Sein Einsatz für ein faires Miteinander im Jugendfußball hat den Bremer Marvin Bergmann am Montag zur Nationalmannschaft gebracht: Auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war der Jugendleiter des TS Woltmershausen mit seinem Sohn beim Spiel der Nations League zwischen Deutschland und den Niederlanden in München dabei. Der DFB hatte Bergmann in der Kategorie „Sonderpreis“ mit der Fair-Play-Medaille ausgezeichnet. Zuvor war der Woltmershauser bereits vom Bremer Fußball-Verband (BFV) für die Fair-Play-Geste des Monats November 2023 geehrt worden.
Beide Auszeichnungen beziehen sich auf Vorfälle am Rande eines A-Jugendspiels zwischen Woltmershausen und der SG Findorff. An jenem Abend wollte Bergmann eigentlich gar nicht zu dieser Partie, es stand eine private Einladung an und er hatte zu dieser Zeit keine Funktion im Verein. Rein privat schaute er sich das Spiel dennoch an. Nur die erste Halbzeit wollte er sehen, doch dann blieb er bis zum Ende – zum Glück, wie sich zeigen sollte.
"Das ging zu weit", sagt Bergmann
Denn was sich nach der Partie abspielte, nannte der Bremer Verband später „einen nicht zu tolerierenden Gewaltvorfall“. Nach dem A-Junioren-Landesliga-Spiel kam es zum Schlag eines Woltmershauser Spielers ins Gesicht eines Gegenspielers. Es gab die zweite Rote Karte des Abends, nachdem bereits während der 90 Minuten ein Platzverweis und fünf Gelbe Karten vergeben wurden. Es ging emotional zu. Nach dem Spiel wurde der Schiedsrichter dann von Spielern des TS Woltmershausen angefeindet. Bergmann sah das, und obwohl er schon viele Jahre eng mit dem Verein verbunden ist, zögerte er keine Sekunde, einzuschreiten. „Da kann es keine zwei Meinungen geben“, sagt er heute, „das ging zu weit, solche Emotionen gehören nicht auf den Fußballplatz. Deshalb habe ich eingegriffen.“
Bergmann brachte den Schiedsrichter sicher in die Kabine. Wie der Bremer Verband mitteilt, musste Bergmann „auf dem Weg dahin diverse Spieler davon abhalten, den Schiedsrichter zu attackieren – und er schaffte es, jegliche Art von Gewalt, ob physisch oder psychisch, vom Schiedsrichter fernzuhalten“. Obwohl die Drohkulisse enorm gewesen sei, habe er die Situation vorbildlich geregelt. Dieser Einsatz und sein Wille, gegen Gewalt im Fußball einzustehen, sei wichtig. Bergmann habe den Fair–Play-Gedanken in dieser Situation über alles gestellt.
Der DFB schloss sich dieser Sichtweise an und lud den Bremer mit anderen Gewinnern aus dem ganzen Bundesgebiet zum Länderspiel ein. Bergmann würde wieder so handeln, betont er: „Zwar gehören Emotionen im Fußball dazu – aber nicht solche.“ Deshalb engagiert er sich nun auch in der Gewalt-AG des Bremer Fußball-Verbandes.
Zweite Ehrung beim Werder-Heimspiel
Marvin Bergmann ist im Fußball verwurzelt, vor allem in Woltmershausen. Schon 38 Jahre ist er im Verein aktiv, 14 Jahre lang spielte er in der 1. Herrenmannschaft. Als sein Sohn das Nachwuchs-Leistungszentrum von Werder verließ und wieder in Woltmershausen spielen wollte, übernahm der Vater das Traineramt. Schon früher hatte er als Jugendtrainer gewirkt. Neben dieser Funktion bei den C-Junioren ist Bergmann inzwischen Jugendleiter des Vereins und gehört zum Trainerteam der ersten Herrenmannschaft. „Das war anfangs lustig“, erzählt er, „denn der 1999er-Jahrgang war früher die erste Jugendmannschaft, die ich trainiert habe. Diese Jungs habe ich jetzt bei den Herren wieder im Training.“
Auch bei seinen Jugendspielern wird Fair-Play wichtig genommen. Das Team drehte schon entsprechende Videos und gehörte zu den Kandidaten für die Verleihung des Julius-Hirsch-Preises. Als zusätzliche Belohnung für Bergmanns Verhalten hat der Verband einen Ballsack und Minitore an den TS Woltmershausen übergeben. Im Rahmen des Heimspiels von Werder gegen Holstein Kiel wird Bergmann noch persönlich vom BFV ausgezeichnet.