Was auf dem Video zu sehen ist, das bei einem Kreisligaspiel zwischen der zweiten Mannschaft des Bremer SV und Bremen United mit einem Handy gefilmt wurde, ist verstörend. Spieler und weitere Personen geraten aneinander, erst verbal, dann körperlich. Es gibt Schlägereien, Verfolgungsjagden, auch Tritte gegen den Kopf eines am Boden liegenden Spielers von Bremen United, der auf dem Video reglos liegen bleibt. Es sind Szenen voller Gewalt, bis jemand ruft: Mach das Handy aus! Dann endet die Aufnahme, nach einer Minute und 42 Sekunden der Schande.
Dass der Bremer Fußball-Verband wegen solcher Gewaltszenen nun alle Spiele des Wochenendens abgesagt hat, von den Kindern bis zu den Herren, ist ein wichtiges Signal. Denn so merkt auch die breite Masse, dass etwas gehörig schiefläuft auf und neben den Plätzen. Der Zeitpunkt ist erreicht, eher schon überschritten, an dem man nicht zur Tagesordnung übergehen kann.
Das Bemühen des Verbandes, hier nicht wegzusehen, gibt es schon länger. Doch eine Meldestelle für Gewalt, Arbeitskreise oder andere begleitende Angebote haben nicht dazu geführt, die Spirale zu bremsen. Im Gegenteil: Das Thema bekommt immer neue Qualität. Als die Schiedsrichter nach diversen Vorfällen zuletzt manche Spiele in Bremen nicht mehr ohne Sicherheitsdienst leiten wollten, fühlten sie sich vom Verband unverstanden, was zu internen Konflikten führte. Genau das ist nicht hilfreich: Die Probleme entstehen durch eine Verrohung der Sitten auf den Spielfeldern und in den Vereinen, sie lassen sich weder ignorieren, noch wegdiskutieren.
Fußballplätze in Bremen dürfen kein rechtsfreier Raum sein. Das Problem muss an der Wurzel gepackt werden. Die Absage des Spieltags sollte deshalb nicht nur ein symbolischer Akt sein, sondern der Anfang eines großen Aufräumens im Bremer Amateurfußball. Dazu müssen ausdrücklich auch die Vereine mit ihren Spielern und Trainern beitragen. Gewalttäter müssen konsequent angezeigt, ausgeschlossen, gesperrt und von allen Fußballplätzen verbannt werden – völlig egal, welcher Nationalität sie angehören.
Nach Vorfällen hört man aus den Vereinen oft, die Täter seien schon vorher auffällig gewesen. Wenn es im Fußballsport wieder um Fairplay und ein schönes Hobby gehen soll, dürfen solche Übeltäter nicht Teil einer Mannschaft sein – auch nicht der eigenen.