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Serie: Die Zukunft der Vereine "Vereinssport und Sportunterricht müssen auf Augenhöhe kooperieren"

Nachwuchsprobleme in Bremer Sportvereinen: Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) spricht über die Bedeutung von Sportunterricht und warum dieser für viele Kinder der Einstieg in den Vereinssport ist.
26.11.2021, 12:25 Uhr
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Von Mario Nagel

Frau Aulepp, welche Bedeutung hat der Sportunterricht für Kinder und Jugendliche bei der Entscheidung, ob sie sich in Sportvereinen anmelden?

Sascha Aulepp: Viele Kinder haben in der Grundschule den ersten spielerischen Kontakt zu Sport. Sie lernen zum ersten Mal, sich zu bewusst zu bewegen. Sie lernen vor allem spielerisch, dass es beim Sport faire Regeln gibt, die sie einhalten müssen. Für viele Kinder wird Sport so über die Zeit hinweg mehr als nur Bewegung, es gibt ihnen Halt und Struktur. Und da ist der Weg zum Vereinssport natürlich ein kürzerer als ohne Sportunterricht.  

Wieso ist der Sportunterricht häufig das Sprungbrett? 

Aulepp: Sportunterricht ist breit gefächert. Für einzelne Sportarten bleibt oft nur wenig Zeit. Und es ist auch nicht jedes Kind bei jeder Übung oder jedem Spiel gleichermaßen motiviert und braucht entsprechende Unterstützung und Hilfe. Einigen liegt Turnen mehr, andere möchten lieber Fußball spielen. Im besten Fall treten Schülerinnen und Schüler in einen Verein ein, um die Sportart, die sie in der Schule kennengelernt haben, weiter auszuüben und auch nach der Schule und am Wochenende zu trainieren.

Warum ist es wichtig, den Sportunterricht in den Schulen im Hinblick auf den Vereinssport auszurichten? 

Aulepp: Der Vereinssport und der Sportunterricht müssen auf Augenhöhe kooperieren und sich ergänzen. Das eine sollte sich nicht auf das andere ausrichten. Schulsport erreicht alle Kinder und erfüllt eigene Aufgaben und verfolgt eigene Ziele. Aber beide wollen die Kinder zum lebenslangen Sport motivieren. Bewegung und Sport ist für die Gesundheit von Körper und Psyche ein Leben lang wichtig.

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Welche strukturellen Voraussetzungen braucht es, um im Sportunterricht den Grundstein für die Kinder und Jugendlichen zu legen, damit sie sich im Sportverein anmelden? 

Aulepp: Ein gutes Zusammenwirken und ein gemeinsames Agieren von Schule und Sportvereinen setzt eine ausreichende Finanzierung voraus. Wir brauchen ausreichende, gute und attraktive Sportstätten. Da gibt es Synergieeffekte mit den Sportvereinen, übrigens auch mit der Jugendhilfe und offenen Jugendarbeit. Und natürlich brauchen wir auch das Personal, um die Kinder qualifiziert anzuleiten und zu begleiten. Kinder sollen Spaß an der Bewegung haben, Spaß daran, gemeinsam im Team, aber auch gegeneinander im fairen Wettbewerb zu spielen.
 
Wie bewerten Sie das Konzept der Ganztagsschulen im Hinblick auf die Mitgliedschaft von Kindern und Jugendlichen in einem Sportverein? 

Aulepp: Natürlich gibt es da auch Probleme, aber Sportvereine sind ein zentraler Partner der Zusammenarbeit. Da sollten verschiedene Formen der Kooperation erprobt und weiter ausgebaut werden. Und wir brauchen auch eine Öffnung in Richtung aktueller Entwicklungen der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur.
 
Wie sollen Kinder und Jugendliche einer Sportart im Verein nachgehen, wenn sie bis 17 Uhr in der Schule sitzen und danach noch Hausaufgaben erledigen sowie häusliche Pflichten erfüllen sollen, ohne dass die Jugendlichen durch zeitlichen Stress überfordert sind? 

Aulepp: Richtig ist, dass die pädagogischen Konzepte auch die Interessen der Vereine berücksichtigen müssen. Natürlich können die nicht zum alleinigen Punkt werden, Kooperation muss auch wechselseitig erfolgen, aber wir haben ein Interesse an einer umfassenden Entfaltung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Da ist die Schule ein ganz wichtiger und großer Baustein, aber eben nur einer. Gut ist es immer, wenn sich die verschiedenen Bausteine – die familiäre und materielle Situation der Kinder, ihre Gesundheit, ihre Integration im Sozialraum und ihre Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft – mit den Möglichkeiten der Schule gut ergänzen. Von der Ganztagsschule, von mehr gemeinsamer Zeit in der Schule profitieren alle Kinder, da bin ich mir sicher. Aber wir müssen gemeinsam Sorge dafür tragen, dass die Angebote und Anforderungen auch gut zum sonstigen Leben unserer Kinder passen.

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