöden Konter zum 0:1 eingefangen. Wir sind enttäuscht, aber ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“
Nicht nur in Hemelingen sollte es im Viertelfinale des Lottopokals so richtig spannend werden. Auch der TuS Schwachhausen benötigte beim nicht unbedingt erwarteten 6:4 (1:1, 0:1)-Erfolg beim OSC Bremerhaven das Elfmeterschießen. Es fehlte nicht viel, und auch der hoch favorisierte Bremer SV hätte bei TuSpo Surheide ins Entscheidungsschießen gehen müssen. Doch in der fünften Minute der Nachspielzeit erlöste Herdi Bernard Boloko Bukusu den Regionalligisten mit dem Treffer zum 1:0-Sieg.
Topduell im Halbfinale
Damit erwartet die Mannschaft von Trainer Torsten Gütschow im Topduell des Halbfinales am Ostermontag um 15 Uhr den FC Oberneuland, während zur gleichen Zeit der TuS Schwachhausen den Bremen-Liga-Konkurrenten SG Aumund-Vegesack empfängt, der sich beim Landesligisten TSV Wulsdorf mit 2:1 behauptete.
So lautstark wie die Oberneuländer ihren Sieg feierten, schien ihnen eine große Last von den Schultern gefallen zu sein. Es war auch das schwere Spiel beim Tabellenzweiten der Bremen-Liga, das Trainer Seidel erwartet hatte. „Es gibt hier heute keinen Favoriten“, hatte er vor dem Anpfiff des guten Schiedsrichters Ralf Iwanowski (SC Borgfeld) gesagt. „Jeder Spieler träumt doch vom Erreichen des DFB-Pokals“, hatte Seidels Gegenüber Günter Tuncel gesagt, „wir wollen diesen Traum verwirklichen.“
Hemelingens Trainer hatte damit keineswegs zu dick aufgetragen. Seine Schützlinge boten dem letztjährigen Regionalligisten eine ausgeglichene Partie, in der sich die beiden Teams zuweilen neutralisierten. Chancen boten sich hüben wie drüben nur wenige. Die beste Gelegenheit für die Gäste vergab Daniel Hofmann (34.), während FCO-Keeper Jonas Horsch gleich zweimal gegen Clinton-William Helmdach (37.) und gegen Emile Moke (45.) parierte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit waren die Hemelinger der Führung deutlich näher als die Gäste. In der 50. Minute schien das 1:0 zu fallen, nachdem Hiroto Shimokawa nach einem tollen Solo im Strafraum des FCO gleich vier Gegner stehen ließ, dann den Ball aber nicht nur an Jonas Horsch, sondern auch am rechten Torpfosten vorbeischob. Und so passierte das, was die Hemelinger Fans befürchtet hatten: Statt der eigenen Mannschaft traf die der Gäste. Es war ein klasse Konter, den Fritz Kleiner zum 1:0 (63.) für Oberneuland nutzte.
Der Rückstand war fürs SVH-Trainergespann mit den Brüdern Günter und Feyhat Tuncel das Zeichen, mehr zu riskieren. Sie spielten jetzt mit zwei Spitzen und wurden in der 84. Minute mit dem Kopfballtor von Diyar Kücük zum 1:1 auch belohnt. Zuvor hatte die SVH allerdings schon Glück gehabt, dass Nico Poplawski für den FCO bei einem weiteren Konter nur den Außenpfosten getroffen hatte (72.). Das 2:0 wäre sehr wahrscheinlich die Entscheidung gewesen.
Apropos Entscheidung: Sowohl die Verantwortlichen der SV Hemelingen als auch die des FC Oberneuland haben sich noch nicht entschieden, ob sie bis diesen Freitag um 14 Uhr auch für die Regionalliga melden werden. Es bleibt also bis zum letzten Moment spannend, ob ein Bremen-Ligist die mögliche Aufstiegschance auch in Angriff nehmen würde.