Er ist ordentlich vorangekommen in diesem Jahr. Nicht nur, weil Niklas Dellke sein Studium abgeschlossen und eine Anstellung gefunden hat. Er ist seit Juli Financial Controller beim Logistik-Unternehmen DSV. Die Vorwärtsentwicklung bezieht sich auch auf das, was man zumindest vom Zeitaufwand her als seinen Zweitjob bezeichnen darf: auf Triathlon. Der Bremer Triathlöwe, 25 Jahre alt, hatte sich vor drei Wochen beim Ironman 70.3 in Österreich einen Startplatz für die WM 2022 auf der Mitteldistanz gesichert. Und auf der olympischen Distanz ist er jetzt zum Abschluss der Saison als der Sieger von Hamburg nach Bremen zurückgekehrt.
Knapp 700 Amateure beziehungsweise Hobby-Triathleten hatten für den Wettkampf im Rahmen der stimmungsvollen Veranstaltung namens "Hamburg Wasser 2021 – World Triathlon Championship Series" gemeldet. Dellke war der Schnellste. Außer ihm war nur noch Roman Reescke unter zwei Stunden geblieben, als 1,5 Kilometer geschwommen, 40 Kilometer Rad gefahren und zehn Kilometer gelaufen waren. 1:57:56 Stunden war Dellkes Zeit, 1:58:52 war die von Reeschke, der den Bremer beim Gewoba City-Triathlon Anfang August noch knapp hinter sich gelassen hatte. Rang drei ging in Hamburg an den zweiten gestarteten Triathlöwen. Fabian Günther hatte 2:00:40 Stunden benötigt.
Der Erfolg passte ganz gut zu diesem Triathlon-Jahr. Einerseits war das natürlich eine feine Sache, andererseits kam auch dieses Rennen nur als eine Art Light-Version eines klassischen Wettkampfes daher. Zum Gegner wurde zunächst mal weniger die Konkurrenz, sondern die Uhr. Es war quasi ein Rennen gegen sich selbst. Das Hygienekonzept sah vor, dass nicht alle auf einmal zum Start in die Alster sprangen, sondern alle 15 Minuten 50 Athleten. Auch diese 50 starteten gestaffelt. Alle fünf Sekunden durften wieder jeweils vier Wettkämpfer loslegen. Da die Gruppen nicht nach Leistungsvermögen unterteilt waren, sah es dann für den ohnehin starken Schwimmer Niklas Dellke auf der Alster so aus: Nach ungefähr 300 Metern lagen die anderen aus seiner 50er-Gruppe schon fast 100 Meter zurück. Nach der Hälfte der Strecke hatte er die langsamsten Schwimmer aus der Gruppe eingeholt, die eine Viertelstunde zuvor gestartet war.
Im Ziel habe er nicht gewusst, für welchen Platz sein Zeit gereicht hat, sagt Niklas Dellke. Er habe nur gewusst, dass es sich auf der Laufstrecke gut angefühlt hatte. "Tendenziell war das einer meiner besten Läufe bei einem Triathlon", sagt er. Seit rund einem Jahr arbeitet er mit dem Bundesstützpunkt-Trainer Christian Weimer aus Saarbrücken zusammen. Er hat sozusagen sein Training professionalisiert, weil er sein Limit als Triathlon-Amateur ausloten will. "Und ich merke immer mehr, wie sich meine Leistungen stabilisieren", sagt er.
So wurde der erfolgreiche Saisonabschluss auch eine Art Brücke für die mit ehrgeizigen Zielen verbundene Saison 2022. Niklas Dellke will es mittelfristig in die erste Bundesliga schaffen. Dafür sollen in der zweiten Bundesliga demnächst möglichst regelmäßig Top-Ten-Platzierungen in der Einzelwertung herauskommen. Möglichst soll sein Team auch eines mit Blickrichtung Ligaspitze sein. Vielleicht verlässt er dafür die Bremer Triathlöwen.
Letzteres will Niklas Dellke in den kommenden Wochen mal in Ruhe überdenken – jetzt, wo mal zwei Wochen lang Triathlon-Ruhe herrschen soll. Was übrigens nicht mit kompletter Sport-Ruhe zu verwechseln wäre. Der Triathlet sagt, dass er die Triathlon-Pause nutzen will, um sich im Bouldern oder im Badminton auszuprobieren, bevor es wieder an den intensiven Dreiklang aus Schwimmen, Radeln, Laufen geht.