Wer den Begriff Fitness hört, denkt vermutlich an kollektives Hantelstemmen in Studios wie McFit und John Reed oder an Bodybuilder, die eingeölt und gebräunt ihre gestählten Körper auf der Bühne präsentieren. Inzwischen gibt es aber Sportarten, die Fitness neu definieren und komplexe, funktionale Übungen nutzen, die den ganzen Körper beanspruchen. Crossfit ist eine davon. Der Trendsport wird immer beliebter und sogar wettkampfmäßig betrieben. Auch in Bremen.
Was ist Crossfit?
Crossfit ist eine Wettkampfsportart aus den USA, eine besonders harte Form des funktionellen Zirkeltrainings. Sie verbindet das olympische Gewichtheben mit gymnastischen Körpergewichtsübungen und Ausdauersportarten. "Diese Elemente werden in konstant variierender Weise trainiert und jeden Tag neu zusammengestellt", sagt Jörn Heineke. Der 48-Jährige betreibt die Sportart seit 2012, zwei Jahre später hat er das erste Crossfit-Studio in Bremen, die Box Crossfit Nordlicht, eröffnet. Das Training ist vergleichbar mit dem Fitness-Drill in der Armee. Es ist oftmals kurz, dafür umso intensiver.
Was ist das Ziel?
Die Leistungen der Athleten sollen in insgesamt zehn Fitnessbereichen verbessert werden – darunter Stärke, Kraft, Beweglichkeit, Gleichgewicht und Kondition. "Das Ziel ist, eine breit gefächerte Fitness zu bekommen, die einen für den Alltag rüstet", sagt Heineke. Natürlich gebe es bei Nordlicht aber auch Athleten, die Crossfit als Wettkampfsportart betreiben. Deshalb haben alle Übungen auch klar definierte Standards, die jeder Athlet einhalten muss. "Die meisten kommen aber einfach her, um sich einmal am Tag eine Stunde lang auszupowern, dabei angeleitet zu werden und sich keine Gedanken über das Training machen zu müssen." Ein ständiger Ansporn dabei: das Überschreiten der eigenen körperlichen Grenzen.
Wie sieht eine typische Crossfit-Einheit aus?
Am besten funktioniert Crossfit in einer Gruppe und unter Anleitung eines fachmännischen Trainers. "Wir starten immer damit, dass den Teilnehmern erklärt wird, was an dem Tag drankommt und welchen Reiz wir damit setzen möchten", erklärt Heineke. Anschließend gebe es ein gemeinsames Aufwärmen und einen Technik- oder Kraftteil, bei dem die Sportler die jeweilige Bewegung üben können. Im Fokus des Trainings steht das sogenannte "Workout of the Day" (zu Deutsch: das Training des Tages), abgekürzt mit WOD.
Wie funktioniert das WOD?
Die Gruppe erhält eine Trainingsaufgabe, die die unterschiedlichen Trainingsbereiche ansprechen soll. Die Workouts tragen oftmals nett klingende Namen wie Helen, Annie, Diane oder Cindy, können aber ziemlich fies sein. Denn die Sportler arbeiten nicht nur gegen den inneren Schweinehund, sondern auch gegen die Zeit oder in Intervallen. "Am Ende notiert man seine Ergebnisse und dehnt sich noch. Eine Class dauert immer eine Stunde und wird mit maximal zwölf Teilnehmern durchgeführt", sagt Heineke. Auch wenn jeder das Workout für sich durchführt, leidet man also nicht allein.

Beim Bremer Nordlicht Summer Cup messen sich Hobby-Athleten aus ganz Deutschland.
Kann das jeder machen?
"Auf jeden Fall", so der Crossfit-Trainer. "Natürlich dauert es bei manchen länger, einen Handstand zu erlernen oder den ersten Klimmzug zu schaffen oder ein schweres Gewicht vom Boden aufzuheben." Da aber alle Übungen dem jeweiligen Leistungsstand angepasst werden können, muss man kein Fitness-Profi sein, um Crossfit zu machen. Und wie gelingt der perfekte Einstieg? Heineke empfiehlt, einfach ein Probetraining zu buchen und es auszuprobieren: "Am besten die eigenen Ansprüche erst mal geringhalten und sich dann Schritt für Schritt steigern. Das Wichtigste ist, Spaß dabei zu haben."
Wie sieht die Crossfit-Szene in Bremen aus?
In Amerika erfährt der Sport schon seit den frühen 2000er-Jahren einen regelrechten Boom. Seit 2007 gibt es sogar Weltmeisterschaften, die "Crossfit Games", bei denen sich Profi-Athleten aus aller Welt messen. Aber auch in Deutschland und in der Hansestadt wächst laut Heineke die Crossfit-Gemeinschaft zunehmend. "Das sieht man schon daran, dass es inzwischen fünf Crossfit-Boxen in Bremen gibt", so der 48-Jährige, der nicht nur die Box in der Neustadt betreibt, sondern mittlerweile einen zweiten Standort in Horn-Lehe, Crossfit Leuchtfeuer, eröffnet hat. "Die Leute, die den Sport betreiben, kommen in der Regel zu uns, weil ihnen das Fitnessstudio zu langweilig geworden ist. Die finden bei uns dann genau die Herausforderung, die sie gesucht haben."
Gibt es auch Crossfit-Wettkämpfe in Bremen?
Ja, und auch da hatte Heineke seine Finger im Spiel. Sein Nordlicht Summer Cup findet seit einigen Jahren regelmäßig im Crossfit-Standort in Horn-Lehe statt. "Ich hatte einfach Lust, einen Wettkampf in Bremen zu etablieren." In diesem Jahr haben sich über 40 Teams aus ganz Norddeutschland angemeldet, denn Crossfit geht nicht nur allein, sondern auch in der Mannschaft.
"Es ist ein Wettkampf, bei dem Zweier-Teams antreten, bestehend aus zwei Frauen oder zwei Männern", erklärt er. Dabei gebe es zwei unterschiedliche Kategorien – eine für die erfahreneren Athleten und eine für die weniger erfahrenen. "Es macht Spaß, den Athleten zuzuschauen, wie sie über ihre Grenzen hinaus gehen", sagt Heineke. Und wer nicht wegen des Sports kommen wolle, könne wenigstens am Food Truck lecker essen.