Am Ende war es Torsten Gütschow, der beim Trainerduell mit Kristian Arambasic triumphierte und jubelnd zwischen seinen Spielern verschwand – sogar auf dem Spielfeld, während die Partie noch lief. Diese Emotionen mussten einfach raus, nachdem Innenverteidiger Kevin Kling kurz vor Schluss per Kopf die 2:1-Führung erzielt hatte. Spieler und Trainer des Bremer SV bejubelten das auf dem Rasen, denn eigentlich war Rehden gerade drauf und dran gewesen, die Partie zu gewinnen. Als Atsushi Waki noch auf 3:1 erhöhte, war der gute Saisonstart des Aufsteigers in der Regionalliga perfekt: Mit sieben Punkten aus fünf Spielen wirkt der Bremer SV konkurrenzfähig.
„Ich freue mich für die Mannschaft“, sagte Gütschow, „am Ende haben wir uns diesen Sieg erkämpft, aber auch verdient, weil wir fußballerische Qualität im Kader haben.“ Dass es ein heißes Spiel würde, war bei dieser Paarung und dem prominenten Trainerduell absehbar, das Wetter kam hinzu: Bei hochsommerlichen Temperaturen brauchten die Spieler die Trinkpausen dringend.
Schon vor dem Spiel war Arambasic angespannt. Einerseits wegen des durchwachsenen Saisonstarts seiner Mannschaft, aber auch wegen der angespannten Personaldecke. So muss Arambasic nun auch länger auf den früheren Oberneulander Kerem Sahan verzichten, der sich eine Bänderverletzung am Knie zuzog. Dafür standen zwei andere Schützlinge aus gemeinsamen Zeiten beim FC Oberneuland in der Rehdener Startelf: Ebrima Jobe und Alessio Arambasic. „Er weiß, wie es am Panzenberg zugeht“, meinte Vater Arambasic vor dem Startelf-Debüt seines Sohnes im neuen Verein.
Beim Bremer SV fehlte Lukas Muszong, auf den Gütschow wegen einer Rippenverletzung zwei Wochen verzichten muss. Auf dem Platz merkte man diesen Ausfall nicht, im Gegenteil: Der Bremer SV legte einen fulminanten Start hin und war in der ersten Viertelstunde drückend überlegen. Ob nach Eckbällen oder aus dem Spiel heraus: Der Aufsteiger erspielte sich eine Reihe sehr guter Torchancen. Mal fehlte im Abschluss etwas Glück, mal schoss Stürmer Nikky Goguadze aus bester Position überhastet übers Tor. Die Zuschauer am Panzenberg sahen diese vielen vergebenen Chancen mit einer Mischung aus Freude und Verdruss, ehe Mats Kaiser die Bremer erlöste: Zum Ende dieser starken ersten Viertelstunde bugsierte er der Ball nach einer weiteren Ecke zum 1:0 über die Torlinie (15.). Gütschow lobte: „Das war die beste Anfangsphase, die ich als Trainer jemals erlebt habe.“
Die favorisierten Gäste brauchten eine Weile, um den Aufsteiger in den Griff zu bekommen, es dauerte aber bis zur 33. Minute, ehe auch Rehden eine Torchance verbuchen konnte, doch Malik Memisevic scheiterte knapp. Bis zur Pause erspielte sich Rehden nun mehrere Gelegenheiten. Der Bremer SV kam nicht mehr hinterher, überstand diese Phase aber schadlos – dank etwas Glück, aber auch durch das richtige Näschen: Kapitän Kmiec stand kurz vor der Pause richtig und schlug den Ball von der eigenen Torlinie.
Die entscheidende Szene gab es in der 60. Minute, als Alessio Arambasic einen Foulelfmeter herausholte: Das Publikum brüllte mal wieder „Malte, Malte“ – und tatsächlich parierte der erneut starke Malte Seemann den Strafstoß glänzend. „Das war ein Knackpunkt im Spiel“, meinte Gütschow, während sein Kollege Arambasic nicht fassen konnte, dass sein Team mal wieder einen Elfmeter vergab. Aus dem Nichts fiel in der 77. Minute doch noch der verdiente Ausgleich durch einen Fernschuss von Shamsu Mansaray. Als das Spiel nun zu kippen drohte, schaltete der Bremer SV einen Gang hoch: Jan-Luca Warm kratzte einen Ball von der Torlinie, im Gegenzug initiierten die beiden schnellen Diops viele Angriffe, die zu den beiden späten Toren führten. Arambasic war bedient: „Die Niederlage ist brutal, aber am Panzenberg kenne ich das ja.“ Gütschow durfte von der Atmosphäre im Stadion schwärmen: „Es war fantastisch, ich liebe den Panzenberg jetzt schon. So darf es weitergehen.“