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Ein Fahrer - Sechs Tage (Tag 2) Unruhige Nächte

Nach der erfolgreichen ersten Jagd hat Christian Grasmann kaum geschlafen. Erst spät ist er zur Ruhe gekommen. Wie der zweite Tag für den Radprofi verläuft, lesen Sie in unserem Onlinetagebuch.
15.01.2016, 13:55 Uhr
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Von Katharina Elsner Kristin Hermann

Sechs Tage lang rasen die Radprofis durch die ÖVB-Arena, oder besser: sechs Nächte. Tausende Menschen sehen ihnen dabei zu, aber kaum einer weiß: Wie geht es den Fahrern in dieser Zeit? Wie leben sie, abseits der Bahn? Was treibt sie an, was bedrückt sie? Die WESER-KURIER-Volontärinnen Katharina Elsner (ELS) und Kristin Hermann (HEK) begleiten Christian Grasmann abwechselnd durch die Sixdays; der Münchner ist mit seinen 34 Jahren einer der erfahrensten Profis des Bremer Fahrerfeldes.

So war der erste Tag.

Freitag - Tag 2

11.30 Uhr: Nach der erfolgreichen ersten Jagd am Donnerstagabend hat Christian Grasmann kaum geschlafen, bevor er am Freitag zum Frühstück in den Speisesaal kommt. Nicht etwa, weil er seinen ersten Etappensieg ausgiebig gefeiert hat; die Party im Erdgeschoss des Courtyard Hotels sei einfach zu laut gewesen, sagt er. Trotz Ohropax. So sind Grasmann und Zimmergenosse Marcel Kalz erst gegen sechs Uhr morgens zur Ruhe gekommen, obwohl sie bereits um drei Uhr auf dem Zimmer waren. Selbst so ausgelassen zu feiern, kommt für Grasmann und die meisten anderen Profis in der Regel nicht in Frage. "Letztendlich ist zwar jeder selbst für sich verantwortlich", sagt Grasmann. "Aber man will ja auch im kommenden Jahr wieder dabei sein und Geld verdienen." Auch Alkohol ist für Grasmann nach den Rennen meistens Tabu. "Ich trinke höchstens mal ein Becks."

Jetzt steht aber erst einmal ein ausgiebiges Frühstück auf dem Plan. Vollkornbrötchen mit Tomate, Mozzarella, Rucola und Rührei. Dazu Tee und Wasser. Das gibt Grasmann Kraft, um gut in den Tag zu starten. "Wobei das hier in Bremen schon Luxus ist", sagt er. Normalerweise essen die Radfahrer Porridge zum Frühstück - ein Getreidebrei, der aus Haferflocken oder Hafermehl sowie Wasser und/oder Milch zubereitet wird. In dem Speisesaal sitzt schon gut die Hälfte der Turnierfahrer. Grasmann gehört um 11.30 Uhr noch zu den Frühaufstehern. Gesprächsthema am Frühstückstisch: Kleinere und größere Verletzungen in der Leistengegend - für Radprofis ein ganz normaler Morgen. (HEK)

16.00 Uhr: Ohne Massage geht bei den Rennfahrern nichts - oder zumindest nicht viel. Jeden Tag legt sich Christian Grasmann mindestens eine Stunde auf die Liege, um Verhärtungen vorzubeugen. "Wenn man da nichts macht, hat man ganz schwere Beine", sagt er. Die Stunde vertreibt er sich an seinem Handy oder mit einer Zeitung in der Hand. Manchmal schließen die Fahrer auch einfach die Augen und entspannen. In der kleinen Kabine in der ÖVB-Arena sind insgesamt drei Massageliegen aufgebaut, an denen die Profis behandelt werden. Zeitgleich fährt meistens einer von ihnen auf einem Trainingsrad, dass an einigen Rollen befestigt ist. Gleich geht es für Grasmann wieder auf sein Hotelzimmer - etwas Schlaf nachholen bevor es am Abend wieder auf die Bahn geht.

Verhärtungen geben @chgrasmann und sein Masseur keine Chance. #SixdaysBremen @WESER_KURIER pic.twitter.com/vQAh7avDjr

— Kristin Hermann (@Kr_Hermann) 15. Januar 2016

22:00 Uhr: Christian Grasmann hatte ein Problem. Sein Sattel ist verrutscht, zwei Zentimeter tiefer saß er. Das sei so, als wenn man zu tief auf der Toilette sitze, sagt er und verrenkt Beine und Oberkörper. Zum Glück hat er sein Team, das sowohl Fahrrad als auch Fahrer wieder in Ordnung bringen. In 15 Minuten wird Grasmann wieder auf sein Fahrrad steigen. Das Rennen: 500 Meter. Bis zu 64 km/h wird er schnell. Sein Ziel: "Die Führung verteidigen", sagt er und lutscht eine flüssige Koffein-Power-Packung aus. Doping? Er schüttelt den Kopf. Erst vor zwei Tagen musste er einen Dopingtest machen. Die knatternden Dernys rauschen vorbei. Der Bass aus den Boxen brummt. Das Läuten der Startglocke - die Geräuschkulisse ist ohrenbetäubend. "Anstrengend", findet Grasmann. (ELS)

Hard work but great fun together with @deketelekenny @Sixdays_Bremen @MalojaPushbiker @muntanerdavid @depauwmoreno pic.twitter.com/mJoQ5ZmIxq

— Christian Grasmann (@chgrasmann) 15. Januar 2016

22:45 Uhr: 61,721 km/h erstrampeln Grasmann und sein Kollege de Ketele. Damit hätten die beiden die Mindestgeschwindigkeit erreicht, die es braucht, auf einer Autobahn zu fahren. (ELS)

61 Kilometer/Stunde strampeln @chgrasmann und @deketelekenny. #SixDaysBremen #dasistschonschnell #Autobahn #SixDays pic.twitter.com/mb7Lq4DiL9

— Frau Elster (@MsElster) 15. Januar 2016

23:30 Uhr: Grasmann hofft, dass er heute früher ins Bett kann.

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