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Sport Unibad und fehlende Wasserzeiten: Bremer Schwimmverband in Not

Die größte Baustelle ist nach wie vor die ungeklärte nähere Zukunft des Unibads. Doch die fehlenden Wasserzeiten in den Bädern sind nur das eine von vielen Problemen des Landesverbands.
23.04.2024, 16:48 Uhr
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Unibad und fehlende Wasserzeiten: Bremer Schwimmverband in Not
Von Jörg Niemeyer

Die Liste der Probleme im Landesschwimmverband (LSV) Bremen ist lang. Und sie wird eher länger als kürzer. "Wir möchten fürs Unibad endlich eine Entscheidung haben", sagt Verbandspräsidentin Helga Beste und fordert Bremens Politiker auf, dem Schwebezustand schnell ein Ende zu bereiten. Seit Monaten ist unklar, ob das Unibad den bremischen Schwimmern über den 31. August 2024 hinaus zur Verfügung stehen wird. Der LSV braucht aber eine verbindliche Auskunft. Und die müsste eigentlich eine Zusage sein, damit der Verband den Anforderungen aus den Vereinen gerecht werden kann.

Allein im Unibad seien im Zuständigkeitsbereich des LSV montags bis freitags zwischen 16.30 Uhr und 22 Uhr mehr als 20 Vereine und Gruppierungen betroffen, sagt Helga Beste. "Aber ohne eine Entscheidung über das Unibad können wir keine Wasserflächen vergeben." Eigentlich erfahren die Klubs im Mai eines jeden Jahres, wie sie ihren Trainingsbetrieb nach den Sommerferien gestalten können. Da das Westbad derzeit neu gebaut wird und Vereine im Horner Bad nur in geringem Maße zum Zuge kommen würden, seien Schwimmzeiten grundsätzlich sehr knapp, sagt Helga Beste.

Da bekommt das Unibad, das mittel- bis langfristig sowieso verschwinden wird, für den LSV noch mehr Bedeutung. Doch solange dessen nähere Zukunft offen ist, liegen alle Wasserzeiten-Planungen des Verbands auf Eis. Und ein weiteres Hallenproblem könnte hinzugekommen, falls die Bremer Bäder GmbH als neuer Betreiber des Hansewasser-Bades (seit 1. April) dem Vereinsbetrieb Übungszeiten wegnehmen sollte. Dieses Szenario drohe, sagt die LSV-Präsidentin.

Auf dem Rücken der Vereine wird ein Konflikt ausgetragen, der vor Jahren bereits hätte gelöst werden müssen.
Verbandspräsidentin Helga Beste

Ende August läuft bekanntlich die Betriebserlaubnis fürs marode Unibad aus. Klar ist allen Beteiligten aus Uni, Politik und Sport, dass für den Weiterbetrieb wegen notwendiger Reparaturen ein weiteres Mal Geld investiert werden müsste. Einigkeit besteht auch darin, dass der befristete Erhalt des Bades nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig ist, um die Begehrlichkeiten von Sportlern, Schulen und Öffentlichkeit zu befriedigen. Strittig ist aber weiterhin, wer den Betrieb gewährleisten soll: Die Universität, die kein Interesse hat, weil sie das Bad gar nicht selbst nutzt; oder die im Prinzip bereitstehende Innen- und Sportbehörde, die sich jedoch nicht imstande sieht, die Verantwortung für die technischen Einrichtungen des Bades zu übernehmen. "Auf dem Rücken der Vereine wird ein Konflikt ausgetragen, der vor Jahren bereits hätte gelöst werden müssen", sagt Helga Beste.

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Weil der LSV nicht weiß, was ab September auf die Schwimmer zukommt, wächst der Unmut auch in den Vereinen. Die Stimmung sei "stürmisch", sagt die Präsidentin. Sie habe Verständnis für die kritischen Rückmeldungen von der Basis. "Das brennt den Leuten auf den Nägeln", sagt Helga Beste. Doch die Kommunikation mit den Klubs bereitet dem Präsidium zusätzlichen Aufwand, den es gerne für andere originäre Aufgaben einsetzen würde. Zumal - noch ein Problem des LSV - im Präsidium derzeit nur drei der fünf Posten besetzt sind: Der Fachwart Leistung und die Schatzmeisterin haben ihre Ämter niedergelegt. Immer mehr Baustellen und immer weniger Personal, das eingesetzt werden kann, bilden im Schwimmverband eine unheilvolle Konstellation.

Umso erstaunlicher ist es, dass der LSV trotzdem einige auch überregional erfolgreiche Talente in seinen Reihen hat. Da ist allen voran der 2008 geborene Mitja Bauer (Bremen 10) zu nennen, der auch auf nationaler Ebene gute Chancen auf vordere Platzierungen hat. "Aber in den jüngeren Jahrgängen ist die Bandbreite nicht besonders groß", sagt Helga Beste, "diese Lücke zu schließen, sollte unser Fokus sein." Das wiederum sei nur durch gezielte Sichtungsmaßnahmen im Zusammenwirken mit den Vereinen möglich. "Und dafür fehlt uns das Geld", sagt die Präsidentin.

Auch die Finanzen sind ein Problem des Schwimmverbands. Der LSV zahle für eine volle Trainerstelle an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße, sagt Helga Beste. Das Geld ist offensichtlich gut angelegt, weil sich die Trainingsarbeit an der Schule letztlich auch positiv auf die Vereinsarbeit auswirkt. Doch das Geld fehlt dem LSV für andere Aufgaben – unter anderem für eine gewünschte Trainerassistenz, die sich mit den Vereinstrainern vernetzen könnte, um die Zusammenarbeit mit der Basis zu verbessern. Helga Beste sieht deshalb die Bildungsbehörde finanziell in der Pflicht. "Wenn Schwimmtraining Unterricht an der Schule ist, sollte die Behörde das auch bezahlen", fordert die Präsidentin. Bis Ende des ersten Schulhalbjahres 2025/26 werde der LSV weiterhin für das Training an der Schule aufkommen. "Danach hoffen wir auf eine Übergangs- und schließlich auf eine Dauerlösung mit der Bildungsbehörde."

Die vielen Probleme des Schwimmverbands machten sich letztlich auch an einer anderen empfindlichen Stelle bemerkbar: im Ehrenamt. "Angesichts unserer schwierigen Bedingungen sind die guten Schwimmer und die Ehrenamtlichen in den Vereinen nur schwer bei Laune zu halten", sagt Helga Beste. Eine Tatsache, mit der sie angesichts der jüngsten beiden Rücktritte in der Verbandsspitze selbst konfrontiert ist. "Das Ehrenamt wird nicht richtig ernstgenommen", beklagt die Verbandschefin und wünscht sich auch deshalb als Zeichen der Anerkennung mehr Unterstützung aus der Politik.

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