Ein Satz fällt im Zusammenhang mit dem Wort Padel-Tennis derzeit besonders häufig: In diesem Jahr wird noch vieles passieren. Darüber sind sich die meisten einig, die in Bremen etwas zu der Sportart zu sagen haben. Padel-Tennis – oder kurz einfach Padel – gilt in Spanien mittlerweile als zweitbeliebtester Sport und wird als ein Mix aus Tennis und Squash beschrieben. Nun scheint der Trend in Deutschland Fahrt aufzunehmen. Und auch Bremer Vereine ergreifen die Chance, sich mit Padel innovativer und moderner aufzustellen.
Einer davon ist die Tennisvereinigung Ost-Bremen. Den Antrag bei der Stadt für finanzielle Unterstützung hat sie bereits im September 2020 gestellt, Ende November beschloss der Verein bei der Jahreshauptversammlung den Bau zweier Padel-Plätze, Kosten etwa 120.000 Euro. In der vergangenen Woche gab es dann den Spatenstich – der Zaun einer alten Tennis-Anlage wurde bereits eingerissen. Anfang April soll die Einweihung stattfinden, sofern das Wetter mitspielt.
Peter Koch, den zweiten Vorsitzenden des Vereins, freut das besonders: Er hat die Verhandlungen mit der Stadt geführt und nach einigem Hin und Her die Unterstützung erkämpft, wie er berichtet. Sehnsüchtig habe er die Jahreshauptversammlung erwartet, auf der dann endgültig beschlossen wurde: Die Tennisvereinigung Ost-Bremen bekommt zwei Padel-Plätze, gebaut von der Firma Padello aus Nordrhein-Westfalen, die in Spanien eine eigene Schlosserei betreibt. Karoline Müller, Geschäftsführerin des Landessportbundes Bremen, freut sich für die Tennisvereinigung. "Es ist toll, dass der Verein auch zu Corona-Zeiten Innovation zeigt und seinen Mitgliedern etwas bietet." Und sie betont: Die Plätze seien strategisch gut gelegen, gleich am Eingang des Vereinsgeländes und damit gut sichtbar.
Bremer Hockey-Club plant Wettkampf-Courts
Und auch der Bremer Hockey-Club hat den Bau zweier Padel-Courts auf seiner letzten Mitgliederversammlung beschlossen. Dort soll ebenfalls der Bau im März beginnen, die Einweihung ist auch beim BHC für den 1. April angedacht. Hier läuft die Finanzierung anders, wie Geschäftsführer Martin Schultze erläutert: Die Firma Padel Sports stellt Plätze zur Verfügung, die der Verein mietet. Die Plätze sind mit Auslaufzonen und Flutlicht ausgestattet, sodass auch Wettkämpfe ausgetragen werden können, wie Schultze betont. "In Deutschland ist Padel der letzte verschlafene Punkt. Die Idee kam vom Vorstand, weil wir uns Gedanken machen, wie wir zukunftsträchtig werden können", sagt er.

Die Padel-Courts der Firma Padello sollen auch auf dem Gelände der Tennisvereinigung-Ost entstehen.
Der Bremer Sport-Club hat ebenfalls vor, Padel im Verein anzubieten und Plätze auf stillgelegte Tennisanlagen zu bauen. Allerdings ist der BSC noch auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, wie der erste Vorsitzende Stephan Oldag erklärt. "Das wird nicht ganz so einfach, das sind hohe Investitionen." Doch fest steht: Der Verein möchte neben dem Tennis etwas Neues anbieten.
Warum aber überhaupt die Begeisterung für diesen Sport? Padel-Nationalspieler Christian Böhnke, der als Vertreter der Firma Padello zum Spatenstich der Tennisvereinigung Ost-Bremen gekommen ist, kann das sofort euphorisch beantworten: Einerseits sei da der Teamgedanke – Padel wird im Doppel gespielt, man habe immer einen Partner neben sich, mit dem man sich im Idealfall gut verstehe. Zudem habe Padel das Potenzial, ein Volkssport zu werden, ist er überzeugt. "Es ist super leicht zu erlernen, dadurch, dass der Schläger sehr kurz ist. Man macht schnell Fortschritte, weil weniger Technik erforderlich ist. Und, man hat bei fast jedem Ballwechsel spektakuläre Szenen." Beim Padel werden die Glaswände oder Gitter mit einbezogen, die das Padel-Feld umzäunen – die Spieler und Spielerinnen können also die eigenen Wandflächen zu Hilfe nehmen, um den Ball zurückzuspielen. Dadurch können sich lange Ballwechsel ergeben. Martin Schultze vom BHC betont ebenfalls, dass Padel sich als Einstieg für Tennis hervorragend eigne und auch im höheren Alter lange spielbar sei.
Familiäre Community im Padel-Sport
Böhnke erzählt von der bisher recht familiären Community im deutschen Padel-Sport. So war es für ihn und einige seiner Kollegen möglich, schnell erfolgreich zu werden und auf Nationalebene zu spielen. Dadurch betreibe er den Sport aber "wenn überhaupt" semiprofessionell, Geld verdiene er damit so gut wie gar nicht. 2013 kam er das erste Mal mit Padel in Berührung, nachdem er zuvor schon jahrelang Tennis gespielt hatte. 2015 folgte der Aufstieg in die Nationalmannschaft. Die Leidenschaft für den Sport war so groß, dass Böhnke 2020 zu fünft das Unternehmen Padello gründete.
Auch Böhnke nimmt diesen Satz in den Mund: "In diesem Jahr wird einiges passieren." In Schweden gebe es inzwischen Padel-Schläger an fast jeder Tankstelle zu kaufen, sagt er, dort boomt die Sportart ebenfalls gerade. Deutschland sei ein Nachzügler, doch auch hier solle es bald einen Spielerberater geben, der sich um Sponsoring und Finanzierung kümmert. Padel habe viele Fans und Unterstützer im Profifußball: Einer der bekanntesten Padel-Court-Hersteller ist etwa Michael Rummenigge, der ehemals für Borussia Dortmund und den FC Bayern spielte. Der brasilianische Fußball-Star Ronaldinho saß auch schon bei Padel-Spielen auf den Rängen.
In der Region steht bereits seit 2016 eine Padel-Anlage des TC 71 Weyhe in Melchiorshausen in Niedersachsen. Auch hier gibt es Bewegung: Der Verein plant den Bau einer Padel-Halle, um sich vom Wetter unabhängig zu machen. Noch dieses Jahr soll die Halle entstehen, die Fördermittel seien so gut wie bewilligt, heißt es vom Verein. Die Courts der Tennisvereinigung Ost-Bremen und des BHC wären die ersten im Bundesland Bremen. Der Tennisverband Niedersachsen-Bremen will sich des Themas in diesem Jahr annehmen, sagt Pressesprecherin Sybille Schmidt. Anfragen von anderen Vereinen gebe es bereits und auch der Deutsche Tennis Bund wolle die Sportart verstärkt auf die Agenda nehmen. Es wäre also falsch zu behaupten, in diesem Jahr tue sich nichts im deutschen Padel-Tennis.