Sie ist erst zwölf. Sie turnt schon mit in der 3. Bundesliga, ihr Team ist in dieser Saison Zweiter der Staffel Nord geworden. Vladyslava Ozinkovska sei kurz vor Kriegsbeginn mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Bremen gekommen, sagt ihre Trainerin Katharina Kort, die das junge Mädchen "Vlada" nennt. Vlada habe anfangs "eine grauenhafte Technik" gehabt, sei aber "ein super Arbeitstier". So fleißig, so engagiert, so motiviert. "Sie kann es nächstes Jahr in den Bundeskader schaffen", schätzt Katharina Kort.
Unter Bedingungen trainieren, wie man das auf dem Bundeskader-Niveau müsste, kann Vlada auch nächstes Jahr noch nicht, zumindest nicht in Bremen. Im nächsten Jahr soll im Frühjahr erst mal Baubeginn sein für die neue Turnhalle. Das hofft man jedenfalls beim TuS Huchting. Bei der Gesellschaft Immobilien Bremen (IB) die im Auftrag der Stadt bauen soll, ist man da etwas zurückhaltender. Man sei mitten im Verfahren für den Bauantrag. "Die sogenannte Entwurfsunterlage–Bau (EW-Bau) wird aufgrund von Planungsergänzungen zeitnah fertiggestellt sowie abgeschlossen sein und dem Baubeginn und somit der späteren Fertigstellung angepasst", heißt es auf Nachfrage des WESER-KURIER.
Der TuS Huching und das Hallen-Dilemma: Mehr als 50 Jahre ist das Gebäude an der Amersfoorter Straße mittlerweile alt, in dem der Verein mit langer Turn-Tradition zurechtkommen muss. Modern geht anders: Die Halle ist schlecht zu belüften, zuletzt sei schon dreimal Schimmel entfernt worden, sagt TuS-Geschäftsführerin Heike Kretschmann. Im Winter falle ständig die Heizung aus und blieben die Duschen kalt. Die Toiletten würden mal funktionieren, mal nicht. Abgesehen davon ist die Ausstattung fürs Kita- und Kinderturnen halbwegs ausreichend, fürs Leistungsturnen nicht. Für den langen Anlauf zum Sprungtisch müssen zwei Hallentüren geöffnet werden und die Sportlerinnen von draußen Anlauf nehmen. Eine Schnitzelgrube, allein aus Sicherheitsgründen dringend erforderlich für das Einstudieren neuer Elemente: gibt es nicht. Vlada und andere Mädchen fahren regelmäßig nach Buchholz, um dort so etwas wie gehobenes Training zu haben.
Seit mindestens zehn Jahren wird öffentlich die Diskussion geführt, ob der TuS Huchting für seine Turnabteilung eine andere Heimstätte braucht. Besonders öffentlich wurde das, als Bremer Medien vom Aufstieg des Supertalents Karina Schönmaier in die Nationalmannschaft berichteten – und deren Trainingsbedingungen zeigten. TuS Huchting bietet in einem Stadtteil mit übersichtlich vielen gut betuchten Anwohnern ein wichtiges soziales Angebot. Der Verein gehört mit rund 2500 Mitgliedern zu den größeren der Stadt, die Turnabteilung habe aktuell circa 140 Turnerinnen, sagt Heike Kretschmann. Als im Sommer Olympia in Paris lief, habe es wieder etliche Neuanmeldungen gegeben – und eine moderne Halle würde natürlich eine andere Anziehungskraft haben als die alte marode. "Es wird super, wenn es diesen Leuchtturm im Stadtteil geben wird", sagt Kretschmann, die für die SPD in der Bürgerschaft sitzt.
Vorläufig heißt es jedoch weiterhin: Warten auf den Leuchtturm. Sie hoffen beim TuS Huchting, dass die alte Halle an der Amersfoorter Straße, wo ein Bildungscampus entstehen soll, noch so lange durchhält, bis die neue Halle fertig ist. Diese soll an der Obervielander Straße gebaut werden, der Senat hat dafür vor zwei Jahren sieben Millionen Euro bewilligt. "Aufgrund der Planungsergänzungen werden die Kosten ebenfalls angepasst und sind noch abschließend zu bewerten", antwortet Immobilien Bremen auf die Kostenfrage. Eine konkretere IB-Antwort gibt es in einer Frage, die für Trainer Katharina Kort und ihre Turnerinnen von großer Bedeutung ist. Die regelmäßigen Fahrten nach Buchholz würden im neuen Hallen-Zeitalter wegfallen können. "Tatsächlich ist eine Schnitzelgrube Teil des Projektes", heißt es bei IB.