Herr Rennies, viele dachten, Sie wären bereits seit Langem Präsident des Bremer Triathlon-Verbandes. Ihre Präsenz hebt sich von der anderer Funktionäre deutlich ab.
Bernd Rennis: Ich war bisher ja Vizepräsident, und zwischen 1999 und 2008 war ich bereits der Präsident. Damals habe ich nur aufgehört, weil ich Vizepräsident der Deutschen Triathlon-Union wurde. Nun wollte ich eigentlich gar nicht mehr ein Ehrenamt ausüben. Nachdem Günter Scharf vor einigen Jahren als Geschäftsführer aufgehört hatte, war das alles ein bisschen den Bach runtergegangen. Er war ja Dreh- und Angelpunkt des Verbandes.
Ihr Plan ist offenbar nicht aufgegangen...
...da sich nur wenig bewegte, haben wir uns beim Verbandstag zusammengesetzt. Auf der einen Seite wollte Sascha Wächter sein Amt als Präsident aus familiären Gründen nicht mehr ausüben, auf der anderen ergab sich aber die Möglichkeit, in Arne Beiß einen IT-Experten zum neuen Geschäftsstellenleiter zu machen. Da haben mich die Anwesenden gebeten, noch vier Jahre als Präsident dranzuhängen.

Bernd Rennies
Sie wurden zum Präsidenten, weil es an Alternativen mangelte?
Das kann man so sagen, auch wenn es doof klingt. Wir haben eine gute Vereinsarbeit. Aber es fehlt in der Spitze an Leuten, die in der Lage sind, so einen Verband zu steuern, die sich auskennen und gut vernetzt sind.
Wurde das Präsidium mangels geeigneter Kandidaten auf nur noch vier Mitglieder verkleinert?
Nein, die Mitarbeit steht ja allen frei. Aber wir haben gesagt: Mit einem kleinen Präsidium sind wir handlungsfähiger. Wir setzten die klaren Schwerpunkte Geschäftsstelle mit einem neuen Internetauftritt und Jugendarbeit. Ein größeres Gremium ist da weder förderlich noch erforderlich.
Wie steht es gerade um den Triathlonsport in Bremen?
Eigentlich nicht schlecht. Durch unsere drei Veranstaltungen – den Gewoba City-Triathlon, den Werdersee Swim & Bike und den Einhorn-Triathlon am Unisee – sind wir als kleiner Landesverband schon gut aufgestellt. Daneben treten die Männer der Triathhlöwen in der 2. Bundesliga Nord an.
Trotzdem scheint Triathlon keine so große Rolle in der Stadt zu spielen, das entspricht nicht gerade dem bundesweiten Trend.
Da spielt sicher unsere fehlende Präsenz in der letzten Zeit eine Rolle. Zudem haben wir seit Jahren keine Trainer mehr ausgebildet. Damit fangen wir ab dem Herbst wieder an. So bedienen wir die Nachfrage in den Vereinen und decken ihren Bedarf ab. Seit Jahren bestand immer die Gefahr, dass Jedermänner und Nachwuchs mangels Trainern auf der Strecke blieben.
Warum wurden denn keine Trainer ausgebildet?
Die A- und B-Trainer werden sowieso von der DTU ausgebildet, dem Landesverband wurde die Ausbildung von C-Trainern übertragen. Aber bereits diese Stufe der Ausbildung erfordert einen großen organisatorischen Aufwand und handelnde Personen, die den Ausbildungsgang mit 120 Stunden eng begleiten. Ein Versuch scheiterte 2018 daran, im Frühjahr 2020 hat uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Moment sieht alles etwas besser aus: Wir konnten Referenten für den Herbst gewinnen, die erforderlichen Räumlichkeiten stellt uns Bremen 1860 zur Verfügung. Und ich habe Zeit und kann mich um die Organisation kümmern.
Gibt es weitere Ideen für die Zukunft?
Ein weiterer Punkt ist die Firmen-Fitness. Da müssen wir aktiver werden und den Unternehmen Angebote unterbreiten. Es geht dabei aber vor allem um die Unterstützung der Vereine, von denen da die Basisarbeit geleistet wird.
Der Triathlonsport soll großes Sponsoren-Potenzial haben. Gilt das auch für Bremen?
Sponsoren und Bremen sind ein sehr schwieriges Thema. Wir sind schon sehr froh über die Gewoba, die uns beim City-Triathlon in der Überseestadt unterstützt. Ohne sie wäre eine solche Veranstaltung auf diesem Niveau nicht machbar. Ansonsten ist die Lage sehr überschaubar, und nicht selten beruht das Engagement von Sponsoren auf Zufällen oder persönlichen Kontakten.
Die Sponsoren sollen interessiert sein, da Triathlon oft von Akademikern, also eher gut situierten Menschen, betrieben wird. Muss sich der Sport auch anderen Gesellschaftsschichten öffnen?
Das meinte ich vorhin: Wir müssen uns auch den Jedermännern öffnen, indem wir attraktive Angebote gestalten. Klar ist: Triathlon ist besonders anfällig für teures Equipment, vom Neoprenanzug bis zur Rennmaschine, und je mehr ich investiere, desto mehr Spaß macht es mir. Aber man kann den Triathlon auch mit einfachen Mitteln bestreiten.
Worin bestehen diese attraktiven Angebote?
Niederschwellige Einstiege für Menschen, die keine entsprechende Ausstattung oder kein entsprechendes Leistungsniveau haben. Wir wollen diese Einsteiger verstärkt ansprechen.
Wie konkret?
Etwa durch mehr Trainer. So können wir allen Interessierten ein Angebot machen, auch wenn es erst einmal nur um die Basics dieses Sports geht. Das fiel zuletzt oft weg, weil die Anzahl an Trainern zu gering war. Aber Triathlon ist eben so viel mehr als ein Iron-Man mit seinen fast übermenschlichen Leistungen. Es geht auch auf einem deutlich niedrigerem Niveau.